Rezension

Spannender Jugendpsychothriller

In einer Sommernacht wie dieser - Tanja Heitmann

In einer Sommernacht wie dieser
von Tanja Heitmann

Sommer in Brandenburg - Leonie, genannt Leo, verbringt die Ferien in der frisch renovierten Wochenendvilla ihres Vaters am Potsdamer See. Aber kaum dort angekommen, wird sie mit Mord und Totschlag konfrontiert. Was hat der geheimnisvolle Alexei mit dem Mord an einem Bauvorarbeiter zu tun? Und ist er auch für einen weiteren Toten verantwortlich? Trotz aller ungeklärter Fragen kann sich Leo der Anziehung dieses ganz besonderen Jungen nicht entziehen und versucht mit ihm gemeinsam, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Dabei kommt sie Stück für Stück Alexeis Vergangenheit näher und deckt dabei eine unheilvolle Spur auf, die sie selbst in Gefahr bringt...

Nachdem ich von Tanja Heitmann bisher nur ein Buch aus dem Bereich Phantastik gelesen hatte und damit sehr gut klar kam, wollte ich gerne ausprobieren, ob sie auch jenseits dieses Genres eine gute Story liefern kann. Das kann ich am Ende der Lektüre vorbehaltlos bejahen, mir hat dieser Jugendpsychothriller aus ihrer Feder nämlich sehr gut gefallen.

Das Setting fand ich sehr ansprechend - ein Sommer am See in einer Villa mit einem wunderschönen Garten, heiße Tage und laue Nächte, das fühlte sich richtig gut an. Schnell wird diese Idylle aber verdüstert, denn es ist keine leichte Kost, die uns da präsentiert wird. Während zunächst noch Leos Status als Kind reicher Eltern und verwöhnte Tochter im Vordergrund steht,  geht es sehr bald ans Eingemachte und wir haben einen waschechten Kriminalfall, der zunächst Rätsel aufgibt. 

Als Kontrast zu Leo hat Alexei ein unstetes und perspektivloses Leben; er hat gewaltige psychische Probleme, hat kein richtiges Zuhause, lebt von Gelegenheitsjobs und schleudert von einer Katastrophe in die nächste. Dennoch entspinnt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, die fortan im Mittelpunkt der Handlung steht. Beide werden immer wieder auf die Probe gestellt und müssen ihre Gefühle und Handlungen hinterfragen. Dennoch spielen Werte wie Verlässlichkeit und Ehrlichkeit eine wichtige Rolle. Und nicht zu vergessen, Alexeis Vergangenheit, die wie eine schwarze Wolke über ihm hängt und der Auslöser für eine unheilvolle Entwicklung auch in der Gegenwart ist. 

Ich finde es sehr gelungen, wie Tanja Heitmann ihre Erzählung aufbaut, die emotionale Seite ihrer LeserInnen anspricht und dabei den Spannungsbogen kontinuierlich ansteigen lässt. Das Spiel zwischen Leo und Alexei ist ihr dabei besonders geglückt; sie lässt tief in die Psyche ihrer Protagonisten einblicken und webt daraus ein dichtes Konstrukt, das die Leser emotional mitfiebern und immer ein wenig im Unklaren lässt. Die Auflösung ist zwar logisch durchdacht, für meinen Geschmack aber ein wenig arg dick aufgetragen. Dieser Umstand konnte mir aber den Spaß an der Lektüre nicht mehr nehmen.

Vom Sprachstil her ist Tanja Heitmann sehr variabel. Sie schafft es, poetisch verzauberte Bilder zu schaffen, wenn es um ein romantisches Stelldichein zwischen duftenden Blumenstauden geht oder um eine Sommernacht am See; gleichzeitig bedient sie sich aber auch einer flapsigen Jugendsprache, die beim Zielpublikum gut ankommen dürfte. Ich bin mit beidem sehr gut zurecht gekommen und hatte niemals Langeweile mit dem Buch. Eine klare Leseempfehlung für jugendliche und junggebliebene LeserInnen!