Leserunde

Leserunde zu "Lapvona" (Ottessa Moshfegh)

Lapvona -

Lapvona
von Ottessa Moshfegh

Bewerbungsphase: Bis zum 16.02.

Beginn der Leserunde: 23.02. (Ende: 16.03.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Hanser Verlags – 20 Freiexemplare von zur Verfügung. Eine Leserprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

„Lapvona“ – Ottessa Moshfeghs Roman über menschliche Monstrosität, Ungleichheit, Korruption und Tyrannei.

„Was für ein grauenvolles Meisterwerk!“ (Theresia Enzensberger) 

Es riecht nach Kot und Verwesung, nach Blut, Vieh und Schlamm – das ist Lapvona, der gottverlassenste Ort der Romanwelt. Hier ist niemand vom Glück begünstigt, am wenigsten Marek, der missgestaltete Sohn des Schafhirten. Doch sein Elend birgt auch eine große Kraft: baldige Nähe zu Gott durch Entsagung und Erniedrigung. Als er von Villiam, dem irren Landvogt, aufs Schloss berufen und als neuer Fürstensohn eingeführt wird, glaubt Marek sich zu Höherem erkoren. Denn noch ahnt er nicht, wie grausam nicht nur die Not, sondern auch die Sättigung den Menschen macht. In ihrem neuesten Meisterwerk entwirft Ottessa Moshfegh ein höllisches Panoptikum menschlicher Monstrosität und trifft in der grotesken Darstellung von Ungleichheit, Korruption und Tyrannei den Nerv unserer Zeit erschreckend genau.

ÜBER DIE AUTORIN:

Ottessa Moshfegh wurde in Boston geboren und ist kroatisch-persischer Abstammung. Sie wurde in die Granta-Liste der zwanzig besten jungen Autor*innen aus den USA aufgenommen. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem PEN/Hemingway Award. Nach den Romanen »Eileen« und »Mein Jahr der Ruhe und Entspannung« erschienen zuletzt Stories unter dem Titel »Heimweh nach einer anderen Welt« bei btb im Taschenbuch. Ottessa Moshfegh lebt in Los Angeles.

19.03.2023

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 103 bis 204

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 103 bis 204
nicolebrk kommentierte am 28. Februar 2023 um 23:53

Ich bin gerade erst ein paar Seiten weiter, aber ich wollte nur mal kurz (bevor ich es vergesse) anmerken, wie krass ich es finde, wie schnell die Autorin auch irgendwie zwischen ,,Hoffnung'' und skandlösen Gedanken wechseln kann. Ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Auf Seite 111 ,,trauert'' (falls er dazu überhaupt fähig ist) Jude seinem Sohn ja schon irgendwie hinterher (auch wenn es nur für seine Selbstzwecke, d.h. überleben ist), ein paar Sätze weiter heißt es dann, dass er seinen Sohn hasse und ihm an allem die Schuld geben könne. Das sind für mich schon sehr krasse Twists teilweise.

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Mine_B kommentierte am 07. März 2023 um 06:24

Ja, sie schafft es ganz gut, diese unterschiedlichen Extreme miteinander zu verbinden. In dem einen Satz wird kurzzeitig Hoffnung gesät, nur um diese dann gleich darauf wieder zu zerstören. Hier sind Freud und Leid sehr nah beieinander.

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alasca kommentierte am 03. März 2023 um 12:19

Jude hasst Marek, dem er an allem die Schuld gibt. Marek führt ein absurdes Leben im Schloss und muss Villiam zur Unterhaltung dienen. Unglaublich, wie Lispeth gedemütigt und missbraucht wird. Ihre geschilderte Stumpfheit als imaginierte Reaktion finde ich psychologisch stimmig – so wie die das ganzen Höllenpersonals. Alles ist in sich logisch, der Wahnsinn hat Methode.

