Rezension

Der Tod, das muss ein Wiener sein

Wiener Totenlieder - Theresa Prammer

Wiener Totenlieder
von Theresa Prammer

Zum Inhalt:
An der Wiener Oper sterben die Angestellten. Schnell wird klar, dass es sich um einen Inside-Job handelt. Carlotta Fiore - Tochter einer berühmten Sängerin - und Konrad Fürst - Ex-Kriminalbeamter - werden als Statisten eingeschleust, um dem Mörder auf die Spur zu kommen.

Zum Cover:
Das Riesenrad im Prater - gibt es ein klassischeres Motiv für Wien? Dazu eine wunderbare Abendstimmung, die schön das gerne einmal Morbide in der Wiener Seele spiegelt.

Mein Eindruck:
Vor allem die herrlich schrillen Personen, die sich Frau Prammer für die Mitarbeitenden der Oper ausgedacht hat, sind das Lesen des Krimis wert. Wunderbar egozentrisch bevölkern sie einen Kosmos der Selbstherrlichkeit und Borniertheit, die sich gerne in Bosheit und Abfälligkeiten gegenüber nicht Ebenbürtigen äußert. Zusätzlich überzeugt der Hintergrund, den die Autorin ihren beiden Hauptfiguren Fürst und Fiore andichtet. Bin ich sonst eher ein Feind von "gebrochenen" Ermittlern, ist hier dieser Bruch so glaubhaft und eindringlich dargestellt, dass ich mitleiden musste. Auch stören die Befindlichkeiten nicht den Erzählfluss, sondern führen dazu, dass die Geschichte ihr ganz eigenes Flair erhält. Einschübe aus der Vergangenheit eines "Mädchens" lassen früh ahnen, was für Zusammenhänge zwischen den Problemen der Ermittler bestehen; trotzdem kommt Manches zum Schluss überraschend, wenn auch folgerichtig. Schön vor allen Dingen die Klammer zum Anfang der Geschichte und die Erklärung für Einiges, was den Leser lange umtreibt. Dafür ein großes Kompliment an die Autorin. Der einzige Teil, der nicht gefällt, ist der Erzählstrang um einen One-Night-Stand Lottas und den daraus resultierenden Geschehnissen. Hier wird eine amerikanische Komponente eingefügt, die sich plötzlich in Verfolgungsjagden, brutaler Gewalt und Psycho-Spielchen äußert, die in der sonst eher beschaulichen und hochgeistigen Umgebung fehl am Platz wirken. Für mich ein Fremdkörper in einem sonst hervorragenden Krimi.

Mein Fazit:
Da Capo, Frau Prammer
4 Sterne