Rezension

Mystische Verbundenheit von Tier und Flußlandschaft

River Singers - Aufbruch ins Ungewisse - Tom Moorhouse

River Singers - Aufbruch ins Ungewisse
von Tom Moorhouse

Bewertet mit 3.5 Sternen

In geheimnisvoller Weise sind die Schermäuse mit dem Fluß und seiner Landschaft verbunden, denn die Mäuse erkennen das Lied vom Kreislauf des Lebens, das der Fluß unaufhörlich singt. Sinethis, der große Fluß, dessen Ufer die Heimat der Schermäuse sind, bietet Leben und Tod, ist Lebensschlaufe und Lebenssinn.

Mutter Schermaus lehrt ihren Wurf das Leben am Fluß, doch dann dringt ein unbekannter Feind in das Revier ein, Fressen und Gefressen werden ist die letzte Lektion von Mutter Schermaus. Von jetzt an ist der Wurf auf sich allein gestellt.

Anführer Sylvan führt die Geschwister zu einem neuen Territorium, ein gefährliches Unterfangen an und für sich, und noch gefährlicher wegen der Unerfahrenheit der Jungmäuse. Sie bestehen Abenteuer auf Abenteuer, begegnen Freunden und Feinden, bis sie ein Territorium finden, das ihnen einen Neuanfang ermöglicht.

Das Büchlein über die Schermäuse hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Die tierischen Protagonisten sind charakteristisch und liebevoll ausgemalt und das Büchlein ist mit einigen Schwarzweisszeichnungen illustriert, die Sprache ist auch schön, jedoch für die Zielgruppe von Kindern zwischen 9 und 11 vielleicht zu hochsprachig. Die mystische Verbundenheit von Fluß und Flußbewohnern zeichnet die Geschichte aus und macht sie zu einer lyrischen, es ist keine Nullachtfünfzehn-Erzählung. Die Verluste, die die Mäuse auf ihrer Wanderung hinnehmen müssen, werden jedoch ziemlich lakonisch abgehandelt, eine Darstellungsweise, die mich die Stirn hat runzeln lassen. Zwar müssen Kinder nicht in Watte gepackt und können vertraut damit gemacht werden, dass man im Leben auch jemanden verlieren kann, den man liebt, aber für meinen Geschmack hat der Autor nach derartigen Erlebnissen die kleinen Leser nicht abgeholt, sondern im Regen stehen lassen. „Es ist halt so“, ist die Erklärung, doch es mangelt an Trost, Versöhnung und Umarmung.

Fazit: Die Geschichte der Schermäuse ist nett zu lesen, doch ich vermisse auf weite Strecken das Einfühlungsvermögen des Autors in eine Kinderseele.