Rezension

Dopst du schon oder lebst du noch?

Stromschwimmer - Kerstin Lange

Stromschwimmer
von Kerstin Lange

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eine junge Frau im Osten, die sich umbringt.
Eine junge Frau im Westen, die einen seltsamen Anruf bekommt.
Ein Leipziger Kommissar mit seinem letzten Fall.
DDR-Vergangenheit, gedopte Leistungssportler, Wendegewinnler.

Es war unwiderstehlich für mich, zu diesem Buch zu greifen. Zu sehr hat es all die richtigen Schlagworte gehabt. Und eigentlich gefällt mir die Idee auch immer noch gut, nur die Umsetzung finde ich nicht wirklich gelungen.

Jessica Laumann hat soeben ihre Mutter begraben, als sie einen seltsamen Anruf aus Leipzig bekommt: Eine ihr unbekannte Frau bittet sie, ihren schwer kranken Mann im Krankenhaus zu besuchen, weil eben dieser Mann ihr etwas über die Vergangenheit ihrer Mutter erzählen könne. Die (begrabene) Mutter stammte aus der ehemaligen DDR und ist von da geflüchtet. Viel mehr weiß Jessica eigentlich nicht von ihr, denn ihr Verhältnis zueinander war ... nun, sagen wir mal so: nicht sonderlich herzlich. Jessica sieht eigentlich nicht viel Gründe, in den Osten zu fahren, entschließt sich jedoch trotzdem dazu.

Zur selben Zeit begeht eine andere junge Frau Selbstmord, indem sie sich vom Völkerschlachtdenkmal stürzt. Eigentlich kein Fall für die Kripo und schon gar nicht für Staufenberg, den Kommissar, der die Tage bis zur Rente schon zählen kann. Trotzdem stellt er einige Ermittlungen an und erfährt, dass die Tote zu DDR-Zeiten eine Leistungssportlerin war, die offensichtlich gedopt wurde.

Bei weiteren Ermittlungen stößt er nicht nur auf plötzlich auftretende Todesfälle in einem Leipziger Krankenhaus, sondern auch auf Jessica und einen Mann, der in alles verwickelt ist und der Auslöser für fast alle Ereignisse zu sein scheint.

So weit, so gut. Der Krimi begann durchaus interessant, mit einer ein wenig autistisch anmutenden Ich-Erzählerin und einem sympathischen Kommissar. Leider ergaben sich immer mehr seltsame Zufälle, je weiter sich die Geschichte entwickelte, so viele, dass ich bald das Gefühl hatte, Leipzig bestehe aus höchstens 10 Häusern und 5 Spitzbuben. Über die Dopingsache werde ich nichts weiter sagen außer dass ich einiges als falsch empfunden habe in der Darstellung. Da ich jedoch als "DDR-Kind" möglicherweise zu subjektiv entscheide, lasse ich das in der Bewertung außen vor.

Was mich jedoch wirklich, wirklich maßlos geärgert hat, war der Schluss. Nennt mich einen Moralapostel, aber ich finde es unmöglich, einen bekannten Mörder laufen zu lassen. Beziehungsweise der Grund, warum das geschehen ist - das kann ich absolut nicht nachvollziehen. Unlogisch, sinnlos und absolut gegen mein Rechtsempfinden verstoßend.

Fazit: Und die Moral von der Geschicht? Selbstjustiz ist ok, ist der Tote ein Bösewicht.

2,5/5 Punkten.