Rezension

Spannende Fortsetzung mit gewohnt sympathischen Figuren

Der Seidenspinner
von Robert Galbraith

Robert Galbraiths alias J. K. Rowlings zweiter Roman um den Privatdetektiv Cormoran Strike und seine bezaubernde Assistentin Robin Ellacott, beginnt wie das erste Buch mit dem Besuch eines neuen Kunden in Strikes Detektei. Seit er im ersten Roman den hoch medienwirksamen Fall um den Tod des Models Lula Landry aufklären konnte, kann sich Strike vor neuen, vor allem zahlungskräftigen, Klienten kaum retten. Als ihn jedoch Leonora Quine, die Ehefrau des umstrittenen Autors Owen Quine, darum bittet, ihren verschwundenen Mann zu suchen, nimmt er den Fall weniger aus Profit, sondern vielmehr aus Mitleid und Neugier an. Obwohl gar nicht ganz klar ist, ob er für die Suche überhaupt ein Honorar zu erwarten hat, beginnt Strike nach dem Vermissten zu suchen. Lektoren, Verleger und ein bunter Mix aus Angehörigen der Verlagsbranche führen den Detektiv und seine Assistentin Robin, die immer mehr als selbstständige Ermittlerin als als Sekretärin aushilft, auf die Spur des exzentrischen Quine und bald stellt sich die Frage: Ist der Autor tatsächlich nur untergetaucht, weil er eine Auszeit brauchte, oder hängt sein Verschwinden mit seinem neuen Roman Bombyx Mori zusammen?

In jenem Roman, den Quine fertig stellte, kurz bevor er von der Bildfläche verschwand, rechnet er auf hässlichste, böseste Weise mit seinem Umfeld ab – da gibt es nicht nur einen Verdächtigen, der Quine nicht all zu gern ans Leder wollte. Zu dumm nur, dass Quine seinen “Opfern”, entstellte Pseudonyme gab, hinter denen die realen Personen nicht gleich auszumachen sind.

Als Strike den Autor schließlich ausfindig machen kann, wird aus dem Vermissten-Fall plötzlich ein viel dramatischer. Während Bombyx Mori von allen Beteiligten unter Verschluss gehalten werden will, steht Strike wieder einmal vor der Aufgabe, mit brillianter Befragungstechnik, Glück, seiner so klugen wie engagierten Assistentin Robin und einer gehörigen Portion detektivischem Spürsinn nach dem Grund der Geschehnisse zu suchen.

Der wirklich einmalige Cormoran Strike, der mit seinen Eigenheiten immer wieder aneckt und aus dem man wahrscheinlich niemals ganz schlau werden wird, ist mir auch in diesem zweiten Band wieder wahnsinnig sympathisch. Genau so verhält es sich mit Robin, seiner Assistentin. Trotz der Schwierigkeiten, die sie wegen des Jobs mit ihrem Verlobten Matthew hat, geht sie inzwischen völlig in ihrer Arbeit als Strikes Sekretärin auf. Dass dieser ihr immer mehr vertraut und an seinen Fällen teilhaben lässt, schürt nur zusätzlich ihr Verlangen, ebenfalls Detektivin zu werden. Ihre persönliche Entwicklung, aber auch die Veränderung des Verhältnisses zwischen ihr und Strike waren wirklich wunderbar zu beobachten.

Aber auch die Nebencharaktere sind, wie schon in “Der Ruf des Kuckucks”, wieder erfrischend schrullig, einzigartig und lebhaft. Jede Figur bekommt eine eigene Stimme und lässt sich auch nach einigen Dutzend Seiten sofort wieder erkennen. Und wie schon im Vorgängerband muss ich mit einiger Frustration gestehen, dass ich das Ende des Falles nicht voraussehen konnte. Das ist nämlich zwar eigentlich klasse, weil man so bis zum Schluss gespannt bleiben kann, andererseits gelingt es mir sonst wirklich fast immer, bei Krimis den Täter oder die Auflösung des Falles vor dem Ende des Buchs heraus zu finden. Bei beiden bisher erschienenen Cormoran Strike Büchern laufen die vielen gesponnen Fäden aber so perfekt zusammen, dass der Knoten im wahrsten Sinne des Wortes wirklich erst ganz zuletzt platzt.

Auch den zweiten Band der Reihe kann ich also absolut nur als Leseempfehlung geben! Den dritten Band “Die Ernte des Bösen“, der am 29.02. in deutscher Übersetzung erscheint, habe ich bereits vorbestellt und warte schon ganz ungeduldig auf Strikes und Robins nächsten spannenden Fall. :)

Das Buch ist beim blanvalet Verlag mit der ISBN 978-3-7645-0515-8 erschienen und kann dort für 19,99€ gekauft werden.