Rezension

starkes Thema, nicht rundum stimmig umgesetzt

Die Frauen von Paris
von Pam Jenoff

Bewertet mit 3 Sternen

Für diesen Roman habe ich mich aufgrund der Kurzbeschreibung interessiert, und auch die Vita der Autorin lässt vermuten, dass sie sich in diesen Bereich auskennt. Titel und Cover hätten mich eher abgeschreckt, denn sie passen nur zu genau in diese Sparte, die sich gerade großer Beliebtheit erfreut, starke und/oder berühmte Frauen in einem historischen Kontext. Prinzipiell tolle Themen und Figuren, die aber ganz oft seicht und oberflächlich daherkommen.

Tatsächlich war es hier dann ein bisschen von beidem. Die Autorin hat einen kleinen Spagat hingelegt, um auf der einen Seite einem ernsten und berührenden Thema einigermaßen gerecht zu werden und auf der anderen diejenigen Leserinnen zu bedienen, die eben durch Cover und Titel bestimmte Erwartungen an die Geschichte und deren Erzählstil hegen. Für mich ist das mal mehr, mal weniger gelungen… Ein bisschen schade, mit anderen Schwerpunkten hätte das ein großartiger Roman werden können.

Es gibt drei verschiedene Handlungsebenen, die zeitlich gesehen nicht allzu weit auseinander liegen. Im Jahr 1946 findet die junge Witwe Grace einen ein Koffer mit Fotos einiger Frauen, die sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt und deren Geheimnis sie lüften will. Hilfe bekommt sie dabei von Mark, einem Freund ihres verstorbenen Mannes.

Eleanor arbeitet für den britischen Geheimdienst, offiziell als Sekretärin, aber aufgrund ihrer Fähigkeiten inzwischen im Status einer Ratgeberin des Direktors. Als gegen Ende des 2. Weltkrieges, kurz vor der Invasion, zu Problemen mit den Agenten auf dem Kontinent kommt, ist sie es, die den Vorschlag unterbreitet, weibliche Agenten einzusetzen – und letztlich den Auftrag erhält, dieses Projekt zu leiten und geeignete Frauen zu rekrutieren.

Marie, die dritte Hauptfigur, ist eine dieser Frauen. Mit ihr beginnt mein Unverständnis, denn sie ist eine Frau, deren Beweggründe für eine solche Mission in meinen Augen viel zu dünn sind. Sie ist nett und sympathisch, doch für diese Rolle hätte es sicher glaubhaftere Frauenfiguren gegeben.

Erst im letzten Drittel war ich dann wirklich gefesselt und gespannt auf die Auflösung. Ich fand die Geschichte gut und stimmig zu Ende geführt, aber auch hier war ein bisschen der vorerwähnte Spagat zu spüren.

Insgesamt war ich schon etwas enttäuscht. Sprachlich war es für mich ok, gut zu lesen, doch in Satzbau und Wortwahl eher einfach gehalten, unkompliziert, wenn man es positiv formulieren möchte ;). Die erwartete Spannung wollte lange nicht aufkommen, zu viel schien mir einfach nicht schlüssig. Ich hatte den Eindruck, als hätte die Autorin akribisch eine Fülle von Fakten zu dem Thema recherchiert, und anschließend um dieses Gerippe herum eine Geschichte konstruiert, die zwar mit authentischen Einzelheiten aufwartet, jedoch in der Ausarbeitung oberflächlich geblieben ist. Auch konnte sie mir kaum Emotionen fühlbar machen, „show, don`t tell“ habe ich bei vielen Szenen gedacht, die mir hölzern und wenig plausibel vorkamen. Aber es gab auch Momente und Szenen, deren schonungslose Direktheit mich verblüfft hat.