Rezension

Völlig isoliert...

Isola - Isabel Abedi

Isola
von Isabel Abedi

Bewertet mit 5 Sternen

Auffallend ist das Cover des Buches. Es ist komplett in schwarz gehalten, allein der Autorenname und der Titel befinden sich zusätzlich auf dem Cover und zudem eine Art Kameraobjektiv, das einen Strand zeigt, Meer, dessen Wellen auf den weißen Sand schlagen sowie Bäume, Büsche und Sträucher. Dadurch wird die richtige Atmosphäre für dieses Buch geschaffen und so ist das Cover einfach großartig und passt hervorragend zum Inhalt des Buches.

"Isola" umfasst 321 Seiten und gliedert sich in 27 Kapitel. Diese sind in Abschnitte unterteilt, sodass sich während des Lesens bequem Pausen einlegen lassen, ohne das jeweilige Kapitel unbedingt zu Ende lesen zu müssen. Die Kapitel tragen als Überschrift keinen besonderen Titel, sondern lediglich ihre jeweilige Kapitelnummer.

Am Anfang einiger Kapitel findet sich ein kurzer, in Kursivschrift gedruckter Text. Dieser beschreibt aus der Sicht eines allwissenden Erzählers die Handlungen und Gedanken eines Mannes, der bis zum Schluss unerkannt bleibt. Klar wird nur, dass er in einem Zusammenhang mit dem Filmprojekt steht, aber der Leser wird im Unklaren darüber gelassen, um wen es sich hierbei handelt und welche Rolle er genau spielt.

Die Geschichte selbst ist aus der Sicht der Ich-Erzählerin Vera geschrieben. Dabei berichtet diese aus der Vergangenheitsform, nachdem die Erlebnisse auf der Insel schon eine Weile zurückliegen. Sie hält praktisch eine Rückschau und verwendet dabei oft Sätze wie "Was mich damals dazu bewegt hat, ..." oder "Hätte ich damals schon gewusst, dass ...".

Das Buch endet mit einer Danksagung der Autorin sowie einer Werbeseite, auf der weitere Bücher von Isabel Abedi vorgestellt werden.

Meine Meinung zum Buch:
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Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und mich dann nicht mehr losgelassen, sodass ich es innerhalb kürzester Zeit in einem Rutsch gelesen hatte. Obwohl es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, war ich als Erwachsene vollkommen in der Welt von Isola gefangen.

Begeistert hat mich zunächst die Grundidee, zwölf Jugendliche auf eine Insel zu schicken und sie dort völlig sich selbst zu überlassen. Lediglich drei Dinge dürfen sie jeweils mitnehmen und auch hier war interessant zu verfolgen, für welche Sachen sich jeder entschieden hat.

Die Insel war ursprünglich als Resozialisierungsprojekt für Häftlinge gedacht, die dort, von Kameras überwacht, ins normale Leben zurückfinden sollten. Dieses Projekt scheiterte jedoch, doch Quint Tempelhoff, seines Zeichens Regisseur, hat sich die Grundausstattung der Insel für sein neuestes Filmprojekt ganz einfach zunutze gemacht. Die Jugendlichen werden rund um die Uhr überwacht, allein Toilletten, Duschen und Umkleideräume sollen kamerafrei bleiben. Jede Szene wird ausgewertet und insgesamt soll am Ende ein Film entstehen.

Sehr originell ist in diesem Zusammenhang die erste Seite des Buches, die die Überschrift "Isola - Ein Film von Quint Tempelhoff" trägt, worauf die Namen der einzelnen Protagonisten mit ihren Künstlernamen folgen. Denn die wahren Namen werden auf der Insel abgelegt und jeder hat einen Künstlernamen, den er frei wählen konnte.

Besonders ein Zitat ist mir in Erinnerung geblieben:

"Wir waren die Macher unseres eigenen Films, wir selbst würden die Handlung entwerfen und damit auch die Rollen, die wir auf der Insel spielen würden." (Seite 55)

Während ich zunächst dachte, dass Vera sich hier vielleicht täuscht und stattdessen vielmehr der Regisseur die Regeln für das Leben auf der Insel vorgeben würde, ist schnell klar, dass dem nicht so ist. Denn gerade Szenen, in denen manches außer Kontrolle gerät, sind für den Film interessant, und so lässt Quint Tempelhoff Regelverstöße zu, um sich seinen eigenen Film nicht zu zerstören.

Die Autorin hat zwölf sehr komplexe und unterschiedliche Charaktere gezeichnet. Einige waren mir sympathisch, andere wiederum waren mir sofort unsympathisch und manche sind einfach auf Distanz geblieben. Die Jugendlichen verstehen sich nicht alle miteinander, so dass schnell die ersten Spannungen auftauchen.

Doch richtig Schwung kommt in die Handlung, als ein mysteriöses Spiel auftaucht, dass die Jugendlichen spielen sollen. Von nun an, weiß man nicht mehr, wem man trauen kann und wem nicht. Alles wird sehr undurchsichtig und zusammen mit der Ich-Erzählerin Vera bewegt man sich sehr vorsichtig durch das Buch hindurch. Freunde können auf einmal Feinde sein und Vertrauen sollte man am besten zu niemandem mehr haben.

Vera als Ich-Erzählerin ist ein Charakter, der dem Leser gerne seine persönliche Geschichte anvertrauen möchte, dabei aber sehr vorsichtig voranschreitet. Es ist von Anfang an offensichtlich, dass Vera eine geheimnisvolle Vergangenheit hat, aber sie macht zunächst ein Geheimnis daraus, nur nach und nach finden sich Andeutungen und letztlich klärt sich alles erst im letzten Drittel des Buches. Auch so wird Spannung erzeugt, denn Vera ist einer der sympathischen Charaktere und so möchte man als Leser natürlich mehr über ihre Geschichte erfahren.

Der Stil der Autorin ist sehr bildhaft. Es finden sich viele Beschreibungen der Umgebung und der Handlung, aber der Lesefluss wird auch sehr oft durch viele Dialoge erleichtert. Insgesamt lässt sich das Buch leicht und locker lesen. Die Autorin wahrt ein gewisses anspruchsvolles Niveau, aber der Satzbau ist einfach konstruiert und man kann das Buch leicht lesen, ohne ständig über das Gelesene nachdenken zu müssen. Man kann sich von der Autorin bzw. der Ich-Erzählerin leicht unterhalten lassen.

Die Handlung des Buches ist sehr überraschend und wenig vorhersehbar. Ein paar Vermutungen habe ich während des Lesens zwar anstellen können, aber ich wurde dennoch von der Autorin überrascht, die sich einige spannende Wendungen hat einfallen lassen. Der Spannungsbogen wird von Beginn an aufrecht erhalten und das Buch hat keinerlei Längen.

Mein Fazit:
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Ich vergebe volle 5 von 5 Sternen für dieses Buch, das mich durchweg gut unterhalten hat und das sogar so spannend war, dass ich es in einem Rutsch ohne Unterbrechung gelesen habe.