Wir erhalten Einblick in das Innenleben von Lispeth, Dibra und Luka. Die Menschen der Dienerschaft sind die einzigen, die verstehen, welche Verbrechen Villiam begeht. Sie verachten ihre Herren, weil sie glauben, ihnen moralisch überlegen zu sein. Jede Sünde ihrer Herren erhebt im Kontrast die Dienerschaft. Daher haben sie kein Interesse daran, Villiams Missetaten zu verhindern oder den Dörflern zu helfen. Selbst der Glaube ist egoistisch.

Der Roman hat etwas von einem Märchen. Ina und Jude werden zu Kannibalen – in der Realität hätte eine solche Mahlzeit nach wochenlangem Hungern sie umgebracht. Aber das Menschenfleisch hat eine geradezu magische Wirkung, Ina erstarkt schon nach dem ersten Bissen. Ich bin gespannt, was wir von Ina noch hören werden.

Agata wird zur handelnden Person. Hat Jude sie tatsächlich erneut vergewaltigt, oder hat er das nur geträumt? Auch sie verabscheut Marek. Marek in seiner Verblendung ist glücklich. Da niemand mit dem anderen redet, leben sie nebeneinander her, jeder in seiner Konstruktion der Wirklichkeit. Von außen sehen die schlafende Agata und Marek wie glücklich wiedervereinte Mutter und Sohn aus.

Ich bin irritiert von dem Motiv des An-der-Brust-Saugens. Erwachsene Männer, die stundenlang an der Brust einer alten Frau hängen, die schon lange keine Milch zu geben hat. Und was hatte das Phänomen zu bedeuten, das Moshfegh schon im 1. LA beschreibt: Dass Ina kurz wieder sehen kann, wenn ihre Brüste leergetrunken sind?

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nicolebrk kommentierte am 03. März 2023 um 23:39

Das mit dem Märchen stimmt allemal... Das mit dem Brust saugen finde ich einfach verstörend, ich weiß nicht, ob es dahinter wirklich ein Motiv steckt oder ob es wirklich einfach nur etwas abschrecken soll

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KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:20

Ich konnte mir auch keinen richtigen Reim auf das Stillen der erwachsenen Männer machen. Ich vermute, dass es irgendwie in die Richtung "Mutterschaft" gehen soll. Da ich bereits den ganzen Roman gelesen habe, finde ich diese Deutung am schlüssigsten, denn gerade gegen Ende wird "Mutterschaft" ein wichtiges Motiv. Besteht vielleicht eine Verbindung zu Maria als Mutter Gottes?

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alasca kommentierte am 08. März 2023 um 18:20

Es geht wohl eher um die Ausbeutung des Weiblichen. Ina wird buchstäblich ausgesaugt. Sie lässt es zu, wenn auch nicht aus altruistischen Gründen: Sobald die Brüste leergetrunken sind, kann sie für kurze Zeit wieder sehen. 

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Mine_B kommentierte am 07. März 2023 um 06:27

Bei dem Brustsaugen bin ich mir über die Bedeutung auch unschlüssig. Auch bietet Ina ja so gut wie jedem dies an, es scheint nicht so zu sein, dass nur Marek daran saugt. Ist es eine Art Machtausübung? Dient es der Beruhigung? Oder doch mehr für das Muttersein? Marek sagte ja mal, dass Ina so eine Art Mutter für ihn ist und er dies deswegen bei ihr macht und als dann seine Mutter kommt, macht er mit diesem Verhalten gleich weiter. Aber es ist schon bizarr.

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medsidestories kommentierte am 09. März 2023 um 17:03

"Ich bin irritiert von dem Motiv des An-der-Brust-Saugens. Erwachsene Männer, die stundenlang an der Brust einer alten Frau hängen, die schon lange keine Milch zu geben hat."

Das Motiv irritiert mich auch. Es ekelt mich darüber hinaus, ich kann diese Stellen kaum lesen. Ich würde allerdings auch denken, dass das Motiv Richtung Mutterschaft, bzw. der lebenslangen Abhängigkeit und Sehnsucht nach einer Mutter tendiert. Sowohl Marek als auch Jude sind ja ohne eine leibliche Mutter aufgewachsen. Es steckt auch noch so ein Festhalten an einer kindlichen Unschuld mit drin und natürlich unübersehbar eine sexuelle Komponente. 

