Rezension

Vier Frauen und ihr Leben zu Beginn der 60ziger Jahre

Die Wunderfrauen - Stephanie Schuster

Die Wunderfrauen
von Stephanie Schuster

Bewertet mit 5 Sternen

Mich hat der Roman sofort in seinen Bann gezogen, obwohl ich leider den ersten Teil der Trilogie nicht gelesen habe. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vier Frauen, die völlig unterschiedlich leben und miteinander befreundet, bekannt bzw verwandt sind. Annabel ist mit Konstantin, dem Arzt einer Klinik verheiratet, hat einen Teenagersohn und bekommt ihr zweites Kind, was ihr Leben völlig verändern wird. Louise ist ebensfalls verheiratet, Muterr einer Tochter im Grundschulalter und führt alleine ihren Tante Emma Laden. Marie ist verheiratet mit einem Bauern, vier kleine Kinder nebst älterer Tante und Schwager mit Handycap und sie managt quasi alles - zudem arbeitet ihr Mann hauptberuflich nicht auf dem Hof, da dieser sie nicht ernähren könnte. Helga, die vierte im Bunde, ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes im Grundschulalter und fängt gerade ihre neue Stelle als Ärztin an der Klinik von Annabels Mann an.

Alle vier Frauen haben ihre Probleme mit der Familie, Partnerschaft oder im Job. Als sie einander wieder durch Zufälle näher komme, geben sie sich gegenseitig Kraft und Hilfe - jede auf ihre Art. die Autorin springt zwischen den einzelnen Frauen hin und her, so dass ich immer unbedingt weiterlesen wollte. Der Zeitgeist der 60ziger Jahre schwebt über allem und so erfahre ich nicht nur etwas über die politische und wirtschaftliche Lage, sondern auch über das Zeitgefühl, den Wünschen der Frauen in der damaligen Zeit bzw. ihren jeweiligen Alltag. der zweite Weltkrieg ist zwar vorbei, aber die Folgen sind noch spürbar. Begeistert haben mich die Einträge aus Luises Ladenbüchlein, die unverfälscht Situationen beschreibt, Koch bzw. Backrezepte auflistet, wieviel Geld sie erwirtschaftet, etc. Helga setzt sich beruflich stark für Verhütung ein und leistet gewissermaßen in ihrem Rahmen "Pionierarbeit". Hier wird ganz deutlich wie sehr die Frauen von ihren Männern abhängig sind.

Die Autorin reisst viele brisante Themen an - manchmal, so gebe ich zu - hätte ich diese gerne vertieft gehabt, aber das hätte sehr wahrscheinlich den Umfang eines Buches gesprengt.

Ich freue mich, nach dem "fiesen" Cliffhanger am Ende des Romans, sehr auf den dritten Teil, den ich unbedingt lesen möchte.