Rezension

Die schwierigste Entscheidung einer Mutter

Die Reisenden der Nacht -

Die Reisenden der Nacht
von Armando Lucas Correa

Der Autor Armando Lucas Correa erzählt in seinem neuen Roman „Die Reisenden der Nacht“ eine bewegende Geschichte, in der er historische Fakten in eine berührende fiktionale Handlung einwebt und so die ganze Tragik von Menschen auf der Suche nach ihren Wurzeln heraufbeschwört.

Inhalt:
Vier Frauen, vier Generationen und Entscheidungen, die ein Leben prägen - und retten

Was, wenn mein Kind nur dann leben kann, wenn ich es weggebe? Die junge Schriftstellerin Ally steht vor genau dieser Frage. Ihre Tochter Lilith ist hochintelligent, doch Hitlers Rassenideologie spricht Mischlingskindern wie ihr jegliches Existenzrecht ab. Schweren Herzens schickt Ally sie mit einem jüdischen Ehepaar ins sichere Kuba, während sie selbst zurückbleibt.

Jahre später steht Lilith auf Kuba vor derselben Entscheidung, denn ihr Mann Martin wird von den Männern Fidel Castros verfolgt und getötet. Auch sie sieht sich gezwungen, ihre Tochter, Nadine, in Sicherheit zu bringen. Lange herrscht Schweigen - bis Nadines Tochter Luna es wagt, sich auf die Suche nach ihren Wurzeln zu machen. Was sie über die Geschichte ihrer Familie erfährt, bewegt sie zutiefst ...

Meine Meinung:
Das Cover finde ich großartig und für den Klappentext konnte ich mich sofort begeistern. Der Autor versteht es hervorragend historische Fakten über Nazideutschlands und die Revolution auf Kuba mit einer berührenden fiktiven Handlung zu verknüpfen.
Ein Inhaltsverzeichnis und die Gestaltung der Kapitel und Abschnitte finde ich sehr gelungen. Zudem ist durch eindeutige Orts-und Zeitangaben immer klar, wo die Handlung gerade stattfindet.

Berlin, März 1931: Ein schwerer Nebel breitet sich langsam aber unweigerlich über Deutschland aus und bedeckt diese mit der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus. Besonders hart trifft es Ally, als 1933 die deutschen Gesetze zur „Rassenhygiene“ in Kraft treten, denn ihre Tochter ist ein Mischlingskind. Ein berührender Rückblick auf ihre große Liebe zu Marcus und die unberechenbare Macht, die diese Verbindung unmöglich machte. Als junge Schriftstellerin gelingt es Ally, ihrer Tochter Lilith, mit erzählten Geschichten das Gefühl zu geben sich bei Nacht frei zu fühlen. Dieser Satz: „Nachts haben wir alle dieselbe Farbe“, wird Lilith auf ihrem weiteren Weg begleiten.

Das Gesetz zur „Rassenhygiene“ und demzufolge auch der Judenverfolgung wird immer deutlicher und schweren Herzens entscheidet Ally sich, ihre Tochter Lilith gemeinsam mit ihren jüdischen Nachbarn, dem Ehepaar Herzog ins sichere Kuba ausreisen zu lassen. Das Leben im fremden Land ist nicht leicht und Jahre später als die Revolution auf Kuba sich breit macht, steht Lilith vor der gleichen schweren Entscheidung mit ihrer Tochter Nadine, wie einst ihre Mutter Ally.

Nadines Leben gestaltet sich nicht so rosig und lässt sie ins Schweigen fallen, bis ihre Tochter Luna es wagt, nach ihren Wurzeln zu recherchieren …

Am meisten konnte mich das Schicksal von Ally berühren und gerne hätte ich weitaus mehr über sie gelesen.

Fazit:
Dem Autor ist mit seinem flüssigen und intensiven Schreibstil eine authentische und berührende Geschichte gelungen, die trotz größerer Zeitsprünge, mich von der ersten Zeile an fesseln konnte. Die handelnden Personen, allen voran die Hauptprotagonisten, und auch die Handlungsorte konnte ich mir gut vorstellen und hatte beim Lesen ein klares Bild vor Augen. Auch in die damalige Zeit konnte ich mich, dank des bildhaften Schreibstils gut hineinversetzen und hatte keine Probleme der Handlung zu folgen. Mit seinen umfassenden Anmerkungen, hat der Autor das damalige Zeitgeschehen, gelungen abgerundet.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!