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anooo kommentierte am 11. März 2023 um 13:21

Hat Jude sie tatsächlich erneut vergewaltigt, oder hat er das nur geträumt?

Ich habe es so verstanden, dass es tatsächlich passiert ist.

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alasca kommentierte am 13. März 2023 um 17:08

Er hat. 

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yokioooo kommentierte am 03. März 2023 um 12:42

Der Ekel in mir wächst. Mehr kann ich gerade irgendwie nicht sagen. Ich habe das Gefühl, die Bilder, die durch diese Geschichte in meinem Kopf entstanden sind, werden erstmal ein Weilchen hängen bleiben. Es ist grauenhaft. Und abscheulich. Menschenunwürdig. Lispeth tut mir leid, und Dibra und Agata... Tatsächlich fällt mir gerade auf, dass mir die weiblichen Figuren alle leidtun, die männlichen dahingegen... Villiam ist sicherlich der ekelhafteste Mensch von dem ihc gelesen habe. Ich finde er hat kein Motiv, für die Dinge die tut, bzw tun lässt. Ihm ist nur langweilig. Andauernd. Und er lässt sein Volk sich gegenseitig niedermetzeln, während er des nachts mit dem "Priester" im See badet.

Ich hab bestimmt ein paar mal schon gedacht, dass Buch abzubrechen, aber dann kommt die Neugier über das Ende. Wird es ein happy End geben? Wenn es so weiter geht bezweifele ich es. Ich hoffe nur, dass Villiam irgendwann richtig viel Langeweile hat er aber nichts dagegen tun kann; ich glaube das wäre die schlimmste Strafe für ihn

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medsidestories kommentierte am 09. März 2023 um 17:05

Ich frage mich die ganze Zeit, für wen Villiam eigentlich steht? Ist er ein Sinnbild für irgendetwas? Vielleucht für eine Art wohlstandsverwahrloste Gesellschaft, die immer wieder nach neuem Entertainment und nach noch mehr Komsum verlangt...

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nicolebrk kommentierte am 03. März 2023 um 23:45

Ich bin nun fertig mit dem zweiten Abschnitt. Leider habe ich immer noch keine Vorstellung, wie das Buch enden soll. Ich glaube ja nicht, dass es ein gutes Ende geben wird. 

Wir erfahren, wie es Marek auf dem Schloss ergeht. Es geht weiter mit den verstörenden Szenen (Kannibalismus, die deatiliert beschriebenen Szenen vom abhaken, Geschlechtsverkehr,..). Anscheinend ist Marek nun also Produkt der Inzest zwischen Agata und ihrem Bruder (?). Ich habe noch nicht so ganz verstanden, wieso ihre Zunge abgeschnitten wurde. Um ehrlich zu sein, fällt es mir etwas schwer, meine Gedanken zu dem Buch zusammenzufassen. Mir ist aufgefallen, dass irgendwie keiner so eine richtige, ,,gute'' Meinung zu Gott hat bzw. einfach ein komisches Verhältnis. Im Mittelpunkt steht auf jeden Fall der Priester, der seine eigenen Bedürfnisse über die wichtige Position seines Amtes erhebt, Villiam, der sowieso fernab der Realität lebt. Marek und Lispeth bringen sich selber zum leiden, weil sie glauben, das bringe sie Gott näher. 

Ich denke tatsächlich mehrmals darüber nach, ob man in dem Buch nicht auch irgendwie eine Spiegelung auf unsere Gesellschaft sehen kann. Es gab eine Stelle, die mich etwas in dem Verdacht bestärkt hat. Leider kann ich sie gerade nicht finden :(

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alasca kommentierte am 04. März 2023 um 01:20

Ich denke tatsächlich mehrmals darüber nach, ob man in dem Buch nicht auch irgendwie eine Spiegelung auf unsere Gesellschaft sehen kann. 

