Rezension

Sehr atmosphärischer historischer, klassisch britischer Krimi mit Theaterflair!

Experte in Sachen Mord -

Experte in Sachen Mord
von Nicola Upson

Bewertet mit 4 Sternen

"Experte in Sachen Mord" von Nicola Upson ist als gebundenes Buch mit Schutzumschlag beim Kein & Aber Verlag erschienen und umfasst 480 Seiten.

Es handelt sich um den ersten Band der Reihe, in dem die Schriftstellerin Josephine Tey und ihr sowie Detective Inspector Archie Penrose gemeinsam ermitteln - und auch privat sind die beiden sehr eng befreundet.

1934: Josephine Tey fährt mit dem Highland Express von Schottland nach London, um dort den grandiosen Erfolg ihres Theaterstücks zu feiern. Auf der Fahrt lernt sie die junge Elspeth kennen, die eine große Leidenschaft für das Theater hegt und Josephine sehr verehrt. Doch unmittelbar nach der Fahrt kehrt Elspeth nochmal in das Zugabteil zurück, weil sie dort etwas vergessen hat, und wird dort ermordet und grausam in Szene gesetzt. Archie Penrose wird auf den Fall angesetzt und er bekommt viel zu tun. Handelt es sich bei dem Mörder um ejemanden, der in Theaterkreisen verkehrt? Wieso hat er sich gerade Elspeht als Opfer ausgesucht? Und könnte es sein, dass der Täter weitere Morde geplant hat?

Nicola Upson hat einen sehr detaillierten und gemütlichen Schreibstil, wie man ihn aus ganz klassischen britischen Krimis kennt und schätzt.

Die Grundszenerie wird so bildhaft und anschaulich erschaffen, dass es sich für mich anfühlte, als säße ich in den bequemen Polsters des Zuges und wohnte dem Geschehen bei (nicht der Tat direkt, sondern der vorausgehenden Reise). Die entstehende Atmosphäre ist unglaublich authentisch, und auch die Charaktere sind allesamt überzeugend, facettenreich und sorgfältig erschaffen. Die folgende Ermittlungsarbeit und auch das ganze Drumherum bewegt sich vorwiegend in den Shären des Theaters, was dem Ganzen ein besonderes Flair verleiht.

Das Lesen erfordert allerdings stetige Konzentration, um die häufig auch in Nebensätzen enthaltenen Informationen zu verarbeiten und zu filtern und nichts zu verpassen - garantiert habe ich trotzdem einige Feinheiten und ggf. Wichtiges überlesen.

Insgesamt also ein tadelloser klassischer britischer Krimi - sehr atmosphärisch, mit stetigem, sehr gemächlichem Spannungsaufbau, interessanten Charakteren, einem tollen Setting und einem überraschenden Ende mit genauer Beleuchtung der Hintergründe.

Hat mir sehr gut gefallen, allerdings war es für mich persönlich ein Hauch zu viel Theater und etwas zu wenig Josephine Teys Ermittlungen, da hätte die Waagschale sich gern zur anderen Seite neigen können .

Ein äußerst gelungener historischer Krimi, bei dem ich mich sehr wohl gefühlt habe - für Fans des unblutigen Krimis sehr zu empfehlen!