Rezension

Ein spannender Krimi, der mit solider Ermittlungsarbeit besticht

Neben wem du erwachst -

Neben wem du erwachst
von Gytha Lodge

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover mag ich tatsächlich recht gerne, schon allein weil es perfekt zu den ersten beiden Teilen passt. Durch die eher düsteren Farben wirkt es unterschwellig bedrohlich und es wird direkt klar, dass es keine nette Geschichte sein wird.

Die Story klingt vielversprechend: Louise wacht nach einer Partynacht mit ihrer besten Freundin April vollkommen verkatert in ihrem Bett auf und findet prompt einen ihr unbekannten Toten. Sie kann sich nur bruchstückhaft an die Ereignisse der vergangenen Nacht erinnern, hat sie etwas mit dem Tod des Mannes zu tun oder ist sie vielleicht selbst in Gefahr? Das müssen die Detectives Sheen, Hanson und Lightman herausfinden und dabei auch ihre privaten Probleme in den Griff bekommen, um einen Fall zu lösen, der nicht so klar ist, wie er zunächst scheint. 

Ich habe bereits die anderen beiden Teile der Reihe verschlungen und war sowohl von dem Spannungsaufbau als auch der ruhigen, bedächtigen Ermittlungsarbeit und den gut gestalteten Figuren begeistert, deswegen hatte ich gehofft, dass mich dieses Buch ebenso begeistern kann. Ich wurde zum Glück nicht enttäuscht, sondern habe die Geschichte an einem Nachmittag durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was denn jetzt passiert ist. Dazu trägt auch der wunderbare Schreibstil bei, der sie zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund spielt, aber durch seine mitreißende Art bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe zwischendurch kaum hochgeschaut. 

Ich fand es super spannend, dass die Kapitel immer abwechselnd aus der Sicht der tatverdächtigen Louise und der der Ermittler geschrieben ist, so hat man zwar zu Beginn ein paar Informationen, die die Ermittler nicht haben, aber gleichzeitig nicht so viele, dass man schon direkt weiß, was genau passiert ist. Ich habe ab der ersten Seite versucht, herauszufinden, wer der Täter sein könnte, habe meine Theorien immer wieder verworfen, erneut aufgenommen, nur um sie wieder zu verwerfen. Dabei habe ich auch richtig mit den Figuren mitgefiebert und bei manchen gehofft, dass sie eben nicht der Täter oder die Täterin sind, so auch bei Louise. Sie wirkt zunächst recht oberflächlich und wie ein verwöhntes Partygirl, doch schnell wird klar, dass sie für alle ihre Handlungen einen Grund hat und sie viel mehr als das ist. Gerade das ist es, was diese Krimi-Reihe auch so außergewöhnlich macht. Das Augenmerk wird vor allem auf eine solide, sorgsame Ermittlungsarbeit mit dem Sichten von Videomaterial, Befragung von Zeugen und Sichten der Spuren gelegt wird als auf actionreiche Verfolgungsjagden oder dramatische Alleingänge. Ich mag das super gerne und man hat tatsächlich das Gefühl, als wäre man bei einer Ermittlung dabei.

Meine einzigen Kritikpunkte sind vielleicht, dass es für meinen Geschmack zu viele Perspektiven in diesem Buch gibt. Ich mag Louises Perspektive sehr gerne und finde auch die von Juliette Hanson und Jonah Sheen sehr wichtig und zentral für die Handlung des Krimis, mehr bräuchte ich aber hier nicht. Zudem werden mir die privaten Probleme der Ermittler vielleicht ein wenig zu sehr in den Fokus genommen, sie spielen zum Glück nicht die Hauptrolle, sind aber dennoch omnipräsent und mir an der ein oder anderen Stelle vielleicht ein bisschen zu viel. Das ist allerdings Kritik auf sehr hohem Niveau, weil ich das Buch ansonsten absolut genossen habe.