Auf jeden Fall. Moshfegh macht es uns nicht leicht, aber ich sehe mehrere Parallelen. Zum einen Villiam, ein aufmerksamkeitsgestörter Herrscher, der zu ernsthafter Beschäftigung nicht fähig ist und nicht regieren kann. Mir fällt da sofort Trump ein. Dann der völlige Verlust eines Wertesystems in der Dorfgemeinschaft; der Priester, der das ja bereitstellen sollte, hat nicht mal selbst die Bibel gelesen. Das klingt nach der westlichen Welt. Dann dieses nicht miteinander sprechen, so dass all die abstrusen Konstrukte, die jeder sich zurechtfrickelt, nicht gegeneinander abgeglichen werden und die Wahrheit gar nicht ans Licht kommen kann - Stichwort Filterblase ... 

Raubtierkapitalismus - jemand verbraucht zu seinem Spaß sämtliche Ressourcen und der Rest der Welt hungert - die Parallele springt einen ja förmlich an. 

Und so weiter, und so weiter. 

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KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:22

Genau, ich hatte in meinem Kommentar zum ersten Teil ja bereits angemerkt, dass ich den Roman auch als Kommentar zu unserer Gesellschaft verstehe. Du führst gute Beispiele an, die das verdeutlichen!

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Mine_B kommentierte am 07. März 2023 um 06:29

Das hast du wirklich gut zusammengefasst, es gibt schon einige Parallelen und in diesen ist die Kritik 'versteckt'.

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medsidestories kommentierte am 09. März 2023 um 17:09

Auf jeden Fall. Moshfegh macht es uns nicht leicht, aber ich sehe mehrere Parallelen. Zum einen Villiam, ein aufmerksamkeitsgestörter Herrscher, der zu ernsthafter Beschäftigung nicht fähig ist und nicht regieren kann. Mir fällt da sofort Trump ein

Du nennst einige sehr gute Gedanken! Ich sehe da nach deinen Ausführungen auch eine Art Metapher für die amerikanische Gesellschaft. (Überspitzt gesagt.) Da ist der verrückte, unersättliche Herrscher, die Schwere zwischen Arm und Reich, das Volk, das allmählich den Verstand verliert und auf die Lügen der Kirche hereinfällt. 

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Lesehummel kommentierte am 05. März 2023 um 11:28

Nun, während die Dorfbewohner hungern und mittlerweile sogar die Toten unter ihnen verspeisen, treibt der Fürst sein Verhalten wieder einmal auf die Spitze, indem er mit Marek ein Würstchen-Wettessen veranstaltet. Sie leben in ihrem Schloss in Saus und Braus und essen bis zum Erbrechen und noch darüber hinaus. Dazu verlangt der König noch seine rund um die Uhr Bespaßung. Ich finde das Buch wirklich verstörend, aber es reizt mich auch irgendwie sehr zum Weiterlesen, obwohl ich gar nicht genau benennen kann, weshalb das so ist. Irgendwie schreckt mich das Buch unglaublich ab und verströmt zugleich dennoch einen krassen, faszinierenden Sog der mich immer wieder dazu bringt, unbedingt weiterlesen zu wollen. Sehr merkwürdig jedenfalls und ich bin gespannt, was am Ende noch kommen mag. Ein Happy End wird es wohl nicht geben, aber das Buch ist ja doch so unglaublich unvorhersehbar, das mich das nicht mal mehr schockieren würde.

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Sursulapitschi kommentierte am 05. März 2023 um 17:30

Hahahahaha, das stimmt. Am überraschendsten wäre ein Happy End. :DDD
Ich könnte mir vorstellen, Villiam stirbt und Marek wird neuer Herrscher, der dann auf Einhaltung der religiösen Gesetze pocht und noch schlimmer ist als Villiam. 

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stefanb kommentierte am 06. März 2023 um 15:53

Zu dem Essen mit Marek: Früher hatten diverse Könige "Spaß" daran Leute zu köpfen, wenn diese früher vom Tisch aufstanden als der König.

