Rezension

Toller Schreibstil, verwirrende Geschichte

Das Glashotel -

Das Glashotel
von Emily St. John Mandel

Bewertet mit 3 Sternen

Es fällt mir hier sehr schwer, eine Inhaltsangabe zu machen, fand aber den Klappentext etwas irreführend, daher soviel: Der Klappentext spricht hauptsächlich über Vincent, sodass es scheint, als sei sie die Hauptprotagonistin. Vincent verlässt früh ihre Heimat und wird irgendwann Barkeeperin. In diesem Zusammenhang stößt sie dann auf Jonathan, einen älteren Herren, der im Finanzsektor tätig ist und ihr für einige Jahre das Gefühl eines unbeschwerten Lebens gibt, bis er letztendlich zu einer 170-jährigen Haftstrafe verurteil wird. Vincent hat einen Bruder namens Paul, dieser gerät schon relativ früh im Leben auf Abwege. Hier möchte ich als möglichen Trigger vor allem eine Drogensucht ansprechen, die im Buch allerdings nicht detailliert beschrieben wird. Das Buch ist fragmentarisch geschrieben und mit Zeitsprüngen beschmückt. Ein großer Teil der Geschichte spielt im Jahre 2008 und hat die Finanzkrise im weitesten Sinne zum Gegenstand.

Dies ist das erste Buch der Autorin, das ich lese. Ich durfte es im Rahmen der Leserunde mitlesen. Vielen Dank dafür.

Eigene Meinung: Der Schreibstil der Autorin ist grandios. Wer in Büchern gerne auf der Suche nach schönen oder interessanten Zitaten ist, wird hier auf jeden Fall fündig. Diese schönen Zeilen werden aber nicht zusammenhangslos in den Raum geworfen, sondern untermauern die Stimmung des Buches einfach wunderbar. Die Charaktere Vincent, Paul und Jonathan waren sehr unterschiedlich und auf ihre eigene Art und Weise interessant. Man hätte aus der Perspektive jedes Charakters ein eigenes Buch schreiben können.

Allerdings beginnt hier schon meine Kritik. Denn abgesehen von diesen Charakteren wird die Geschichte noch aus der Perspektive anderer Personen erzählt. Noch dazu kommt dann eben der bereits genannte fragmentarische Stil und zusätzlich diese Zeitsprünge. Damit sind für mich persönlich alle Dinge in einem Buch vereint, die es mir schwierig machen, der Story zu folgen. So war es dann leider auch hier. Während die Autorin mich in den Details absolut überzeugen konnte, konnte sie mir diese einzelnen Fragmente nicht zu einer zusammenhängenden Geschichte darbieten. Für mich hat die Geschichte extrem viele Einzelschicksale beleuchtet, die für sich genommen viel Potential hatten, in dieser Geschichte aber doch zu kurz kamen. In positiver Erinnerung bleiben deswegen nur einzelne Szenen/Dialoge des Buchs und nicht das ganze Buch an sich. Ich habe das Gefühl, jetzt da ich das Ende kenne, wäre es hilfreich, das Buch nochmal zu lesen, um alles zu verstehen. Aber das sollte eigentlich nicht Sinn und Zweck eines Buchs sein.

Ich denke, Fans der Autorin könnten hier auf ihre Kosten kommen, da der Schreibstil sicher ähnlich sein wird zu Vorgängern. Auch allen, die gerne fragmentarische Geschichten lesen, kann ich das Buch empfehlen. Ansonsten quält man sich hier schon ein wenig.