Rezension

Eine sehr außergewöhnliche und einzigartige Geschichte einer nach Erfolg strebenden Autorin

Yellowface -

Yellowface
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mal eine etwas andere Geschichte, in der man die Protagonistin eher hasst, anstatt Sympathie zu ihr aufzubauen

Inhalt:
June Hayward steckt in einer Krise. Ihr Traum ist es groß als Autorin rauszukommen. Das Problem? Ihre „Freundin“ Athena Liu ist erfolgreich und schließt einen Deal nach dem anderen. Als sie unerwartet stirbt, stiehlt June Athenas Manuskript und veröffentlicht dies unter dem Namen Juniper Song. Da das Buch vom chinesischen Arbeiterkorps handelt, ist ihr Künstlername mehr als mehrdeutig. Der Erfolg des Buches fliegt June schnell um die Ohren und sie muss schauen, wie sie ihr Geheimnis wahren kann.

Meine Meinung:
Ich war noch nie so krass in einem Zwiespalt beim Lesen eines Buches, wie in diesem! June ist ein sehr ungewöhnlicher Charakter, der sich vieles zurecht redet, wie es ihr passt. Genau das fand ich auch grandios, da der Leser so angeregt wird, selbst über die Geschehnisse nachzudenken und sich eine Meinung zu bilden. Man bekommt keinesfalls den „richtigen“ Weg aufgezeigt. Ich finde es so wichtig, gelesenes hinterfragen zu müssen, sei es Bücher, News, Spekulationen etc. Und das wird in Yellowface perfekt umgesetzt.

Kuang trifft in vielerlei Hinsicht den Nagel auf den Kopf. Die Lesenden bekommen einen Einblick in die Verlagswelt und was die Veröffentlichung eines Romanes mit sich zieht. Besonders mit dem Fokus auf die Diversität in dieser Branche. Es tat schon echt weh vor Augen geführt zu bekommen, wie real unter anderem Shitstorms und weitere mediale Attacken sind. Auch wenn ich in vielen Punkten nicht hinter June stand, war es schwer diese Passagen zu lesen. Es ist aber wichtig solche Geschehnisse zu thematisieren.

Es ist unglaublich, wie Kuang es gelungen ist, einem in einem Moment komplett durch die Gedanken von June runterzuziehen und in der nächsten Sekunde so von der Begeisterung der Protagonistin wieder nach oben in einen euphorischen Zustand katapultiert wird. Ich habe mich zum Teil echt negativ, genervt und fast schon depressiv gefühlt. In den Momenten bin ich immer nur langsam mit dem Lesen vorangekommen. Dann sprüht die kurzanhaltende Positivität der Protagonistin nur so rüber und das Tempo der Geschichte nimmt wieder zu. Es ist unglaublich, was für ein Talent Kuang dafür hat.

Leider hat mich das Ende des Buches bzw. die Auflösung etwas enttäuscht. Die ganze Geschichte ist so spannungsgeladen, dass mich der Abschluss etwas unbefriedigt zurückgelassen hat. Lest aber dennoch unbedingt das Buch und bildet euch eure eigene Meinung dazu.

Fazit:
Während des Lesens hatte ich eher eine Hassbeziehung zu June. Sie trifft definitiv nicht die besten Entscheidungen und ist sehr stur, was ihre Wahrheit angeht. Trotzdem konnte ich auch ein manchen Situationen mit ihr mitfühlen. Bewundernswert finde ich, dass Kuang mich trotz des Unverständnisses June gegenüber so an die Geschichte gefesselt hat und ich unbedingt weiterlesen musste.