Rezension

Grautöne statt schwarz/weiß - Malerei

Die Scherben der Wahrheit - Mark Billingham

Die Scherben der Wahrheit
von Mark Billingham

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch beginnt mit der rasanten nächtlichen Autofahrt einer Londoner Jugendgang, bei der ein neues Mitglied der Gang für ein Aufnahmeritual auf ein anders Auto schießt. Der BMW rast daraufhin in eine Bushaltestelle und der Polizist Paul Hopwood kommt ums Leben. Zurück bleibt seine hochschwangere Lebensgefährtin Helen, die Nachforschungen anstellt und bald nicht mehr an den sinnlosen zufälligen Tod von Paul glaubt, nachdem sie unbekannte Nummern auf dem Handy ihres Mannes entdeckt hatte. Helen setzt das Puzzle zum nächtlichen Unfall, der zum Tod von Paul führte, und auch das Puzzle von Pauls Leben, das ihr im Nachhinein sehr geheimnisvoll erscheint, nach und nach zusammen und entdeckt am Ende des Buches die Wahrheit. 

Als Leser begleitet man sowohl Helen bei ihren oft gefährlichen Ermittlungen als auch den Jugendlichen Theo, der bei dem Initiationsritual auf den BMW geschossen hatte. Ein weiterer Erzählstrang führt entlang des Weges von Frank, einem kriminellen Freund vom umgekommenen Paul, den Helen im Zuge ihrer Nachforschungen kennen lernt. Die Geschichte ist sehr spannend, klug und logisch aufgebaut und nimmt ständig nicht vorhersehbare Wendungen. Wenn ich mir bestimmter Dinge beim Lesen sicher war und glaubte, etwas voraussehen zu können, kam es oft ganz anders. 

Der Autor schafft es hervorragend, dem Leser alle drei Hauptprotagonisten nahe zu bringen und ihnen Leben einzuhauchen. Keine der Figuren ist ausschließlich gut oder böse gezeichnet, alle sind in Grautönen dargestellt und haben ihre eigene Moral, nach der sie versuchen zu leben. Helen hatte eine Affäre und ist sich nicht sicher, ob Paul der Vater ihres Kindes ist. Im Laufe der erzählten Geschichte erscheint sie kraftvoll, stellt sich ihrem Schicksal und beweist Großzügigkeit und Güte. Theo ist ein junger Familienvater, der für seine Familie und auch für Mutter und Schwester sorgt. Ihn plagen nach der Tat schreckliche Gewissensbisse, aber er ist ein Drogendealer und Gangmitglied. Frank erscheint als Boss einer mafiösen Struktur, den eine tiefe Freundschaft mit Paul verband und der auf seine Weise Helen helfen will. 

Ich habe das Buch, das als Roman gekennzeichnet ist, aber eher einem sehr klugen Thriller mit vielen Überraschungen ähnlich ist, genossen. Einen Punkt Abzug gebe ich, weil es für mich etwas zu lange gedauert hat, bis die Geschichte in Fahrt kam. Belohnt wird man aber mit einem Ende, das mich überrascht und fassungslos zurückgelassen hat.