Rezension

wahnsinnig komplex und intensiv!

Versunkene Gräber - Elisabeth Herrmann

Versunkene Gräber
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Auch in diesem Buch von Elisabeth Hermann war ich von der Komplexität der Handlung begeistert. Gedanklich war es schwer, sich auf einen möglichen Ablaufplan einzustellen, dafür sorgten unterschiedliche Handlungsstränge, die erst einmal absolut nicht zusammen passen wollten.

Joachim Vernau muss seine Freunde Marie-Luise und Jazek aus einem Schlamassel befreien, in welches sie in Polen herein geraten sind. Es folgte ein flotter, regelmäßiger Ortswechsel zwischen Deutschland und Polen, jeweils mit unterschiedlichen Personen, die Vernau unterstützten.

Die Autorin hat eine eigenwillige Art, Personen nicht detailliert vorzustellen. Als Leser erfuhr man das Nötige, um sie verstehen zu können und ihr Handeln nicht im leeren Raum stehen zu lassen, wirklich durchdringt man aber zu keiner Zeit einzelne Personen oder lernt sie gar wie Vertraute oder Freunde kennen.
Möglicherweise tue ich der Autorin aber auch Unrecht, denn viele Personen aus diesem Buch (Vernau, seine Mutter und deren Lebensgefährtin, Marie-Luise und Jazek) kamen in vorherigen Vernau-Romanen vor und dürften Stammlesern daher bekannter sein als einem Leser wie mir, der mit diesem Buch quer einstieg. Die restlichen Vernau-Bücher werde ich zwar nachträglich lesen, bei diesem Buch aber hatte ich das Gefühl, die persönliche Note der einzelnen Personen etwas zu vermissen.

Gepackt wurde ich vollends durch den Friedhof als gelegentlicher Schauplatz mit gespenstischen Schauermärchen. Diese Atmosphäre wurde brillant eingefangen – spooky, düster, pure Gänsehautmomente. Gegen mein Kopfkino ist das fast schon harmonisch wirkende Covermotiv der reinste Ponyhof. In einer Situation, als der Friedhof Nachts aufgesucht wurde, hatte ich beim Lesen richtiges Herzklopfen, so packend und unheimlich beschrieb es die Autorin.

Letztendlich wurde ich auch noch hereingelegt. Ich gebe es ungern zu, als eingefleischter Krimifan hat man ja allerhand Bücher im Hinterkopf und lässt sich so leicht nicht täuschen – aber so dermaßen gekonnt wurde ich selten an der Nase herum geführt.
Lange Zeit hatte ich nicht die geringste Ahnung, was mich auf den nachfolgenden Seiten erwarten wird und auch am Ende schüttelte ich ungläubig mit dem Kopf, wie naheliegend die Auflösung des Falls war. Und wie dermaßen weit ich gedanklich davon entfernt war.
Nicht schlecht, Frau Herrmann! ;-)