Rezension

Von den Anfängen des Kinos und mehr

Träume aus Licht -

Träume aus Licht
von Isabel Roderick

Bewertet mit 4 Sternen

„Träume aus Licht“ erzählt auf drei Zeitebenen von den Anfängen des Kinos und von einer Liebe und einem Geheimnis, das erst viele Jahrzehnte später ans Licht kommt.   

Die junge Eva denkt sich die schönsten Geschichten aus. Drehbuchautorin möchte sie sein und als sie ihren Bürojob verliert, ermuntert sie ihre Schwester, ihre Piratengeschichte den Filmleuten anzutragen. Sie begegnet dem bekannten Regisseur Lichtenfeld, der sie fördert. Ihre phantastischen Abenteuer, auf Zelluloid gebannt – davon hat Eva schon immer geträumt. Wir sind im Berlin der 1920er Jahre, die Stummfilm-Ära neigt sich dem Ende zu.

Oma Margarete muss ausgerechnet an ihrem Geburtstag ins Krankenhaus. Silke bleibt bei ihr und ihre Halbschwester Ariane fährt nochmal zurück, um Omas Sachen zu holen. Dabei fördert sie alte Filmrollen zutage, die sie noch nie gesehen hat. Warum hat Oma sie versteckt? Sie hofft, dass diese Filme mehr über ihre viel zu früh verstorbene Mutter Vera verraten und wendet sich an einen Bekannten, der Zugang zu dem erforderlichen Equipment hat, denn im Jahre 2000 verfügen die Kinos nicht mehr über die damaligen Vorführgeräte.  

Zwischen den beiden Erzählsträngen um Eva und Ariane wird Veras Geschichte erzählt. Ist dies das zunächst rätselhafte Band, das alles verbindet?

Der Roman verspricht, in die Welt des Kinos einzutauchen - in die bis Ende der 1920er Jahre gehende Stummfilm-Ära. Eva als Ideengeberin und talentierte Drehbuchschreiberin ist mittendrin in den Studios und bei Dreharbeiten bis hin zu den nationalsozialistischen Zeiten. Vor dieser Kino-Kulisse ist das Zwischenmenschliche tonangebend sowohl in den 1920er Jahren als auch später dann in Wiesbaden mit Ariane. Und immer wieder sind diese ominösen Filmrollen Thema. Was hat Margarete damit zu tun? Hat sie damit zu tun? Und warum schweigt sie, wenn die Sprache auf ihre Tochter Vera kommt? Die spannende Story gibt lange nichts preis, erst spät verbinden sich die losen Fäden. Und auch wenn die Zusammenhänge lange nicht sichtbar werden, so sind diese Vernetzungen im Nachhinein gut nachvollziehbar. Auch sind die einzelnen Charaktere gut herausgearbeitet. Ein Fiesling, der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz, hat es mir besonders angetan. Über ihn habe ich mich echauffiert, habe ihn zunächst geschätzt, ihn dann verdammt, ihn aufs Schärfste verurteilt. Ich habe nicht nur ihn als sehr authentisch empfunden – genau so, wie es sein soll.  

Die „Träume aus Licht“ haben mich gut unterhalten, vom Kino selber hätte ich mir etwas mehr erhofft, der Entwicklungsprozess rund um die Stummfilme war aber schon vorhanden, übertönt von all den menschlichen Dramen.  Lediglich das Ende war mir zu klischeehaft, fast schon unwirklich. Alles in allem jedoch ist Isabel Roderick ein kurzweiliger, ja spannender Roman gelungen, den ich gerne weiterempfehle.