Ich finde, dass es eigentlich ganz gut zu unserer Gesellschaft passt. Was machen die Leute, wenn sie alles haben? Richtig, sie stellen dummes Zeug an ;) Und die Charaktere hier, naja. Die sind alle etwas komisch.....

 

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Zappi kommentierte am 05. März 2023 um 12:18

Der Sommer ist ein ganz furchbarer Abschnitt. Hier kommen die elementarsten Bedürfnisser der Menschen zutage. Durch die Hungersnot (es fällt seit Monaten kein Tropfen Regen) sind die Dorfbewohner dem Wahnsinn nahe. Alle Lämmchen sind gestorben. Und mittlerweile ist selbst Kannibalismus an Toten möglich. Selbst Jude und Ina machen davor keinen Halt. Im Schloss merkt man davon nichts, das Wasser wird in der Nähe gestaut und so genießt Villiam und der Pater weiterhin die Völlerei. Marek unterdies wächst in die neue Rolle hinein. Lisbeth vermisst Jakob und dient zwar (mit abartigen Schikanen - auch hier komme ich an meine Grenzen beim Lesen) Marek, doch wie sieht es innerlich aus. Marek macht getarnt nachts einen Ausflug zu seinen Vater und findet einen Leichnam den er für seinen Vater fällt. Die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmen. Agata taucht verstoßen von den Nonnen wieder auf. Da hoffe ich im Herbst und Winter auf bessere Zeiten.

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Sursulapitschi kommentierte am 05. März 2023 um 17:19

Ich lese das Buch inzwischen nur noch sehr unwillig. Die Autorin möchte uns provozieren und macht das mit Konsequenz und Einfallsreichtum. Natürlich agieren dann alle Figuren an jeder Stelle unerwartet, aber es ist eine Art Contest von ekelhaften Aktionen.

Inzwischen kann man daraus einiges lesen. Da ist ein Herrscher, der sein Volk durch eine krude Religion ruhigstellt und im Namen Gottes quält. Die Dorfbewohner glauben an eine Religion, die ihnen Qualen attraktiv erscheinen lässt. – Dazu fallen einem schon Gegenwartsbezüge ein. Aber wenn ich das als Satire auf streng religiös geführte Staaten lesen soll, ist mir das einfach zu plump. So etwas erstaunt mich vielleicht, es ekelt mich auch, aber es trifft mich nicht und das sollte es doch tun, oder?

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stefanb kommentierte am 06. März 2023 um 16:24

Ich weiß noch nicht, ob mich das so berührt. Natürlich ist die Provokation nicht zu übersehen. Die Geschehnisse lassen sich aber ganz gut in unsere Zeit transportieren und gehen mir nicht allzu nah.

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Mine_B kommentierte am 07. März 2023 um 06:31

Mir ergeht es da ähnlich, ich lese es, in gewissem Maße bewegt einen diese Provokation und Aneinanderreihung der Perversionen, aber so richtig berühren tut es mich nicht.

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alasca kommentierte am 13. März 2023 um 17:10

Was meinst du denn mit "treffen"? Dass es dich nicht berührt oder dass es dich nicht betrifft?

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KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:28

Zu Beginn des Abschnitts werden die Grausamkeiten noch einmal gesteigert. Die Kannibalismus-Szene ist einfach nur widerwärtig, aber trotzdem übt der Roman einen Sog aus, sodass ich ihn trotz der abstoßenden Ereignisse fasziniert weiterlesen. Wichtig zur Gesamtdeutung des Romans fand ich in diesem Abschnitt den Satz: "Die Welt ist grausam und schön zugleich." Das ist mir besonders dadurch aufgefallen, dass trotz aller Grausamkeit und Brutalität in der Welt Lapvonas die Natur, Flora und Fauna recht idyllisch beschrieben wird. Ich denke, dass die Autorin hier verdeutlichen will, dass der Mensch die Schönheit der Natur würdigen sollte und nicht durch sein zerstörerisches Handeln gefährden darf.

