Rezension

Musikalische Sci-Fi-Dystopie - großartig!

Songs of Revolution - Emma Trevayne

Songs of Revolution
von Emma Trevayne

Kennt ihr das We Will Rock You Musical? In dem echte, handgemachte Musik verboten ist, in dem es nur noch künstliche Musik gibt und alle Menschen gleich sind? In dem einige "Bohemians" auf der Suche nach dem einen sind, der wie König Artus das letzte echte Instrument aus einem Stein ziehen und die Musik revolutionieren kann? An dieses Musical musste ich denken, als ich Songs of Revolution das erste Mal in die Hand genommen habe. 

Wir befinden uns in der Zukunft. Die Regierung kontrolliert die Musik und nutzt sie als Droge, um die Menschen gefügig zu machen. Ab einem bestimmten Alter bekommen alle Bewohner ihren ersten Stream: künstlich geschaffene Musik, die sie beruhigt und abhängig macht. In dieser Welt sind alle Menschen Junkies, die süchtig sind nach Musik. Musik, die sie umbringt. In dieser Welt wird niemand besonders alt, in dieser Welt gelingt es Eltern nicht, ihre Kinder aufwachsen zu sehen, weil sie früh an den Folgen ihrer Sucht sterben. In dieser Welt werden Menschen als "Akkus" benutzt, um das Netz mit Energie zu speisen. In dieser Welt haben die Bürger offiziell keine Namen, sondern nur Nummern. 

In dieser Welt lebt Anthem. Er ist ein Akku und gehört damit zu den ärmsten der Armen. Seine Mutter ist schon lange tot, sein Vater ein Pflegefall. Er kümmert sich um seine jüngeren Geschwister und versucht, sie von den Streams fernzuhalten. Er liebt die Musik, aber er hasst die Streams, die ihn schwach und süchtig machen. Er will seine eigene Musik machen, uncodiert, mit echten Instrumenten, ohne tödliche Wirkung. Mit seinen Bandkollegen will er eine Revolution lostreten, das System stürzen. Den Menschen zeigen, was echte Musik bewirken kann. Aber es kommt alles anders als geplant. 

Einen Roman wie Songs of Revolution habe ich noch nie gelesen. Es ist eine Mischung aus vielen verschiedenen Genres. Er ist dystopisch, handelt von einem Rebellen, der das System stürzen will. Er bietet Science-Fiction Elemente. Da wäre der Stecker in Anthems Nacken, der ihn zu einem Akku macht. Die codierte Musik, die wie eine Droge wird. Die Möglichkeit, durch die Streams zu töten. Ein Thriller, der mit dem Leser spielt, bis er genauso wenig wie Anthem weiß, wem er vertrauen kann. Es ist eine Geschichte über Liebe, Freundschaft und Verrat. Und vor allem ist es eine Geschichte über Musik. Noch nie habe ich einen Roman gelesen, in dem Musik so echt beschrieben wird, das man meint, sie hören zu können. Die Klänge, die Rhythmen, die Gefühle, die die Musik auslöst. Es ist, als wäre man mit Anthem auf der Tanzfläche. 

Songs of Revolution hat mich mitgerissen, wie Anthem sich von der Musik mitreißen lässt. Es ist anders als erwartet, der Plot ist keine typische Dystopie und hat es immer wieder geschafft, mich zu überraschen. Das Setting, die komplexen Figuren, die Musik - dieses Buch ist so viel komplexer als das (in meinen Augen leider total furchtbare) Cover erwarten lassen. Wer Musik mag, echte handgemachte Musik, der muss dieses Buch einfach lesen.