Rezension

Neun Möwen in crêpiger Mission

Mordsmöwen - Sina Beerwald

Mordsmöwen
von Sina Beerwald

„Man hat jetzt eine Möwe mit einem Papagei gekreuzt: Sie kackt Ihnen zwar immer noch auf den Kopf, kann sich aber hinterher entschuldigen!“ (Horst Schroth)

Die Möwen aus Sina Beerwalds tierischem Sylt-Krimi können noch viel mehr und werden sogar zu richtigen Detektiven mit allerhand menschlichen Attitüden zum Schmunzeln.

Die Möwengang rund um den Späher Ahoi steht nämlich seit dem Verschwinden ihres „Crêpe-Dealers“ Knut vor einem riesigen Problem, denn seitdem fehlt ihnen ihre tägliche unkomplizierte Nahrungsbeschaffung, wenn sie die schmackhaft dünnen Teigröllchen den ahnungslosen Touristen aus der Hand klauen. Die anderen Snackbars in der Gegend werden leider von anderen Möwengangs bewacht und das natürliche Fischen im Meer haben die Kleinkriminellen nicht gelernt, da bleibt ihnen nur die Spur von Knut aufzunehmen, schließlich riecht die ganze Angelegenheit nach verfaultem Fisch und muss aufgeklärt werden.

Die Truppe hat allerdings ein großer Handicap, immerhin haben die gefiederten Freunde unter den Menschen nicht nur Bewunderer, was das Erkunden der Tatorte schwierig macht und innerhalb des Nonetts (neun Möwen) hat jeder der schreienen Plagegeister seine eigenen Probleme, die die Gruppe zu zerreißen drohen.

Einen breiten Spannungsbogen sollte man als Leser natürlich nicht erwarten, allerdings entschädigt uns die Autorin mit vielen lustigen Momentaufnahmen aus dem Leben der fliegenden Crew und unterhält uns Leser mit dem typischen Charme eines Tierkrimis. Durch die vielen unterschiedlichen Charaktere wird es auch nie langweilig und weil mir die Protagonisten-Möwen Ahoi in einigen Szenen wegen Herzschmerz etwas zu melancholisch war, habe ich meinen Favoriten in Alki, dem schnapssüchtigen Vogel gefunden, der für mein Empfinden der heimliche Held der Geschichte ist und in einer möglichen Fortsetzung unbedingt mehr in den Focus rücken sollte.

Sylt und seine traumhafte Landschaft mit den rauschenden Wellen, die speziell in der diesjährigen Sommerhitze schon beim Lesen abkühlt, machen Laune auf einen schönen Urlaub am Meer und ich bin mir sicher, dass man nach den „Mordsmöwen“ die „Tauben der Küste“ mit anderen Augen sieht und vielleicht nun etwas sympatischer findet, selbst wenn sie zum Teil ziemlich aufdringlich werden, aber vielleicht sind sie nur wieder auf geheimer Mission und brauchen etwas Stärkung. :-)