Rezension

Solider Kriminalroman mit Zeitgeschichte

Stromschwimmer - Kerstin Lange

Stromschwimmer
von Kerstin Lange

Bewertet mit 4 Sternen

Leistungssport in der DDR als Hintergrundgeschichte für einen Regionalkrimi – das ist mal eine außergewöhnliche Idee, die in „Stromschwimmer“ gut umgesetzt wird. Es laufen mehrere Handlungsstränge parallel, die sich im Laufe des Buches immer mehr zusammenfügen.

Zunächst ist da der Selbstmord einer ehemaligen Schwimmerin, die sich mit nur 33 Jahren vom Völkerschlachtdenkmal in Leipzig stürzt. Dann gibt es Jessica, eine junge Frau aus Neuss, die sich in Leipzig auf Spurensuche nach ihrer Vergangenheit begibt. Und in einem Leipziger Krankenhaus sterben frisch operierte Patienten auf merkwürdige Weise. Am Ende fügen sich die drei Handlungsstränge zusammen und ergeben ein erschreckendes Zeugnis vergangener DDR-Machenschaften. Mehr kann man, glaube ich, nicht über den Inhalt sagen ohne zu viel über die Hintergründe zu verraten.

Schön fand ich an diesem Roman, dass er einerseits viel Zeitgeschichte transportiert, insbesondere eben die Sportgeschichte der DDR, und andererseits die Region Leipzig und ihre liebenswürdigen Menschen porträtiert. Insbesondere der kurz vorm Ruhestand befindliche Kommissar Staufenberg ist hier gut gelungen – er ist gelassen, grundanständig (zumindest meistens) und auf eine hintergründige Art pfiffig. Ein sympathischer Zeitgenosse und ein wirklich gutes Beispiel für den Menschenschlag Sachsens. Sagt eine, die sich mit diesen Leuten auskennt ;-)

Auch wenn es für meine Begriffe manchmal ein paar Zufälle zuviel waren, die die Handlung vorangetrieben haben, fand ich den Aufbau und die Entwicklung des Krimis gut gelungen und habe mich von der Autorin gut unterhalten gefühlt. Insgesamt würde ich das Buch als soliden Kriminalroman bezeichnen, der auch am Schluss noch überrascht und dazu anregt, sich mehr mit der (eigenen) Landesgeschichte auseinanderzusetzen.