Rezension

Ein spannender Thriller, der aus der Perspektive eines kranken Serienkillers erzählt wird!

Der Bewohner -

Der Bewohner
von David Jackson

Du weißt: Ein brutaler Serienkiller ist ausgebrochen. Was du nicht weißt: Er versteckt sich in deinem Haus! Thomas Brogan ist Serienkiller. Auf der Flucht vor der Polizei findet er Unterschlupf in einem unbewohnten Reihenhaus. Und ungeahnte Möglichkeiten eröffnen sich ihm: Denn die Dachböden der Häuserzeile sind miteinander verbunden. Brogan "besucht" die anderen Häuser, klaut Essen und erfährt intimste Geheimnisse. Die schöne Colette hat es ihm besonders angetan: Er will alles über sie herausfinden, er muss sie besitzen, sie seinem Willen unterwerfen - und sie töten. Doch nicht nur, dass in Brogans Kopf zwei Seelen streiten - auch will Colette lieber am Leben bleiben.

Den Thriller "Der Bewohner" von David Jackson habe ich als Hörbuch gehört, welches im Audio-To-Go Publishing-Verlag erschienen ist. 8 Stunden und 47 Minuten (ungekürzte Lesung) hat mich dieses spannende Hörbuch dank dem Sprecher Peter Lontzek super unterhalten, denn diese außergewöhnliche Story erzählt aus der Perspektive des Serienkillers Thomas Brogan. Eine zutiefst gestörte Persönlichkeit, die heimlich auf dem Dachboden haust und seine "Nachbarn" mit perfiden Streichen in den Wahnsinn treibt. Obwohl er körperlich alleine ist, lässt seine schizophrene Stimme, mit der er nonstop in seinem Kopf lebt, ihn nicht in Ruhe. Diese kranke Stimme bestimmt Brogans' Leben, hetzt ihn auf und ist eiskalt.

Die Dialoge, die er mit seiner Stimme führt, lassen tief in sein Innerstes blicken. Obwohl er ihr vertraut und folgt, zweifelt er zwischendurch auch an ihr. Diese Momente sind jedoch selten. Doch um auf dem Dachboden zu überleben, braucht er seinen Anführer, um nicht erwischt zu werden. Der innere Konflikt, mit dem Brogan sich manchmal quält, konnte ich die ganze Zeit sehr gut mitverfolgen. Seine kranke Psyche wird mit der Zeit immer mehr offenbart, was hier im Vordergrund steht. Wer erwartet, dass er auf dem Dachboden einen Mord nach dem anderen verübt, den muss ich enttäuschen. Hier geht es hauptsächlich um ein spannendes Szenario zwischen einem gesuchten Serienkiller und seiner Stimme, die sich so unauffällig wie möglich verhalten müssen, um zu überleben. Anstatt weitere Morde zu verüben, spielt er perfide Spiele mit seinen ahnungslosen Nachbarn. Diese sind teilweise sehr skurril und richtig fies, besonders bei Colette und ihrem Mann bereitet ihm dies ein großes Vergnügen. Während der Abwesenheit des Paares plündert er Lebensmittel und versucht "Normalität" in sein Leben zu bekommen. Natürlich bereitet er in dessen Abwesenheit auch seine Spielchen vor, die er von oben auf dem Dachboden aus beobachtet oder sich unter dem Ehebett von Colette versteckt und genießt. Der Autor hat sich ideenreiche und fiese Handlungen ausgedacht, die mir gut gefallen haben.

Obwohl die Handlung schon abgrundtief böse ist, passt der schwarze Humor sehr gut hierhin. Die verstörende Geschichte ist lebendig und detailliert, auch aus Brogans' Vergangenheit konnte ich mit der Zeit einiges in Erfahrung bringen, um besser zu verstehen, warum er ist, wie er ist. Geschehnisse aus seiner Kindheit und weitere Situationen aus damaliger Zeit waren daher sehr informativ, um den jetzigen Serienkiller zu "verstehen". Sein gestörtes Verhältnis zu Frauen wurde erläutert, sodass so sein krankhaftes Verhalten gegenüber Colette verständlich wurde. Besonders am Ende wurde ich mit einer Wendung und mit Ereignissen überrascht, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Denn es haben sich sehr rasante Situationen entwickelt, die mir sehr gut gefallen haben. Auch eine ältere Bewohnerin, Elsie, die von Brogan beobachtet und sogar besucht wird, fand ich klasse. Besonders ihre Entwicklung, die mich ebenfalls positiv überrascht hat.

Dass ausgerechnet Brogan in der Abwesenheit seiner Nachbarn auf einen Einbrecher trifft, hat unter anderem für Abwechslung gesorgt und den Spannungsbogen noch weiter in die Höhe treiben lassen. Dieser Aspekt wurde immer wieder erwähnt, denn seitdem hatte Brogan eine weitere Herausforderung zu meistern, um nicht entdeckt zu werden. Die Bewohner der Häuser haben alle ihre Probleme und Geheimnisse, die Brogan natürlich nicht verborgen bleiben. Da er, während seine Stimme extrem dominant auftrat, sehr unberechenbar war, konnte ich sein Handeln im ersten Moment nie richtig einordnen. Sie mischen sich immer mehr in das Leben der ahnungslosen Menschen ein, die er immer mehr beeinflusst. Spannung ist die ganze Zeit vorhanden und krasse Einblicke in eine extrem gestörte Psyche sind dem Autor hier hervorragend gelungen. Der innerliche Kampf zwischen Thomas Brogan und seiner gefährlichen Stimme ist unheimlich packend, mitreißend und originell. Tiefe Abgründe einer menschlichen Seele werden offenbart, die ich so in einem Thriller noch nicht kennengelernt habe.

Der Sprecher Peter Lontzek hat die Handlung sehr lebendig rübergebracht. Seine Stimme hat sich dank seinen gut imitierten Stimmlagen den Protagonisten, besonders Brogan und seiner Stimme im Kopf, immer gut angepasst. Die Atmosphäre kam von Anfang an passend rüber, auch bildlich hat er mit dem Autor für super klare Bilder gesorgt. Besonders dann, wenn Brogan freies Haus hatte und sich dann ganz ungeniert wie zu Hause gefühlt hat. Wenn ich mir vorstelle, dass ein gesuchter Serienkiller in Abwesenheit meine Zahnbürste benutzt und seine flüssigen Körperausscheidungen in meiner Spüle auskippt, bekomme ich schon Gänsehaut. Ein Serienkiller auf der Flucht und er versteckt sich in deinem Haus- ein unheimliches und spannendes Szenario! Ein gut durchdachter Plot, der mir wirklich gut gefallen hat.