Rezension

Nehmen ist seliger denn Geben

Mayfair House -

Mayfair House
von Alex Hay

Bewertet mit 4 Sternen

Mrs. King arbeitet als Wirtschafterin im edlen "Mayfair House" für Miss de Vries, die nach dem Tod ihres Vaters das Zepter rigoros in der Hand hält. Wegen einer kleinen Indiskretion wird Mrs. King kurzerhand mit einer Kündigung vor die Tür gesetzt und alsbald verspricht sie sich Rache in Form des größten Diebstahl des Jahrhundert von dem gesamten Hab und Gut der neureichen Tochter. Dafür benötigt die ehrgeizige Wirtschafterin Verstärkung und heuert sechs weitere Ladys an, um den Coup mit einem ordentlichen Knall am Tag des Kostümballs durchzuführen. Kann dieser gewagte Plan tatsächlich von Erfolg gekrönt werden oder ist das Risiko doch zu groß?

Ohne lange Einleitungsworte startet die Protagonistin direkt mit den Planungen für ihr großes Ziel und wirkt mit ihrem Ehrzeiz und Durchsetzungskraft wie die perfekte Anführerin ihrer bunt gemischten Truppe. Mir gefällt die Zusammensetzung der Ladys ausgesprochen gut, denn Jede bringt Stärken und Schwachen gleichermaßen mit. Verschont bleiben wir glücklicherweis von allzu viel Stutenbissigkeit, denn der Wunsch nach Vollendung des heiklen Coups braucht Konzentration und Respekt untereinander.

Der Roman war insgesamt kurzweilig und zieht am Tag des großes Kostümballs ordentlich an Tempo an. Für meinen Geschmack wollte der Autor allerdings zu viel Handlung auf zu wenig Seiten verteilen. Der Nebenschauplatz mit den Männern in robbengrauen Anzügen hätte deutlich noch mehr Potenzial geboten und mich eventuell mehr gefesselt als das zackige Verladen von Schmuckstücken in Packkisten. Besonders zum Schluss hätte ich gerne zum Beispiel auch ausführlicher gewusst, was aus den sieben Diebinnen geworden ist. Es fühlt sich nach dem letzten Satz recht unvollendet an und lässt mich mit vielen Fragen zurück, was möglicherweise aber gewollt ist, um der eigenen Fantasie mehr Raum zu geben.

"Mayfair House" hat meine Erwartungen in Bezug auf den unverwechselbaren Charme von England im 20.Jahrhundert leider nicht komplett erfüllt. Zwar wird sich viel mit der Hausarbeit in der imposanten Villa in der Park Lane aufgehalten und darüberhinaus die Rollenverteilung stark thematisiert, aber die Atmosphäre des herrschaftlichen Residenz sprang bei der Lektüre nicht richtig über. Hier muss man auch den Schreibstil in den Fokus der Kritik nehmen, der für das 20.Jahrhundert einen Tick zu modern gehalten wurde, wenngleich ich ihn als angenehm zu lesen empfand.

Die Gestaltung der Außen- und Innenseite entschädigt jedoch für kleine Abzüge in der B-Note. Wunderschön verspielt glänzt das Cover in goldener Farbe und der Grundriss der Villa der Familie Vries wird originell kommentiert aufgezeichnet.