Rezension

Nicht ist so, wie es aussieht

Brixton Hill - Zoë Beck

Brixton Hill
von Zoë Beck

Bewertet mit 4 Sternen

Emma Vine muss hilflos dabei zusehen, wie ihre Freundin Kimmy Rasmussen voller Panik während eines fingierten Notfalls aus dem 15. Stock in den Tod steigt.
Die Polizei nimmt Emma, Em genannt, mit und unterstellt ihr, dass sie mittels ihres Handys ein Signal ausgesendet habe, das Störungen in der Klimaanlage und in der Stromversorgung zur Folge hatte, so dass Rauch ausströmte.
Die Anklage ist haltlos und ihr Zwillingsbruder und Anwalt Eric Vine holt sie dort raus.
War das alles Zufall oder versucht jemand, bewusst den Verdacht auf Em zu lenken? Sie hat einen Verdacht, alles deutet auf ihren Stalker Alan hin und Em macht sich auf die Suche nach der Wahrheit ...

Zoe Beck geht von der Rollenverteilung, dass es einen oder mehrer Ermittler gibt, ab und lässt Emma, eine normale junge Frau, auf die Suche nach der Wahrheit gehen.
Schnell erkennt Em, dass es jemand speziell auf sie abgesehen hat, dass es jemanden gibt, der sie tot sehen will. Nachdem zwei Attentate missglückten und statt ihrer immer andere starben, bekommt sie Angst.
Sie hat keine Ahnung, warum man ihr Böses will.
Sie stellt sich sogar ihrem Stalker Alan und sucht ihn auf. Der Polizei gibt sie Hinweise zu ihm, aber auch denen sind die Hände gebunden, da ihm nichts nachzuweisen ist.
Aber sie ist nicht allein während ihrer Suche, sie bekommt Hilfe.

Dieser Roman von Zoe Beck hat seinen Schauplatz in London. Es ist die Stadt der Superlative. Die Stadt befindet sich im Umbruch, die Gentrifizierung ist im vollen Gange. Geld beherrscht die Welt.
Zoe Beck hat viele Themen angesprochen. Gentrifizierung ist da genauso ein Thema wie die sozialen Netzwerke, Hacker, Terrorismus. Aber auch über Borderline und den Tod Margaret Thatchers hat sie geschrieben.

Als ich das Kapitel las, in dem es um den Tod von Margaret Thatcher ging, spielte sich in meinem Kopf ein Film ab. Straßenszenen, die seinerzeit im Fernsehen liefen, wurden von der Autorin fast 1 : 1 wiedergegeben. In Brixton fanden Freudenfeiern statt. Die Gesänge auf der Straße über die Freude, dass die ungeliebte Frau endlich tot war und das Lied "Ding-Dong! The Witch Is Dead" waren mir wieder gegenwärtig.

Aber auch Einblicke in die Familie von Em erhält der Leser. Em und Eric wurden von ihrer Mutter von einem Tag auf den anderen verlassen, als sie 4 Jahre alt waren. Sie wuchsen bei ihrem Vater auf. Im Hintergrund gibt es noch die Großmutter, die das Familienunternehmen auch mit über 90 Jahren noch fest im Griff hat. Sie hat Unterstützung von deren Tochter und Schwiegersohn.
Em hat sich nie bei ihnen wohlgefühlt, musste sie doch immer wieder feststellen, dass ihr Bruder Eric der erklärte Liebling aller war.

Der Roman entwickelt sich völlig anders, als ich als unbedarfter Leser dachte. Nichts ist so wie es scheint. Die Hintergründe von allem liegen weit weg des Vermuteten und haben mich letztendlich überrascht.
Ein Roman, der sehr gut recherchiert wurde und verdammt nah an der Realität ist.  

Für mich war es der erste Roman von Zoe Beck, obwohl ich alle anderen auch besitze, aber mit Sicherheit nicht der Letzte.