Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Klare Leseempfehlung

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis - Ulrike Schweikert

Hinter den Spiegeln
von Ulrike Schweikert

Bewertet mit 5 Sternen

Wien, 1892. Die junge Komtess Luise von Waldenberg stürzt bei einem tragischen Unfall vom Pferd und verliert ihr Gedächtnis. Nichts ist mehr, wie es einmal war, an nichts kann sie sich wirklich erinnern. Und gerade das öffnet ihr dennoch die Augen.
Warum hat sie nie gemerkt, wie verlogen der Hofadel eigentlich war? War sie früher wirklich genauso? Und warum wird die Kluft zwischen Bedienstetenimmer größer, was ihr völlig falsch erscheint.
In der Zuckerbäckerei Stephan Brucker's hingegen fühlt sie sich verstanden, fühlt sie sich fast schon frei und glücklich.
Doch was passiert, wenn sie gegen unbeschriebene Gesetze des Landes verstößt oder sich wieder an ihr früheres Leben erinnert?

Ich muss ehrlich sagen, der Schreibstil der Autorin hat mir sofort gefallen. Bereits mit dem Anfang der Geschichte wird man in die Story hineingeschmissen und ich habe mich von Beginn an... fast schon wohlgefühlt.
Durch Tagebucheinträge, die Luixe im Laufe des Buches von sich selbst liest, war sie mir anfangs wirklich ein wenig unsympatisch, aber man hat deutlich gemerkt, dass sie von sich selbst geschockt war, dass sie einfach nicht verstehen konnte, dass sie wirklich mal SO war.

Stephan war mir ebenso sympatisch, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass er ein wenig naiv wirkt. Er vergöttert Luise schon lange, schon weit vor ihrem Unfall und dennoch kann ihn nichts und niemand davon abbringen, etwas für "seine" Luise zu empfinden.
Irgendwo fand ich das allerdings auch schon wieder süß und ich habe es wirklich genossen, die beiden zu lesen, ihnen in Stephans Backstube über die Schulter blicken zu können.

Der geschichtliche Aspekt darf natürlich auch nicht vergessen werden. Während des Lesens bekommt man einen Eindruck aus dem damaligen Leben im 19. Jahrhundert vermittelt. Über die Gepflogenheiten des Adels und über Dinge, die damals - und vermutlich teilweise auch noch heute - einfach unter den Teppich gekehrt wurden.
Erst durch ihren Unfall bemerkt Luise, dass das eigentlich gar nicht so das Leben ist, was sie führen möchte, auch wnen ihr im Grunde nicht mal wirklich eine Wahl bleibt.
Nach und nach versucht sie zudem die Umstände um den Tod ihrer Bruder zu klären, welcher bei dem Unfall, bei welchem sie ihr Gedächtnis verlor, ihr eigenes Leben verloren hat.

Den typischen Anto - Protagonisten gab es natürlich auch und der war in meinem Fall sogar mehrfahr vertreten. Louise's Cousin Maximilian und seine Familie waren mir einfach so dermassen.. unsympatisch, dass ich am liebsten ins Buch krabbeln wollte, um sie ordentlich durchzuschütteln.
Seine Schwester Gabriella hat sich im Buch etwas gewandelt, was ich wirklich angemessen und auch gut fand.
Ich hatte zwar eine Ahnung, wer sich hinter all dem verbirgt, wer wirklich für die Intrige um den Unfall verantwortlich ist und es hat mich auch nicht überrascht, dass es am Ende wirklich so war, aber das hat mir den Lesefluss auf gar keinen Fall genommen.

Ich bin auf jeden Fall positiv überrascht und hätte jetzt große Lust auf eine Städtereise nach Wien.
Klare Leseempfehlung von mir und ich freue mich wirklich auf eine Fortsetzung und weitere Bücher der Autorin.