Rezension

Theatralisch inszenierte Mordserie in der Wiener Oper

Wiener Totenlieder - Theresa Prammer

Wiener Totenlieder
von Theresa Prammer

Bewertet mit 5 Sternen

Seid bereit für eine außergewöhnliche Kriminalgeschichte! Sie ist so amüsant, dazu sind Sprache, Kulisse und Ereignisse so originell, dass man bald aufhört, die Leichen zu zählen.

Ein Opernsänger wird ermordet. Mit einer detaillierten und sehr wohl gelungenen Einführung startet der Kriminalroman von Theresa Prammer. Zielsicher steuert sie die Leser auf einen poetischen Mordfall auf der berühmten Wiener Bühne hin. Es handelt sich um ein Verbrechen ohne Anhaltspunkt und ohne Hinweise, somit ist die Ermittlung auf „normalem Weg“ nicht zu lösen. Eine Sondereinheit muss her: Eine gescheiterte Opernsängerin und hauptberuflich Kaufhausdetektivin mit einem Undercoverpartner, Clown Foxi, der keinesfalls so harmlos ist, wie er aussieht. Und wie er aussieht? „Türkis wie das Karibische Meer, Gulasch mit Nudeln und 57 Jahre.“ Eine merkwürdige Wortwahl, die die Leser in diesem Roman oft in Verlegenheit bringen wird. Schließlich werden die Hauptfiguren nicht weniger bizarr als „heiliger Clown“, „Arschloch“ und „Eintrittskarte“ bezeichnet, eine erstaunliche Summierung ihrer Rollen.

Die Geschichte mit dem ironischem Unterton gibt die Stimmungen der Szenen sinnlich nachvollziehbar wieder. Erinnerungen aus alten Zeiten werden geweckt, Kaffeeduft durchströmt die Luft und als Kulisse dient Wien und die Oper mit all den wohlbekannten Traditionen.

Die Kapitel werden entsprechend des musikalischen Genres sehr treffend mit Fachausdrücken aus dem „Bühnenbereich“ betitelt. Das lässt bereits im Vorfeld schon erahnen, dass der Aufbau des Romans einer klassischen musikalischen Komposition ähneln wird.

Theresa Prammer schuf ein stilvolles und einfallsreiches Werk, das Prickeln und Spannung unter ständigem Wortgefecht der Hauptfiguren verspricht: Plant etwa „Winnetous Schwester auf Entzug“ eine „Überführung in flagranti“? Ja, sogar noch viel mehr: Um die großen Überraschungsmomente nicht vorwegzunehmen, kann man sehr wohl behaupten, dass diese Geschichte eine ganze Menge unerwartete Wendungen und emotionale Szenen parat hält. Die Autorin entwickelt das Geschehen bis zum bitteren Ende (und bis zur unerwarteten Lösung) mit viel Herz und Humor. Absolute Leseempfehlung!