Rezension

"Lizzi und die schweren Jungs" von Anja Marschall

Lizzi und die schweren Jungs - Anja Marschall

Lizzi und die schweren Jungs
von Anja Marschall

Bewertet mit 4 Sternen

Als ich vor einigen Monaten Lizzis letzter Tango gelesen habe, war mir gar nicht bewusst, dass es sich hierbei um den Auftakt zu einer Reihe handeln soll. Umso überraschter war ich, als ich Lizzi und die schweren Jungs in der Verlagsvorschau für den aktuellen Sommer gesehen habe. Doch kaum gesehen, war ich auch schon Feuer und Flamme. Die Geschichte rund um die rustikale Senior-Detektivin hat einen ganz eigenen Charme. Daher möchte ich euch gerne ein wenig von meinem kleinen Ausflug auf den Kiez erzählen…

Der Inhalt

Wo sind Opa Edel und seine Frau Gertrud? Eigentlich möchte Lizzi nichts weiter, als in aller Ruhe ihren Lebensabend genießen, doch dann verschwindet ein auf dem Hamburger Kiez bekanntes Ehepaar, und die resolute alte Dame muss sich auf die Suche nach den beiden machen. Unterstützt von ihrer Pflegerin, hat Lizzi es schon bald nicht nur mit einer ganzen Bande von Rockern, sondern auch mit einem wütenden Mafiaboss zu tun und steckt mitten in ihrem neuesten Fall. [ Quelle: Aufbau ]

Die Geschichte

Senior-Detektivin Elisabeth Böttcher, besser bekannt als Lizzi ist zurück. Unverhofft gibt es einen zweiten Teil rund um die rüstige ehemalige Schlachterin, die jetzt in der exclusiven Seniorenresidenz mit Blick auf die Elbe wohnt. Nachdem sie erst vor kurzem einem Anschlag auf ihr Leben entkommen ist, rutscht sie nun tatsächlich in die nächste Sache rein. Und dieses Mal ist es schon von Anfang an brenzlig. Hilfe suchen ausgerechnet ein paar harte Kiez-Rocker, die mit ihrem Maschinen die älteren Herrschaften in Angst und Schrecken versetzen.

Lizzi, Mareike und Kriminalkommissar a.D. Pfeiffer sollen ein älteres Ehepaar finden, das seit einigen Tagen vermisst wird. Ich finde, das ist doch mal eine Geschichte, die so richtig viel Zündstoff hat. Eine rüstige Dame und ein paar ungehobelte Biker… richtig genial. Und Anja Marschall hat auch echt einiges daraus gemacht. Die Mischung aus Humor, Spannung und Nervenkitzel war genau richtig dosiert. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Atmosphäre, die Frau Marschall dem Leser wirklich wunderbar näher bringt. Obwohl ich noch nie in Hamburg war, hatte ich doch ein Gefühl für den Kiez, die Herbertstraße, das harte Pflaster und dessen Bewohner.

Die Charaktere

Diese Geschichte lebt quasi von ihren Charakteren. Lizzi ist ein wahres Original und gibt der ganzen Story das gewisse Etwas. Die Seniorin ist hart aber herzlich und bringt sich damit auch in teilweise unmögliche Situationen. Sie schreckt auch nicht vor einer Horde Biker zurück, die abends ein Konzert sprengen. Auch das rauhe Klima auf dem Kiez scheint sie nicht abzuschrecken. Ganz im Gegenteil: sie würde lieber sterben, als zugeben zu müssen, dass sie vor irgendetwas Angst hat.

Unterstützt wird Lizzi von den gleichen beiden Personen, die ihr bereits im ersten Teil zur Seite standen. Da wäre zum einen Mareike, ehemalige Altenpflegerin und die einzige im Bunde, die wirklich hinter der Idee mit der Senioren-Detektei steht. Wo sie im ersten Teil noch eine kleine Nebenrolle inne hatte, da hat sie sich hier eine sehr viel bedeutendere Rolle schnappen können. Auch ihr Privatleben rückt vielmehr in den Mittelpunkt als noch im Vorgänger.

Und dann wäre da noch der Kommissar a.D. Pfeiffer. Der war dieses Mal nicht so ganz präsent. Er läuft irgendwie immer ein wenig mit, ohne je eine wirklich bedeutsame Rolle zu spielen. Das fand ich wirklich schade, da er einen wirklich tollen Charakter darstellt und im ersten Teil der Reihe viel Potenziel ersichtlich war.

Der Schreibstil

Anja Marschalls Schreibstil ist toll und konnte mich viel mehr begeistern als noch in Lizzis letzter Tango. Nicht nur ihre Schreibe an sich hat mich wirklich begeistert, denn sie schreibt wirklich locker und witzig. Man rauscht fast durch die Story durch und plötzlich merkt man, dass man das letzte Kapitel bereits erreicht hat. Gut gefallen hat mir auch, dass Anja Marschall, anders als im Vorgänger, die Erzählperspektiven wechselt. Als Leser begleitet man nicht nur das Detektiv-Trio, sondern auch Mirko, Mareikes Sohn, und auch die Rocker.

Richtig loben muss ich allerdings das Talent der Autorin, der Geschichte eine bestimmte Atmosphäre zu geben. Zwar spielte schon Lizzis letzter Tango in Hamburg, doch da war die Stadt eher Nebensache. Doch dieses Mal hat man dieses gewisse Gefühl, das einem der Kiez einfach vermittelt.

Auch erwähnt werden soll die Verknüpfung zwischen Teil 1 und 2. Die Bücher lassen sich ganz wunderbar auch seperat voneinander lesen, da die Geschichten in sich abgeschlossen sind. Auch die Charaktere lernt man realtiv schnell kennen und lieben. Doch Anja Marschall hat das nicht dumm gemacht: denn wer den ersten Teil nicht kennt, der möchte ihn spätestens nach diesem Buch lesen.

Das Ende

Diese humoristischen Kriminalgeschichten warten meist mit einer nicht ganz so gut durchdachten Geschichte auf. Diese Bücher lesen sich dann meist ganz nett nebenher, doch einen Handlungsstrang, der spannend ist und auch mal unerwartete Wendungen aufweist, sucht man meist vergeblich. Ganz anders hier. Die Autorin hat sich hier wirklich auch eine spannende Kriminalgeschichte ausgedacht, die durchaus auch komplex ist. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht so ganz wo die Story hingeht, doch das hat mir wirklich gut gefallen. Und darauf kommt es doch bei dieser Art Buch an, oder?

Mein Fazit

Lizzis letzter Tango war eine nette Lektüre für Zwischendurch. Und der Nachfolger geht noch einen Schritt weiter. Dieses Mal liefert die Autorin eine gut durchdachte Kriminalgeschichte, eingebettet in eine humorvolle und leicht lesbare Umgebung. Hinzu kam eine atemberaubende Atmosphäre, die einen direkt auf den Kiez katapultiert. Lizzi ist eine ältere Dame, bei der es einfach Spaß macht, sie durch ihre Abenteuer zu begleiten. Für den Nachfolger (der hoffentlich kommt) nur ein kleiner Verbesserungsvorschlag: unser Kriminaler Pfeiffer dürfte ruhig ein wenig mehr in Aktion treten.