Die einzigen Charktere, die mir etwas "normal" und bei Verstand zu sein scheinen, ist die Dienerschaft auf dem Schloss. Lispeth handelt noch am nachvollziehbarsten und menschlichsten für mich. Stellenweise ist es fast schon lustig, wie sie die Herrscher verachtet und ironisch betrachtet. Auch zwischen Luka und Dibra scheinen sich echte Gefühle entwickelt zu haben und zum ersten Mal kommt so etwas wie wahre Liebe glaubhaft in diesem Roman vor. Ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit?

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Atomteil kommentierte am 05. März 2023 um 19:55

Ich hatte es ja bereits vermutet, es geht genauso weiter und wird sogar noch düsterer und morbider. Die Bilder, die in meinem Kopf beim Lesen entstehen verursachen bei mir eine echte Gänsehaut. Die Autorin schafft es wirklich so real und surreal zu schreiben, dass die Handlung immer dunkler und tiefer wird. Mareks Leben scheint mir so surreal im Schloss zu sein und Jude hasst Marekt einfach abgrundtief. Die Charaktere lernt man jetzt noch intensiver kennen, besonders Lisbeth, Luka und Dibra. 

Es hat wirklich etwas von einem Schauermärchen, dennoch liest es sich faszinierend aber Licht wird es in dieser Geschichte wohl nicht mehr geben.....

 

 

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Novalie kommentierte am 05. März 2023 um 22:21

Puh. Die Geschichte wird immer härter, aber trotzdem kann ich mich kaum von dem Buch losreißen.

Was mich fast ein bisschen erschüttert ist, dass ich selbst ein bisschen abstumpfe und immer weniger Empathie mit den Protagonist:innen habe. Der Ekel bleibt aber bestehen.

Villiam finde ich als Charakter sehr spannend. Er ist durch seine simple Lust, ständig unterhalten zu werden, schwer einzuschätzen und unberechenbar.

Die Kannibalismus-Szene fand ich einfach nur widerlich aber das Missverständnis mit Judes Tod war dramaturgisch phänomenal eingeleitet. Es war schrecklich, was passiert ist aber der Aufbau dieser Szene hat mich doch begeistert.

Umso mehr ich lese, umso gespannter bin ich, worauf das Buch hinausläuft. Gibt es eine Moral? Laufen verschiedene Handlungsstränge zusammen? Macht am Ende alles Sinn? Oder wird es auf ein offenes Ende hinauslaufen, das uns unbefriedigt zurücklässt?

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alasca kommentierte am 13. März 2023 um 17:12

Ist das so? Offenes Ende = unbefriedigend? 

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Stardust kommentierte am 06. März 2023 um 21:19

Ich muss hier echt nach jedem Leseabschnitt erstmal was anderes lesen, sonst mact mich das total fertig. Ich bin nicht sensibel, lese ja auch Horror und so, aber das übersteigt meine Grenzen schon, bricht mit Tabus, zwingt zum Fremdschämen, hält irgendwie der Menschheit einen Spiegel vor.

Mir ist hier niemand sympathisch, auch nicht das Hausmädchen, alle haben krumme Gedanken, was ja auch nicht wundert. Die Dürre, Hungersnöte, Kannibalismus, eklige Spielereien und alles mensch- und hausgemacht.

Ich frage mich, wohin uns das bringen soll. Eines weiß ich aber jetzt schon, das Buch wird mir im Gedächtnis bleiben.

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Mine_B kommentierte am 07. März 2023 um 06:37

Weiter geht es in dem morbiden Schauermärchen. Hier werden einige eklige Situationen und Perversionen aneinandergereiht, die Autorin übertrumpft sich dabei immer wieder. Es gibt immer mal Szenen, in denene kurz die Hoffnung durchschimmert, nur damit diese dann anschließend auf bestialische Weise wieder zerstört wird. Jeder Charakter hat hier sein eigenes Paket zu tragen oder kocht sein eigenes Süppchen, ist auf seine ganz eigene Art absurd. Mir persönlich ist dies einfach etwas zu gehäuft, es wirkt total unrealistsich auf mich - auch wenn ich den Spiegel der Gesellschaft erkenne. Dies führt bei mir dazu, dass mich das Buch nicht wirklich berührt. Ich denke mir manchmal, ach herje und schaudere auch ein bisschen über diverse Szenen, aber irgendwie geht es mir nicht wirklich nah. Auch kann ich nicht benennen, welcher Charakter hier der schlimmste ist, jeder will da quasi den anderen übertrumpfen.

