Rezension

Mein Gang durch die Hölle

Mein Gang durch die Hölle - Renée Wum

Mein Gang durch die Hölle
von Renée Wum

Bewertet mit 4 Sternen

Koby erträgt viele Jahre lang, zuerst in Schule und Internat, dann in seinem Sportclub, Mobbing, Schläge, Misshandlungen, Missbrauch durch Mitschüler und einen Erzieher. Eines Tages bricht er unter seiner ständigen Angst, vor allem der immer wiederkehrenden Todesangst vor dem Ertrinken und dem Eingesperrtsein, zusammen. Im Krankenhaus findet er endlich Mut, einen Teil seiner Leidensgeschichte zu erzählen. Als er feststellt, dass seine Eltern und die Ärzte ihm Glauben schenken, bricht er ein weiteres Mal zusammen. Übergroß ist seine Scham, und er stellt sich immer wieder die Frage, warum er das alles mit sich machen ließ. Doch sein Leidensweg ist noch nicht zu Ende…

Der Leser wird von Beginn an in die Leidensgeschichte von Koby geworfen. Es wird beschrieben, wie das Mobbing durch die Mitschüler begann. Darauf folgten schnell körperliche Misshandlungen, die auch zum sexuellen Missbrauch führten. Die Seele von Koby wurde Stück für Stück zerstört. Aus einem aufgeweckten Teenager wurde ein ängstlicher und in sich gekehrter Junge. Koby war ganz alleine und hatte keine Hilfe. Sein vermeintlicher Freund stand ihm nicht zur Seite, sondern half später bei den Übergriffen. Auch von den Aufsichtspersonen, Erziehern und Lehrern bekam Koby keine Hilfe. Keiner glaubte ihm oder wollte ihm Glauben schenken. Ganz im Gegenteil: ein Erzieher beteiligte sich aktiv an dem Missbrauch.

Die Misshandlungen waren ganz schrecklich zu lesen. Ich dachte immerzu: das muss doch jemand merken, das muss man Koby doch anmerken, warum tut denn niemand was? Es war sehr schwer zu verstehen, dass es wirklich keinen Erzieher oder Lehrer gab, der die Taten und die Veränderungen von Koby bemerkte und was unternahm. Soetwas will man einfach nicht wahr haben. Ich fand es erstaunlich, dass Koby sich am Wochenende bei seinen Eltern so sehr verstellen konnte, so dass diese keine Ahnung von den Misshandlungen hatten. Und extrem enttäuscht bin ich von der Polizei und der Justiz. Wenn man diese wahre Geschichte liest, ist es wahrlich kein Wunder, dass so viele Opfer sich nicht trauen, die Täter anzuzeigen.

Ich wünsche Koby von Herzen, dass er die schrecklichen Erlebnisse irgendwann halbwegs verarbeiten kann...

Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Es ist wirklich harte Kost! Der Schreibstil ist nicht perfekt, da es sich auch nicht um eine professionelle Schriftstellerin handelt. Da es sich dadurch aber nicht ganz so gut lesen ließ, vergebe ich vier Sterne.