Rezension

Super

Der Look - Sophia Bennett

Der Look
von Sophia Bennett

Das kann nur ein Perverser sein, bestenfalls ein Verrückter, auf keinen Fall aber ein echter Modelscout! Schließlich hat er nicht Ava, sondern Ted (Edwina) angesprochen und ihr seine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Ted, die flache Bohnenstange mit der buschigen Monobraue und der Vogelnestfrisur. Und ausgerechnet sie soll „den Look“ haben? Dabei sieht doch eigentlich ihre Schwester Ava wie ein Filmstar aus. Trotzdem macht Ted einen Termin bei der Modelagentur. Denn Ava besteht darauf – und Ava hat Krebs. Und Ted würde alles tun, damit Ava sich besser fühlt …

... Doch mit der Zeit beginnt Ted, die Sache zu mögen: Denn die Leute in der Agentur sehen das Besondere in ihr, sie finden sie hübsch. Zum ersten Mal sagt ihr jemand, dass sie gut aussieht, doch unter all dem Glamour und der Mode vergisst sie, was ihr wirklich wichtig ist: ihre Familie.

Rein vom Inhalt her ist dieses Buch leicht mit einem "Krebsbuch" zu verwechseln, in dem das eigentliche Thema der Umgang mit dem Tod ist, allerdings nett verpackt in eine Geschichte, wie sie jedem von uns passieren könnte.

Doch darum handelt es sich hier absolut nicht. Das Thema Krebs wird nur sehr nebensächlich behandelt, im Blickpunkt steht Teds Modelkarriere.
Nachdem sie ihre anfängliche Scheu überwunden hat, taucht sie mehr und mehr in die neue Welt ein. Auch wenn sie oftmals aufgeben will, steht sie immer wieder von Ava angetrieben auf und probiert es aufs Neue.
 
Als ein Shooting dann völlig daneben geht, erkennt sie, dass sie ihre Familie in einer sehr schwierigen Situation allein gelassen hat, in der sie eigentlich dringend gebraucht wurde, vor allem von Ava. Denn mit ihrer Unterstützung wollte sie sich nur von ihrer Krankheit ablenken; eigentlich braucht sie Ted.
In dieser Zeit macht die ehemals schüchterne Ted eine starke Entwicklung durch: Aus dem unscheinbaren Mädchen wird ein stolzes, selbstbewusstes, das mit sich zufrieden ist und sich achtet.
Und so hatte die ganze Modelsache auch etwas Gutes; durch sie hat Edwina sich selbst gefunden.

In diesem Buch wird also auf eine faszinierende sowie wunderbare Art und Weise die Suche eines jungen Mädchens nach dem eigenen Ich beschrieben, so wie sie jeder von uns erlebt. Und ich denke, dass gerade dies ein Grund dafür ist, warum man sich so gut mit Ted identifizieren kann: Jeder findet etwas von seiner Persönlichkeit in ihr wieder.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, die Geschichte ist berührend und aufreibend und regt teilweise auch zum Nachdenken an.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und mitreißend; man kann sich leicht in die Protagonisten hineinversetzten und ihre Handlungen nachvollziehen.
Deshalb gebe ich fünf Sterne für ein fantastisches Buch, das ich jedem (Mädchen) empfehlen würde.