Rezension

Eine sehr berührende Geschichte über familiären Zusammenhalt

Der Look - Sophia Bennett

Der Look
von Sophia Bennett

Manchmal weiß man einfach nicht, wie sehr andere Leute einen brauchen. Manchmal muss erst ein Dritter auftauchen, damit man es kapiert.

Inhalt:

Die fünfzehnjährige Ted glaubt von sich selbst, all das nicht zu haben, was ihre wunderschöne Schwester Ava hat, denn sie ist nicht nur außergewöhnlich groß und dünn geraten, sondern hat auch noch mit widerspenstigen Haaren sowie einer eigenartigen Monobraue zu kämpfen. Umso tiefer sitzt also bei ihr der Schock, als eines Tages ein Modelscout auf sie zukommt und nicht etwa Ava, sondern ihr, Ted, sagt, dass sie unglaublich toll aussehe und großes Potential zum Modeln habe.

Doch für die beiden Mädchen kommt es überhaupt nicht infrage, den dubiosen Scout ernst zu nehmen, auch dann nicht, als Ted herausfindet, dass er kein Betrüger ist, sondern einer großen und seriösen Agentur angehört. Die ausschlaggebende Wende bringt die Krebsdiagnose ihrer Schwester Ava, deren wichtigstes Anliegen es von nun an nur noch ist, durch Ted von der Krankheit abgelenkt zu werden. Deshalb wünscht sie sich, dass ihre bislang von vielen unbeachtete und unterschätzte Schwester endlich im Modelbusiness durchstartet und die Wertschätzung erfährt, die sie verdient.

Meine Meinung:

Wow, dieses Buch ist unglaublich. Mit John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ kann es zwar meiner Meinung nach nicht mithalten, denn auch, wenn beide Bücher auf sehr unterschiedliche Weise an das Thema Jugendliche mit Krebs herangehen, lässt sich sagen, dass „Der Look“ bei Weitem nicht so dramatisch und literarisch ist wie das Werk Greens. Der Vergleich drängt sich an dieser Stelle einfach auf, aber nichtsdestotrotz hat Bennett es mit ihrer unglaublichen Geschichte geschafft, mich so zu berühren und zum Nachdenken zu bringen, wie es die wenigsten Autoren schaffen. Definitiv ein neues Lieblingsbuch von mir.

Um nur einige Gründe zu nennen, die dieses Buch zu einer ganz besonderen Erfahrung machen:

Die Handlung beschränkt sich definitiv nicht auf Teds Karriere in der Modebranche, aber auch genauso wenig auf Avas Krankheit, da es der Autorin hier ganz wunderbar gelungen ist, ein Gleichgewicht herzustellen. Vielmehr haben wir es an dieser Stelle mit einer außerordentlich tiefsinnigen und vielschichtigen Geschichte über das Leben und die Suche eines jungen Mädchens nach sich selbst zu tun. Wirklich, die Handlung ist komplexer, als man zunächst glauben mag und eines ist sie definitiv NICHT: oberflächlich.

Ein zentrales Thema ist auch die Freundschaft und zwar die ganz besondere Freundschaft, die zwischen zwei Schwestern entstehen kann, die durch die Not enger zusammenwachsen, ja gar eine ganze Familie, die plötzlich in den widrigsten Umständen viel aushalten und stark bleiben muss. Doch es bleibt auch die Kehrseite der Medaille nicht unbeachtet, denn so findet Ted zunehmend heraus, wie man sich in manchen Menschen in der Modebranche so stark täuschen kann.

Alle Charaktere, und zwar ausnahmslos ALLE, machen in dieser Geschichte eine beachtliche Entwicklung durch und das sage ich nur selten über ein Buch. Ted entwickelt sich zu einer unglaublichen Person mit beeindruckend viel Rückgrat, die genau zu wissen scheint, was im Leben zählt und ich muss ganz ehrlich zugeben, ich würde sie wirklich gerne kennen, so toll finde ich sie.

Fazit:

Auch, wenn dieses Buch von seiner Aufmachung her sehr nichtssagend und oberflächlich daherkommt (wirklich, das regt mich ziemlich auf!), kann ich nur sagen, dass es eine der wundervollsten, stärksten und beeindruckendsten Geschichten enthält, die mir je über den Weg gelaufen sind. Eine Geschichte, die so besonders ist, dass sie sich in ihrer unglaublichen Komplexität gar nicht beschreiben und meine Begeisterung für sie sich nicht in Worte fassen lässt. Ich zitiere da in diesem Sinne mal Ted: „Das muss man gesehen haben, um es zu glauben.“