Rezension

Etwas andere Shakespeare-Adaption

Julia für immer - Stacey Jay

Julia für immer
von Stacey Jay

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sie gelten als DAS tragische Traumpaar der Literatur, doch ihre Geschichte ist so wahr wie deine und meine.
Allerdings hat sie sich nicht ganz so zugetragen, wie der Autor es dargestellt hat.

 

Julia ist sozusagen wiedergeboren worden und das im Körper von Ariel Dragland, den sie für eine Weile übernehmen wird. Denn sie wurde ausgesandt, um zwei Seelenverwandte zusammenzubringen, die füreinander bestimmt sind.
Aber sie hat einen mächtigen Gegner: Romeo, ihren einstigen Geliebten, der sie einst tötete, um selbst die Unsterblichkeit zu erlangen. Er ist derjenige, der die potentiellen Paare gegeneinander aufhetzen und sie dazu bringen soll, einander im Namen der Liebe zu opfern.
Diesmal scheint Julia sogar persönlich gegen ihn kämpfen zu müssen und das gerade zu einem Zeitpunkt, als sie selbst die eine Chance auf ihr eigenes großes Glück vor Augen hat.
Allerdings gibt es hierfür noch einiges zu bewältigen, besonders die eigenen Skrupel und Ängste, die sie seit Romeos schrecklichem Verrat heimsuchen…

 

 

Über Julia für immer hatte ich schon im Vorfeld soviel gehört, deswegen wollte ich das Buch unbedingt selbst lesen und war gespannt darauf, wie es mir gefallen würde. Vieles an dem Roman fand ich auch durchaus positiv, doch eben nicht alles.
Am besten fange ich mit den Figuren an, denn gerade bei diesen bin ich sehr zwiegespalten. Das lag vor allem an dem Hauptcharakter. Einerseits mochte ich Julia irgendwie und konnte ihre Ängste und Vorbehalte sich selbst und ihren Gefühlen gegenüber wunderbar nachvollziehen. Sie hat viel mitgemacht und daher den Glauben an eben das verloren, was sie anderen näher bringen soll: Die Liebe. In der Beziehung ist sie glaubhaft dargestellt und konnte mich völlig überzeugen. Doch dann trifft sie wiederum Entscheidungen, die gar nicht zu einer Seele passen, die bereits sooft gelebt hat. Es scheint, als wären die Hormone des Körpers, in dem sie steckt, daran Schuld, aber eine solche Erklärung wird gar nicht gegeben. Deswegen wirkt sie so unausgegoren und widersprüchlich, was sehr schade ist.
Denn anhand von Romeo erkennt man, dass die Autorin durchaus in der Lage ist, interessante Protagonisten zu erschaffen. Zuerst macht er einen langweiligen Eindruck, da er komplett böse geschildert wird. Allerdings gewinnt er im Laufe der Geschichte immer mehr Tiefe, was man von einigen Nebenpersonen leider nicht behaupten kann, die durchgängig blass und eintönig bleiben. Unter ihnen sticht Gemma hauptsächlich aus dem Grund hervor, weil es abwechslungsreich zu lesen ist, wie unterschiedlich Julia und Ariel von ihr denken.

 

Der Schreibstil ist eigentlich genau das, was ich erwartet hatte: Er passt wunderbar zur Zielgruppe und dem jugendlichen Setting, denn Erwachsene haben kaum Auftritte beziehungsweise spielen keine wichtige Rolle. Daher stimmen einen die oft kurzen, prägnanten Sätze und die flüssig zu lesende Sprache toll auf die Handlung ein. Diese dreht sich nämlich hauptsächlich um die Liebe von Teenagern und den Kampf um sie und kann mit einigen spannenden Stellen aufwarten, besonders zum Schluss, als sich vieles aufklärt und Stacey Jay mit einem überraschend psychologischen Kniff aufwarten kann.
Dazwischen zieht es sich allerdings sehr, man wartet dank des wirklich gut gelungenen und mitreißenden Anfangs immer darauf, dass bald etwas Dramatisches geschieht. Stattdessen dümpelt die Geschichte stellenweise vor sich hin und gerade Julias ablehnende Sichtweise auf Ariels Leben machte es mir schwer, dem Geschehen zu folgen. Das hat mich umso mehr frustriert, da ich von der eigentlichen Grundidee richtig begeistert war.
Und trotzdem bin ich wild entschlossen, den zweiten Band zu lesen, eben weil Romeo dort die Hauptrolle spielt und seine Story hoffentlich weitaus unterhaltsamer und ausgewogener gestaltet ist.

 

 

Julia für immer von Stacey Jay hat mich wirklich zwiegespalten zurückgelassen. Der vielversprechende Plot, die tollen Ansätze in der Gestaltung der Hauptfiguren, die spannenden Zwischenszenen und ein sehr gut lesbarer Schreibstil konnten mich von sich überzeugen.
Dagegen wirkten die Nebencharaktere leider etwas zu blass für meinen Geschmack, falls sie überhaupt eine wichtige Rolle spielten. Auch Julia konnte mich trotz ihres Potentials an Vielschichtigkeit nicht völlig überzeugen. Dazu sorgten die Längen in der Handlung dafür, dass ich mich regelrecht durch die Geschehnisse kämpfen musste. Trotzdem oder gerade deswegen freue ich mich umso mehr auf den zweiten Band, da ich mir von diesem wesentlich mehr erhoffe.
Wer gerne ungewöhnliche Liebesgeschichten liest, die berühmte Paare in ganz anderem Licht erscheinen lassen, Gegenspieler mag, die einen überraschen können und einer guten Portion Kitsch nicht abgeneigt ist, für den ist dieser Roman bestimmt eine tolle Unterhaltung.