Rezension

Wiener Flair am Ende des 19. Jahrhunderts

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis - Ulrike Schweikert

Hinter den Spiegeln
von Ulrike Schweikert

Wien 1892; Komtess Luise, Tochter des Grafen von Waldenberg, erwacht aus ihrem Koma, dass sie infolge eines Reitunfalles erlitten hat. Doch sie leidet unter Gedächtnisverlust. Nicht nur, dass sie sich an den Unfall nicht erinnern kann, sondern auch ihre Umwelt ist ihr fremd, wenn auch irgendwie vertraut. Mit Hilfe ihrer Zofe Dana und dem Haushofmeister Milan gelingt es ihr, ihre Unsicherheiten zu überspielen und nach außen hin sich nichts anmerken zu lassen.
Doch Luise hat sich gewandelt. Sie beobachtet mehr und nimmt ihre Umwelt stärker war. Auch der Zuckerbäcker Stephan Brucker, der schon lange heimlich die schöne Komtess liebt, wir von ihr nun beachtet. In seiner Backstube duftet es nicht nur nach Mandeln und Schokolade, sondern die warme Atmosphäre in Stephan´s Familie lockt Luise an. Gerade weil unter dem Dach der Waldenbergs eine eher eisige und angespannte Atmosphäre herrscht, da Onkel Philipp. Tante Irma, Cousin Max und Cousine Gabriele mit im Haushalt der Waldenbergs leben. Als geduldeter Anhang.....

Ulrike Schweikert hat auf knapp 460 Seiten eine alte Welt wieder aufleben lassen. Nicht nur, dass sie hier eine Adelsfamilie und eine Handwerksfamilie gekonnt porträtiert hat, sondern auch die Angestellten im Hause Waldenberg bekommen Leben eingehaucht.
Wechselnde Sichtweisen lassen uns hinter die Kulissen der verschiedenen Protagonisten blicken, Abgründe tauchen genauso auf, wie Liebe und das Verhalten bei  Hofe im Wien Ende des 19. Jahrhunderts.
Fast bildhaft gelingt ihr die Darstellung der Geschichte. Gerade bei den Schilderungen in der Backstube, möchte man am liebsten in die Pralines und Torten beißen ! Aber auch die Szenen am Hof oder im Alltag von Luise werden detaillgetreu erzählt und man lässt sich fast mit auf das Tanzparkett führen.

"Hinter den Spiegeln" ist eine gekonnte Mischung aus Spannung, Liebe, Konflikten und Milieustudie, dass sich angenehm und abwechslungsreich lesen lies.
Das Ende, obwohl abgeschlossen,  lässt noch Hoffnung, dass es evtl. noch eine Fortsetzung geben könnte!