Rezension

Morde, Geister und Geheimnisse ergänzt um fast greifbare Gefühle

Ghostbound - C. M. Singer

Ghostbound 1
von C. M. Singer

Bewertet mit 5 Sternen

Mit “Ghostbound” hat C. M. Singer die ersten zwei Bände ihrer “Und der Preis ist dein Leben …”-Reihe neu herausgebracht.

Der Inhalt sollte der gleiche sein, die Gestaltung ist jedoch ganz anders. Sah man auf dem ursprünglichen Cover die Silhouette eines küssenden Pärchens vor der Skyline von London, wird das Cover dieser Ausgabe von dem lilafarbenen Scherenschnitt einer Frau vor einem zehnzackigen Stern eingenommen. Ich bin mir nicht sicher, welches mir besser gefällt. Das “alte” Cover hatte einen deutlich stärkeren Bezug zum Inhalt, das “neue” Cover fällt auf und ist optisch ziemlich ansprechend. Wenn der Platzmangel nicht wäre, sollte man sich vermutlich beide Ausgaben ins Regal stellen.

Nur ein einziger gemeinsamer Abend ist dem Polizisten Daniel Mason und der Reporterin Elizabeth Parker vergönnt, bevor Daniel vor ihren Augen ermordet wird. Doch der Tod ist nicht das Ende ihrer aufkeimenden Liebe, denn Daniel ist nicht bereit, seine gerade erst gefundene Liebe zu verlassen. Und auch wenn Elizabeth bis dahin nicht an Geister glaubte, kann sie Daniel sehen – und spüren. Gemeinsam machen sich die zwei auf, das Rätsel um seinen Mord aufzuklären.

Elizabeth wird dem Leser schon mit den ersten Seiten sympathisch: Der Auftrag ihres Chefs, für einen Artikel die Angehörigen ermordeter Teenager zu befragen, behagt ihr nicht im Geringsten. Die rüde Abweisung der beiden Polizisten, auf die sie bei ihren “Recherchen” stößt, lässt sie dagegen kalt. Sie ist nur zu schnell bereit, eine weniger emotional angeschlagene Quelle zu befragen. Der Plan ist relativ einfach: Nach Feierabend wird der jüngere (und deutlich besser aussehendere) der beiden Polizisten, Daniel Mason, sich sicherlich ein wenig ausquetschen lassen. Der Abend verläuft jedoch ganz anders als geplant. Elizabeth und Daniel sind sich auf dem zweiten Anhieb überaus sympathisch und ihr Gespräch verläuft in ganz andere Bahnen als ursprünglich vorgesehen. Der Abend endet jedoch längst nicht so schön wie er anfing: Daniel stirbt, Elizabeth landet im Krankenhaus. Die Romanze scheint zu Ende, bevor sie wirklich begonnen hat.

Kaum aus dem Krankenhaus entlassen sieht Elizabeth Daniel jedoch in ihrer Wohnung – überglücklich, dass zumindest sie ihn sehen kann. Und damit kommen sich die zwei weitaus schneller (noch) näher, als es bei einer “normalen” Beziehung der Fall wäre. Schon nach wenigen Tagen necken sich die zwei wie ein altes Ehepaar, ohne dass diese Entwicklung auch nur ansatzweise unrealistisch wirkt. Die Gefühle der zwei kann man als Leser förmlich zwischen den Seiten knistern hören. Und zumindest mich haben die Sprüche der beiden immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

C. M. Singer lässt allerdings auch die Probleme, die eine solche geisterhafte Beziehung mit sich führt, nicht außer Acht. Daniel muss seine neue Fähigkeiten erst einzuschätzen und einzusetzen lernen und Berührungen sind auf die kurzen Momente von Sonnenauf und -untergang beschränkt – dann, wenn die Grenzen zwischen Leben und Tod fast durchscheinend sind. Kleinere Probleme wie dauerhafte Gespräche mit einer unsichtbaren Person sind dagegen ein Klacks – und im Nu gelöst.

Gegen Elizabeth Ermittlungen in seinem Mordfall hat Daniel einiges einzuwenden, aber spätestens mit der Unterstützung, die ihr seine “alten” Freunde zukommen lassen, muss Daniel sich geschlagen geben. Und erst einmal dabei ist auch er ein überaus hilfreicher Teilnehmer dieser Ermittlungen. Manchmal hat unsichtbar sein eben definitiv seine Vorteile.

Daniel selbst ist natürlich nicht das einzige Übernatürliche, auf das man in „Ghostbound“ trifft. Denn wo ein Geist ist, finden sich auch mehrere – zumindest hier ist das so. Ohne jemanden, der einen sehen und verstehen kann, ist das Leben für solche Geister allerdings kein Zuckerschlecken – und die Auswirkungen auf die Lebenden nicht ganz so erfreulich wie Daniels Anwesenheit. Was Hintergrundinformationen zu ihrem Ableben angeht, sind sie allerdings als Zeugen unschlagbar. Auf Geister folgen natürlich Medien und Exorzisten, manche mehr, manche weniger begabt. Sie versorgen zwar weder Elizabeth noch den Leser mit weiteren Indizien im Mordfall, liefern aber einige parapsychologische Hintergrundinformationen und sorgen für so manche weitere humorvolle Stelle.

Es sind allerdings nicht nur übersinnliche Indizien, die Elizabeth und dem Leser den Weg Richtung Mörder weisen. Auch moderne (und nicht ganz so legale) Ermittlungsarbeiten leisten ihren Beitrag, um Licht in die ganze Sache zu bringen – auch wenn die Polizei den Fall längst zu den Akten gelegt hat.

Mit dem Ende des Buches ist der Fall nicht aufgeklärt (auch wenn ich zumindest einen wirklich konkreten Verdacht habe). Im Gegenteil, mit der letzten Seite des Buches sieht es verdammt schlecht für Elizabeth und Daniel aus. Einen gemeineren Cliffhanger hätte sich die Autorin wirklich nicht einfallen lassen können. Zum Glück ist der Nachfolgeband, Soulbound, schon erschienen (und auf dem Weg zu mir). Und mit dem Wissen um noch zwei folgende Bände sind meine Hoffnungen für die zwei noch längst nicht gestorben.

Morde, Geister und Geheimnisse, schon damit kann man einen Leser einige Stunden in den Bann halten. Ergänzt um die fast greifbaren Gefühle zwischen den Protagonisten und die vielen humorvollen (Streit-)Gespräche und Situationskomiken hat man als Leser nicht die geringste Chance, diesem Bann zu entgehen – ich zumindest wollte es auch gar nicht. Im Gegenteil, ich würde jetzt nichts lieber tun, als sofort den nächsten Band zu öffnen und weiter an Daniels und Elizabeth Leben teil zu haben. Damit gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung für die Geschichte der zwei.