Rezension

Interessante Idee mir einigen Schwächen in der Umsetzung.

Das achte Sakrament - Gabriele Redden

Das achte Sakrament
von Gabriele Redden

Bewertet mit 2.5 Sternen

In Jerusalem werden Schriftrollen entdeckt, die nach ersten Schätzungen aus dem Jahr 30 n. Chr. stammen – eine Sensation! Geben diese Papyri doch scheinbar Aufschlüsse über Jesus und seine Zeitgenossen. Starb Jesus wirklich am Kreuz oder zog er – wie es die Schriften vermuten lassen – noch jahrelang als Prediger durch Indien? Eine Organisation im Vatikan setzt alles daran, die Funde in ihre Obhut zu bringen und schreckt nicht einmal vor Mord zurück. Gleichzeitig versuchen der Papyrologe Michael Torres und Jennifer Williams, Expertin für orientalische Sprachen das Rätsel der Schriftrollen zu entschlüsseln.

Der Klappentext und die sehr interessante Covergestaltung des Buches machen wirklich neugierig. Das Titelbild und die rote Schrift sind ein echter Blickfang. Zusätzlich sind auf dem gesamten Umschlag aramäische oder arabische Schriftzeichen mit einem Glanzlack aufgedruckt. Sehr schön gemacht.

Inhaltlich verbinden sich hier eine interessante Storyidee, um das Leben des historischen Jesus, mit atmosphärisch beschrieben Schauplätzen und einer ausgeklügelten Riege von Gegenspielern.
Knackig kurze Kapitel schaffen ein hohes Lesetempo, bei dem der Leser sich das Buch nach eigenen Vorlieben einteilen kann.
Die Autorin schafft es trotz der häufigen Szenenwechsel die Umgebung so lebendig zu beschreiben, dass der Leser immer ein detailreiches Bild vor Augen hat.

Bei den Protagonisten dagegen behindern diese ausführlichen Beschreibungen die Handlung leider. Die Autorin scheint ihren Figuren unbedingt eine detaillierte Vorgeschichte geben zu wollen. Doch obwohl sich diese sicher gut in die Handlung hätte integrieren lassen, wird sie eher als langatmiger Dialog oder monotone Aufzählung abgehandelt. Bei den meisten Figuren trägt sie außerdem nicht zur tatsächlichen Handlung bei und wirkt daher so aufgesetzt, dass man eher das Gefühl hat es mit leeren Hüllen ohne Tiefe zu tun zu haben.
Außerdem sind die Möglichkeiten oder Kompetenzen der Hauptfiguren anscheinend so eingeschränkt, dass immer mehr Nebenfiguren in die Handlung eingeflochten werden. Auch diese werden mehr oder weniger in das Geheimnis eingeweiht, dass es schon fast ein Wunder ist, dass es nicht noch mehr Tote gibt, oder zumindest irgendjemand etwas an die Presse ausplaudert.

Auch das typische Thriller-Feeling kommt nicht wirklich auf. Zwar werden die Protagonisten verfolgt und unter Druck gesetzt, aber es fehlt einfach dieses unterschwellige Gefühl von Gefahr und Angst, dass man als Leser bei einem Thriller mitempfindet. So ist dieses Buch dann eher ein Abenteuerroman.

Wer auf der Suche nach Weinempfehlungen oder einer Idee für das nächste Abendessen ist, bekommt hier recht viele tolle Ideen präsentiert. Das zieht die gesamte Handlung aber leider nur noch mehr in die Länge. So lässt der dramaturgische Höhepunkt sehr lange auf sich warten und findet ein entsprechend kurzen und un­spek­ta­ku­läres Ende. Die die es verdient haben Sterben, für die Kirchengeschichte ändert sich quasi nichts und die Protagonisten gehen einfach nach Hause...

Die Einbindung von realen Ereignissen, wie der Abdankung von Benedikt XVI. und der Wahl des neuen Papstes sind geschickt gemacht und passen schlüssig in die fiktive Handlung.
Ich hätte mir bei diesem realen Bezug allerdings noch einige Informationen erhofft, ob die Forschungsergebnisse der Protagonisten zum Teil auf wahren Erkenntnissen beruhen.

Fazit: Eine tolle Storyidee in einer sehr schönen Verpackung. Leider hat es mit der inhaltlichen Umsetzung nicht so ganz geklappt.
Ich hatte meinen Spaß, aber wer einen Thriller à la Dan Brown erwartet wird leider enttäuscht.