Es ist ein wirklich interessantes Buch und bietet einige interessante Aspekte. Auch verstehe ich bei manchen Szenen den Sinn und bin auch positiv über den gelungenen Erzählstil überrascht, dafür lässt mich der Schreibstil und auch die Charaktere kalt. Mir fehlt hier einfach so ein bisschen der Bezug zu den Handelnden, ich fiebere einfach nicht mit - es berührt mich irgendwie nicht so, wie ich erwartet hätte.

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Cranders kommentierte am 09. März 2023 um 08:51

Ich kann mich dir zu 100 Prozent anschließen. Ich bin etwas enttäuscht, da ich vom Buch auch mehr erwartet habe. Wie du schon schreibst, fiebere ich auch nicht mit und ich bin ehrlich gesagt froh, wenn ich es beendet habe.

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Calendula13 kommentierte am 11. März 2023 um 17:03

Das trifft meinen Gedanken dazu auch sehr gut. "Froh es bald beendet zu haben.

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medsidestories kommentierte am 09. März 2023 um 17:17

Ich habe weiterhin große Schiwerigkeiten damit, das Buch zu verarbeiten. Es gibt immer leichtere Abschnitte, aber auch solche, die ich kaum verarbeiten kann. So richtig von der Geschichte verabschieden, kann ich mich aber auch nicht. 
Ich erkenne jetzt zunehmend immer mehr das Märchenhafte, bzw. die Märchenzitate im Text. Diese habe ich im vorigen Abschnitt anfangs nicht gesehen. Jetzt werden sie aber deutlich. Da ist der Hirte mit den Schäfchen (Geißlein), da ist das Schloss mit dem bösen König, da ist die Hexenhütte im Wald. Die Szenen mit Ina, Jude und dem Kannibalismus haben mich ganz stark an das Märchen "Hänsel und Gretel" erinnert. 
Die Geschichte wirkt mittlerweile wie eine einzige große Metapher, die in mit Hilfe einer mittelalterlichen Bilderwelt Kritik an unserer modernen Gesellschaft üben will. Auffällig ist auch, dass es sich um eine patriarchale Gesellschaft handelt. Eine, in der die Frauen oder die wenig männlichen Männer unterdrückt werden. Eine, in der sich alle so sehr mit ihrer Rolle angefunden haben, dass sie die Machtverhältnisse kaum noch hinterfragen (Wachen, Dorfbewohner) oder sie sogar mit ihrer eigenen Erhöhung rechtfertigen (Diener). All diese Strukturen und Darstellungen finde ich super interessant, wenn Moshfegh mich nur nicht so hart an meine persönlichen Grenzen führen würde. Ich denke oft beim Lesen, dass ich das jetzt einfach nicht mehr aushalte. Dann folgt meistens ein etwas leichterer Abschnitt und es geht wieder eine Weile. 

 

 

 

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Cranders kommentierte am 10. März 2023 um 14:35

Guete Analyse! Mir ist das gar nicht so stark mit den Parallelen zu den bekannten Märchen aufgefallen, sondern nur vom Erzählstil und der Gestaltung der Personen, aber jetzt wo du das so aufführst, erkenne ich da auch einige bekannte Märchen wieder.

 

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KKruse kommentierte am 11. März 2023 um 11:02

Mir sind diese Parallelen zur Märchenwelt auch aufgefallen und dieses ist einer der Punkte bzw. Motive, die ich an dem Roman so interessant finde. Ich fühle mich beständig an eine bedrohliches Märchen erinnert, bei dem alle positiven, eben klassisch "märchenhafte" Elemente ausgelöscht sind. Ich musste auch wiederholt an die Bücher von Cornelia Funke denken (z.B. die Tintenherz-Trilogie oder die Reckless-Reihe), in denen ebenfalls die Märchenwelt der Brüder Grimm adaptiert wird, wenn auch auf eine ganz andere Art. Ich bin sicher, wenn man Lapvona noch genauer unter die Lupe nimmt, wird man noch mehr Vergleichspunkte finden können.

