Rezension

Es ist nicht alles so, wie es scheint

Verwesung - Simon Beckett

Verwesung
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Die Geschichte beginnt 8 Jahre vor dem letzten Buch.
David Hunter wird zu einem kleinen Ort gerufen, die Leiche einer Frau wurde aus dem Moor gezogen, er soll helfen die Todesursache zu bestimmen und die Leiche zu identifizieren.
Es wir vermutet, dass es die Leiche von Tina Williams ist. Eine von den jungen Frauen, deren Mord Jerome Monk gestanden hat.
Monk hat eine gigantische Statur und einen eingedellten Kopf, er wirkt furchteinflößend und gewalttätig.
Nach und nach verschwanden Mädchen und dann schließlich wurde er auf frischer Tat ertappt, über der Leiche einer Frau, die schlimm zugerichtet war.
Er wurde festgenommen und gestand bald alle Morde, doch er verriet nicht, wo die Leichen vergraben liegen, er erinnerte sich einfach nicht daran.
Nach der Entdeckung der Leiche von Tina Williams, setzen die Polizeibeamten alles daran die anderen zu finden, doch ihre Bemühungen bleiben ohne Erfolg.
Und dann bietet Monk seine Hilfe bei der Suche an. Doch die Suchaktion artet in einem Fluchtversuch aus und die ganze Sache wird ad acta gelegt.
8 Jahre später flüchtet Monk aus dem Gefängnis. Aufgrund eines akuten gesundheitlichen Problems soll er in ein Krankenhaus gebracht werden, doch stattdessen überwältigt er die Sanitäter und flieht.

Währenddessen ist David Hunter viel widerfahren, er hat seine Familie durch einen Autounfall verloren und wurde fast selber bei einer Ermittlung getötet, seine Angreiferin ist immer noch auf freiem Fuß und er lebt jeden Tag mit der Angst sie könnte seinen Weg nochmal kreuzen, diesmal mit wirklich tödlichen Folgen.
Und dann steht sein alter Bekannter vor der Tür, mit dem er schon lange zerstritten ist und der damals die Ermittlungen um die verschwundenen Mädchen leitete.
Connors warnt ihn vor Monk, doch David macht sich eine großen Sorgen darum, bis schließlich Sophie Keller anruft, die damals als psychologische Beraterin ebenfalls am Fall Monk beteiligt war und ihn um Hilfe bittet.
Sie verabreden sich, doch sie erscheint nicht. David macht sich Sorgen und fährt zu ihrem Haus, dort findet er sie niedergeschlagen im Bad. Gefahr droht, das ist ihm klar, also wird er Sophie unterstützen.

Monk ist auf freiem Fuß und schon bald gibt es einen Toten, doch irgendwie passt alles nicht so recht zusammen, irgend etwas ist seltsam an dem ganzen Fall....

Meine Meinung

Gerade der Anfang war sehr interessant zu lesen. Wir haben hier einen untraumatisierten David Hunter, der noch nicht die schlimmen Schicksalsschläge erlebt hat. Er ist glücklich, seine Karriere blüht auf und er ist irgendwie ein ganz anderer Mensch.
Der Fall um Monk ist blutrünstig und schrecklich, doch man ahnt schnell, dass da mehr ist. Es wäre kein David Hunter Thriller, wenn David Hunter nicht in Gefahr geraten würde, oder jemand, der ihm nahe steht.

Und dann flieht Monk aus dem Gefängnis und wir ahnen schon, dass er ie ehemaligen Ermittler verfolgen will. Das Motiv scheint klar zu sein – Rache. Doch wir bekommen nach und nach ein Bild von Monk, das widersprüchlich erscheint. Zunächst ist er für uns der große, animalische Triebtäter, der nur von Wut geleitet wird, doch allmählich bekommt der Charakter immer intelligentere Züge, auch wenn die nicht gerade in seinen Umgangsformen oder seiner Sprach zu finden sind. Es sind seine Handlungen, die uns überraschen.
Und doch steht für uns fest, dass er der Täter ist, bis zu einer Wendung, die alles ändert, die Indizien unsere Meinung und auch wenn Monk uns zu keinem Zeitpunkt sympathisch wird, so empfinden wir ab einem gewissen Punkt Mitleid mit ihm, was ich persönlich am Anfang niemals erwartet hätte.

Die Spannung wird in diesem Thriller ganz groß geschrieben, sie ist immerzu im Hintergrund zu spüren und an einigen Stellen steigt sie noch weiter an um uns ja davon abzuhalten das Buch aus der Hand zu legen.
Längen kommen zu keinem Zeitpunkt auf und sehr berührend ist am Anfang Hunters Geschichte, also die seines tiefen Verlustes.

Wir wussten schon im ersten Band, dass er seine Familie verloren hat, doch die genauen Umstände wurden nie beschrieben und hier nun nimmt alles seinen Anfang, wir verstehen die Zusammenhang und kommen zu einem Ende. Wobei es natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass es noch einen weiteren Band geben könnte.

Die Schreibweise ist flüssig, der Erzähler ist ein Ich-Erzähler, der uns alles aus Davids Sicht näher bringt.
Somit kommen wir Stück für Stück in der Geschichte weiter mit einem begrenzten Horizont, wir kommen den Geheimnissen zusammen mit David auf die Spur, fühlen seine Ängste, haben seine Geistesblitze, spüren seinen Schmerz.
Ich persönlich mag diese Erzählform, auch wenn sie nicht zu jedem Buch passt. Hier passt sie sehr gut und schafft es noch einmal die Spannung ein wenig anzuziehen.

Das Ende ist einfach großartig geworden, wir kommen an einem Punkt, an dem wir schließlich jedem misstrauen und uns vorstellen könnten, dass jeder der eigentliche Mörder sein könnte. Auch wenn der Verdacht, den man schon relativ früh hegt nicht vergessen wird, glaubt man an eine Irreführung. Schließlich weiß man gar nicht mehr, was man denken soll, ebenso wie es Hunter ergeht. Wir tauchen quasi in seine Gedanken ein und projizieren seine Wahrnehmung auf unsere eigene Gedankenwelt. Einfach nur genial!

Die Gestaltung der Personen ist sehr unterschiedlich ausgefallen, einige werden sehr gut beschrieben, andere rücken eher in den Hintergrund, doch dies hat wiederum mit der Perspektive zu tun. Menschen, mit denen Hunter viel zu tun hat, lernen wir näher kennen, andere bleiben eher im Dunkeln, wie könnten wir mehr rüber sie erfahren, als das, was Hunter von ihnen weiß?

Fazit

Ein sehr gelungener Thriller, den ich sehr schnell durchgelesen habe und das mit Freude.
Der eigentlich offensichtliche Fall bekommt im Laufe der Geschichte immer mehr Wendungen.
Die Spannung ist groß, der Lesefluss rasant und wir werden immer wieder aufs neue vom Autor durch kleine Winkelzüge überrascht.
Das Lesen macht den Leser ein wenig paranoid, da wir bald niemandem mehr vertrauen und der Autor schafft es Empfindungen umzukehren. Er scheint tief in seine Trickkiste gegriffen zu haben und dies mit großem Erfolg.

Für mich ist das hier der beste Band der David Hunter Reihe, auch weil wir ihn nun hier auch den Mann kennen lernen, der er war, bevor das Leben ihn so sehr gezeichnet hat.