Rezension

Das Leben ist kein Spiel

Morgen, morgen und wieder morgen -

Morgen, morgen und wieder morgen
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 5 Sternen

Gabrielle Levin versteht es in ihrem Roman ausgezeichnet die virtuelle Spielewelt mit dem tatsächlichen Leben in Einklang zu bringen. Das Buch ist vielschichtig und ziemlich komplex strukturiert, aber das Wichtigste ist die Entwicklung der Charaktere, denen man durch die kreative Schreibweise ganz dicht auf die Pelle rückt. Sie kamen mir mitunter sehr nahe. 
Sam und Sadie sind die Protagonisten, die neben Marx die Hauptrollen einnehmen. Wir lernen die sehr privaten Seiten der jungen Menschen kennen. Dabei fiel es mir oft nicht leicht Sam und Sadie zu verstehen. Um es vorsichtig auszudrücken, beide sind keine einfachen Charaktere. 
Mit den Zeitsprüngen auch innerhalb der Kapitel hatte ich anfangs Probleme, was mitunter bei mir zu Irritationen führte (in welcher Zeit befinde ich mich gerade?). Von den handelnden Personen erfährt man so immer ein wenig mehr. Die Erzählstruktur ist detailliert, aber dadurch auch sehr aufschlussreich. Hier und da ist es auch schon recht intellektuell. Dazu zähle ich die Verweise auf den japanischen Künstler Katsushika Hokusai („Die große Welle vor Kanagawa“ bildet den Hintergrund fürs Cover), auf William Morris und sein berühmtes Textildesign „Strawberry Thief“ oder auf Shakespeares Macbeth und dessen Monolog „Morgen, morgen und wieder morgen“ (der Titel des Buches!). 
Zevin benutzt viele Metaphern und überträgt damit die Handlung auf verschiedene Ebenen. Da ist der Leser/die Leserin gefordert.

Fazit:
Meine Erwartungen an den Roman wurden übertroffen. Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass das Thema Videospiele, die technischen Raffinessen dazu, für mich überhaupt keine Rolle spielten.
Ich habe eigentlich an der Geschichte nichts wesentliches auszusetzen. Allerdings hätte es vor allem im Mittelteil, etwas kürzer gefasst sein können. So kam es inhaltlich schon hier und da zu Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes. Anfang und Ende der Story sind ganz stark erzählt.

Insgesamt ist es eine wunderbare zeitgenössische Erzählung, beginnend in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bis fast in die Jetztzeit. Den durchweg positiven Stimmen vom Buchumschlag und Klappentext kann ich mich anschließen. Der geplanten Hollywoodverfilmung sehe ich mit Spannung entgegen. Das Buch umzusetzen wird eine große Herausforderung! Hoffentlich gelingt es.