Rezension

Schade!

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis - Ulrike Schweikert

Hinter den Spiegeln
von Ulrike Schweikert

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover und die Ausstattung sind vom Feinsten und das Buch sieht insgesamt sehr edel aus mit dem ganzen Weiß und Gold - im Regal wirkt es mit dem Schutzumschlag etwas seltsam, da man am Rücken weder Titel noch Autorin findet. Dafür findet man es aber immer wieder.

Die Idee hinter der Geschichte ist sehr schön, spannend und lehrreich zugleich und ich habe mich bei verschiedenen Lösungsmöglichkeiten erwischt, nur um dann doch überrascht zu werden. Das hat mir insgesamt sehr gut gefallen und hätte sicherlich zu einer besseren Bewertung geführt, wären da nicht andere Kritikpunkte, die mir mehr als sauer aufgestoßen sind.

Stilistisch empfinde ich 'Hinter den Spiegeln' als einzige Katastrophe. Eher hölzern und unbeholfen erzählt Ulrike die Geschichte, wechselt vom eher angemessenen Ton und Wortwahl in seltsame Modernität (da wird aus 'trat' mal schnell 'kickte'), und schafft es meiner Meinung nach nicht, einen runden Text zu liefern, der sich flüssig lesen lässt. Im Gegenteil stolperte ich ständig über ungeschickte Formulierungen und betulicher Einfältigkeit. Dazu kam noch ein großer Formfehler, der mich ziemlich erschreckt hat. Wer auf Authentizität bedacht ist, sollte zum Beispiel auf die Schreibweise der Anrede in einem Brief achten.
Auch die Handlung empfand ich zum Teil als wirr und gewollt 'gesellschaftskritisch', besonders, wenn es um die Beziehungen der Angestellten untereinander geht. Die führen nirgendwohin und erscheinen mir eher als Pausenfüller.
Die Protagonisten sind eher platt, einzig Luise ist ein bisschen mehrschichtig, aber auch irgendwie inkonsequent, was sich besonders in dem absolut unbefriedigenden Ende manifestiert. Wer den nun? Oder doch der andere? Keine Ahnung, ist aber auch egal, da es die Autorin in meinen Augen nicht schaffte, den großen Bogen zu schlagen. Alles wirkt eher halbgar und unausgewogen, als läge eine Art Rohfassung vor. Ich finde das insgesamt sehr schade, bietet das Buch doch einen sehr schönen Blick in eine Zeit, die an ihren eigenen Zwängen und Regeln krankte.

Fazit?
Eine tolle Idee, ein gut recherchiertes Sittengemälde, doch leider in einer mangelhaften Umsetzung.