Rezension

Traurige Familiengeschichte

Die Reisenden der Nacht -

Die Reisenden der Nacht
von Armando Lucas Correa

Bewertet mit 5 Sternen

Wir lesen die Geschichte der „reinblütigen“ Deutschen Ally Keller, die kurz vor Beginn des Nazi-Regimes ein Kind von dem farbigen Musiker Marcus bekommt. Sie verpasst den Zeitpunkt mit Mann und Kind aus Deutschland zu verschwinden und zieht ihre Tochter Lillith alleine auf. Um Pöbeleien und Übergriffen zu entgehen, geht sie mit dem Kind nur nachts auf die Straße. Trotzdem droht Lillith Zwangssterilisation oder Schlimmeres. Deshalb schickt Ally ihre Tochter mit dem jüdischen Ehepaar Herzog und gefälschten Papieren nach Kuba, wo Lillith aufwächst und ihrerseits eine Tochter bekommt. Nachdem ihr Mann bei den Unruhen wegen der Machtergreifung Castros ums Leben kommt, muss sie ebenfalls eine schwere Entscheidung treffen. 
Der Schreibstil Correas ist sehr ruhig und sachlich, fast ein bisschen emotionslos, trotzdem hat mich die tragische Geschichte gleich gepackt. Gerade diese Sachlichkeit macht das Unbegreifliche begreifbar, auch wenn es trotzdem schwer ist sich vorzustellen wie man ein Kind quasi in der Nacht großziehen kann. Die Geschehnisse in Deutschland schildert der Autor ebenso eindringlich wie die Ereignisse der Revolution auf Kuba. Hier merkt man die gründliche Recherche. Hilfreich finde ich auch die Erläuterungen zu historischen Ereignissen am Ende des Buches, die mir das Verstehen einiger Abschnitte sehr erleichtert haben. 
Diese Geschichte hat mich wirklich traurig gemacht, an manchen Stellen musste ich das Buch weglegen, weil mir die Tragik einfach zu viel wurde. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, denn Geschichten wie diese müssen erzählt und gelesen werden. Ich vergebe aus vollem Herzen fünf Sterne.