Rezension

Leider eine Leseenttäuschung

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm - Eva Völler

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm
von Eva Völler

Bewertet mit 2 Sternen

Für mich war das "Zeugenkussprogramm" eine Leseenttäuschung. Im ersten Moment klang die Kombination aus Kiss & Crime, also aus Romantik und Spannung, sehr interessant, sodass ich mich richtig auf die Geschichte rund um die 17-jährige Emily und den Personenschützer Pascal gefreut habe. Die Autorin Eva Völler fackelt auch nicht lange und schubst ihre LeserInnen direkt ins Geschehen. Der leicht zu lesende, humorvolle, jugendliche und mitreißende Schreibstil der Autorin hat mir von Anfang an unheimlich gut gefallen. Sie hält sich nicht an tempo-raubenden Erklärungen auf, sondern lässt wichtige Hintergrundinfos wie z.B. zu den einzelnen Charakteren nebenbei in den Erzählfluss mit einfließen. 

Kurz angerissen: es geht um Emily, die von heut auf morgen mit ihrer Familie, d.h. mit ihrer Mutter, ihrer Oma und ihrem Hund, im Zeugenschutzprogramm landet, da der aktuelle Lover ihrer Mutter ordentlich Dreck am Stecken hat und deshalb eines Abends bewaffnete Ganoven vor der Tür stehen, die vom Gebrauch ihrer Schusswaffen nicht zurückschrecken. Die Familie wird von dem wahnsinnig gut aussehenden Personenschützer Pascal betreut. Als Leser wissen wir von Anfang an, dass Emily ein Auge auf ihn geworfen hat, aber sie selbst will es sich natürlich nicht eingestehen. Sie stempelt ihn als Macho ab und doch himmelt sie ihn hinter verschlossenen Türen immer wieder an. 
Wie sollte es anders sein, die Ganoven bleiben der Familie auf den Fersen, es gibt den ein oder anderen spannenden Moment und gegen Ende auch die ein oder andere Überraschung, welche für mich persönlich jedoch absolut vorhersehbar waren. 

Insgesamt wirkte Emily mit ihrem Verhalten auf mich eher wie eine pubertierende 14-jährige und nicht wie "fast erwachsen". Da sie ein Einzelkind und mit einer schrägen Mutter sowie ohne Vater aufgewachsen ist, hätte ich ihr in dem Alter mehr Selbstständigkeit zugetraut. Die Story bedient sich, meiner Meinung nach, vieler Klischees und ist stellenweise so unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen... In einem Kinderbuch kann man so vorgehen, doch von einem Jugendbuch, das ab 14 Jahren empfohlen wird und das eine 17- später sogar 18-jährige Protagonistin hat, hätte ich mehr erwartet.

Sämtliche Figuren waren mir unsympathisch, einzige Ausnahme und somit ein kleiner Lichtblick: Emilys Oma, die immer mal wieder durchs Bild huscht und ihre vor Kitsch und Herzschmerz triefenden Liebesromane diktiert. Emily, die mit ihrer Familie in Lebensgefahr schwebt und es nicht für nötig hält, ihre Mutter über einschneidende Erlebnisse zu informieren, war für mich ebenso unsympathisch und oberflächlich wie ihre Mutter, die sich selbst vor alle anderen stellt und zum Schluss Pascal, von dessen Machogehabe, das im Klappentext so intensiv versprochen wird, ich gar nicht so viel mitbekommen habe. 

Ihr merkt, ich bin weder Pascal noch dem Zeugenkussprogramm verfallen. Für jüngere Mädels zwischen 12 und 14 Jahren mag das Buch vielleicht sehr lesenswert und prickelig-spannend sein, von mir gibt es heute aber keine Leseempfehlung.