Rezension

Ein brisanter Fund

Das achte Sakrament - Gabriele Redden

Das achte Sakrament
von Gabriele Redden

Bewertet mit 2 Sternen

Aufruhr in der katholischen Kirche

Bei Ausgrabungen in Israel werden Schriftrollen mit brisantem Inhalt entdeckt. Demnach hat Jesus Christus die Kreuzigung überlebt und ist nach Indien gezogen. Ähnliche Schriften werden auch in einem Kloster in Indien entdeckt. Sollten sich diese Aufzeichnungen als authentisch erweisen, sind die Grundfesten der Kirche gefährdet, denn sämtliche Dogmen wären falsch.

Kein Wunder, dass besonders eine geheime, erzkonservative Bruderschaft im Vatikan alles daransetzt, die Schriftrollen in ihren Besitz zu bringen und dabei nicht einmal vor Mord zurückschreckt.

Dennoch versuchen der Papyrologe Michael Torres und seine Kollegin Jennifer Williams gemeinsam mit dem Archäologen John McKenzie, die Schriftrollen zu übersetzen. In welcher Gefahr sie allerdings schweben, wird ihnen erst fast zu spät bewusst. 

 

Die Thematik dieses Buches hat mich als Fan von Thrillern á la Dan Brown natürlich angesprochen und so waren die Erwartungen auch dementsprechend hoch. Leider wurden diese Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Zum Positiven:

Das Buch ist vom Optischen her ein richtiger Hingucker. Die erhabenen Schriftzeichen im Hintergrund und auch die Farbwahl vermitteln Geheimnisvolles, Gefährliches.

Die doch zahlreichen Schauplätze sind gut beschrieben, die Atmosphäre z.B. in dem Kloster in Indien schön eingefangen. Man kann sich die Örtlichkeit so richtig vorstellen.

Die kurzen Kapitel laden zum Weiterlesen ein und der rasche Wechsel der Schauplätze ist kein Problem.

Auch die tatsächlichen Ereignisse um die Abdankung von Benedikt XVI. und die Wahl des neuen Papstes sind geschickt und schlüssig in die fiktive Handlung eingebaut.

 

Zum Negativen:

Ich hatte schnell den Eindruck, dass die Autorin ein bisschen zu viel wollte: Schriftrollen werden in Israel und Indien entdeckt. Die vielen Schauplätze müssen beschrieben, die Charaktere erklärt und vorgestellt werden. Und das ist für mich eines der Hauptprobleme: Die Figuren bleiben blass, ihre Handlungen sind zum Teil nicht nachvollziehbar. Besonders der im Klappentext erwähnte Papyrologe Michael Torres entwickelt kein Profil.

Generell war mir keine der Figuren besonders sympathisch: Weder der alkoholsüchtige John McKenzie, der ziemlich naiv zu sein scheint noch die empfindsame und ebenfalls sehr naiv agierende Jennifer Williams oder der manchmal überheblich und distanziert wirkende Michael Torres. Die Mitglieder der Geistlichkeit sind samt und sonders sehr negativ gezeichnet.

Ein Thriller verlangt nach Action und Spannung. Die fehlt aber zum großen Teil, wenn in langen Rückblicken von der problematischen Kindheit oder dem Beziehungsleben der Charaktere die Rede ist. Diese Rückblicke unterbrechen nämlich die Handlung, hemmen den Lesefluss und viele davon sind für das laufende Geschehen unwesentlich.

Die zahlreichen Figuren führen auch zu unvermittelten Perspektivenwechseln, die verwirren. Manche dieser Perspektiven wären durchaus verzichtbar gewesen.

Die Dialoge sind leider zum Teil hölzern, wiederholen bereits Gesagtes oder Tatsachen, die der Leser ohnehin schon kennt. Am Schlimmsten fand ich die Passage, als John und seine langjährige (!) Mitarbeiterin sich gegenseitig ihren Lebenslauf schildern. Dieser Part dient offensichtlich alleine dem Leser als Info – eigentlich ein absolutes No go, genau wie die Tatsache, dass das Prinzip des „Show – don’t tell“ zum Teil einfach ignoriert wird. Für mich wurde dadurch das Lesevergnügen erheblich geschmälert.

 

Fazit: Der Inhalt hält leider nicht ganz, was das Cover verspricht. Interessantes Thema, aber meiner Meinung nach mit handwerklichen Mängeln umgesetzt.