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anooo kommentierte am 11. März 2023 um 13:20

Oh ja, das mit den Märchen ist wirklich sehr interessant. Denke man müsste das Buch noch ein zweites Mal lesen, um wirklich alle Metaphern zu finden. Das Buch würde sich auch gut als Deutschlektüre machen :)

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alasca kommentierte am 13. März 2023 um 17:14

All diese Strukturen und Darstellungen finde ich super interessant, wenn Moshfegh mich nur nicht so hart an meine persönlichen Grenzen führen würde. 

Sehr gut gesagt! Moshfegh ist an der Stelle wirklich ziemlich boshaft mit ihren Leser:innen. Ich wusste manchmal auch nicht mehr, ob mich das jetzt amüsiert oder ärgert. :-/

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anooo kommentierte am 11. März 2023 um 13:18

Der zweite Abschnitt ist nochmal krasser als der erste. So viele Szenen, die Ekel in einem hervorrufen..vor allem die Kanibalismus Szene und auch das „Traubenspiel“ war sehr hart zu lesen. Nichtsdestotrotz muss man einfach immer weiter lesen. Moshfegh bringt immer wieder neue Twists rein und spielt mit Gegensätzen. Auch die Gesellschaftskritik wird in diesem Abschnitt immer deutlicher. Also ich kann sagen, dass ich von Moshfeghs Erzählstil begeistert bin und es bestimmt nicht das letzte Buch ist, das ich von ihr lesen werde.

Das Buch ist sehr unvorhersehbar und daher bin ich sehr gespannt was uns nun im letzten Abschnitt erwartet.

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Calendula13 kommentierte am 11. März 2023 um 17:02

Ich habe hin und her überlegt ob ich das Buch abbreche oder nicht, und wenn es keine Leserunde wäre, hätte ich es wohl abgebrochen.

Die Abscheu und der Ekel wächst von Seite zu Seite. Vielleicht liegt es auch an mir dass ich viele der wohl zu Grunde liegenden Motive nicht verstehe. Aber ich habe das Gefühl, dass es der Autorin auch vor allem darum geht: extra zu schockieren, den größtmöglichen Ekel heraufzubeschören.

Ich lese noch weiter und "hoffe" irgendwie noch darauf ein rundes Ende zu finden oder zumindest eines was mir erleichtert die Hintergründe besser zu verstehen.

 

 

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Betzi8383 kommentierte am 16. März 2023 um 15:51

Ich habe das komplette Buch bereits letzte Woche in meinem Urlaub beendet und habe nun erst etwas Zeit gebraucht, um darüber nachzudenken...

Klar, es war insgesamt alles sehr grotesk, unwirklich und merkwürdig - habe mich des Öfteren an ein schlechtes Theater-Spiel erinnert gefühlt. Aber dennoch konnte ich einfach nicht aufhören, weiterzulesen, weil ich den Sinn dahinter verstehen wollte und ich natürlich auch neugierig war, wie es weitergeht und was der Autorin noch so alles widerwärtiges einfällt.

Fakt ist, ich habe bisher noch kein vergleichbares Buch gelesen und fand es daher sehr spannend, dies zusammen in der Leserunde zu erleben. So konnte man sich gemeinsam Schritt für Schritt durch die Szenen arbeiten und die Analysen aus diversen Blickrichtungen waren auch sehr hilfreich.

Daher ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.

Für mich bereits von Anfang eine eine der abstoßendsten Beschreibungen war das Brustsaugen bei Ina. Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Autorin damit die Nähe und Geborgenheit beschreiben möchte, nach der sich die männlichen Protagonisten sehnen - aber dennoch fand ich es ziemlich grausam zu lesen.