Rezension

Herrlich erfrischend

Schnucken gucken - Andrea Hackenberg

Schnucken gucken
von Andrea Hackenberg

Bewertet mit 5 Sternen

Billi hat es geschafft. Sie ist Journalistin bei der Hauptstadtzeitung. Sie leistet gute Arbeit, eckt aber immer wieder an. Ihre Methoden, an die Wahrheit oder an Informationen zu kommen, sind nicht immer legal. Vor keinem brisanten Thema macht sie halt.
Als sie jedoch einmal ihre Kamera in einem Taxi vergisst und somit gemachte Behauptungen nicht beweisen kann, ist ihr Glück überreizt und sie wird gefeuert.
Was soll sie tun? Kein Geld, keine Freunde. Was bleibt ihr da weiter übrig, als wieder nach Grümmstein zu ihrer Mutter in die Heide zu ziehen? Ausgerechnet in dieses Kaff, in das sie nie wieder zurück wollte.
Ihre Mutter Antonia besorgt ihr einen Job bei der dortigen Dorfzeitung, was sie nicht will und dann ist da auch noch ihr Ex-Freund, immer noch gut aussehend und ebenso bei der Zeitung angestellt wie sie jetzt, obendrein auch noch ihr Ressortleiter. Wo soll das hinführen? ...

Billi ist der Typ Mensch, der partout mit dem Kopf durch die Wand will, egal, wie dick diese ist. Ihre Methoden, ihren Kopf durchzusetzen und für die Gerechtigkeit zu kämpfen nimmt schon mal skurrile Formen an. Da kann es schon mal passieren, dass sie Ratten während eines Balls freilässt. Auch wenn das mehr eine Jugendsünde war, steht sie noch heute dahinter. Sie setzt sich für die Schwachen ein, egal ob Mensch oder Tier.
Natürlich trifft sie dabei nicht nur Freunde, sondern schafft sich damit auch den ein oder anderen Widersacher, der froh ist, wenn sie damit auf die Schnauze fällt. So trauert ihr auch niemand ihrer Kollegen nach, als sie in Berlin gefeuert wird.

Sie kriecht bei ihrer Mutter unter, die gerade dabei ist, ihr Friseur-Geschäft mit einem Bachblüten-Spa zu erweitern.
Ihre Schwester Franzi macht gerade eine Lehre als Hotelfachfrau und leidet unter Kleptomanie. Ihr Bruder Jörn ist Bürgermeister, aber nur, weil sich niemand anderes hat aufstellen lassen. Viel zu sagen hat er nicht, auch zu Hause bei seiner Frau Cordula nicht.
Eine ganz und gar reizende Familie, die man doch, ob man will oder nicht, ins Herz schließen muss. Sie haben ihre Ecken und Kanten und sind schon ein wenig gaga, aber sie haben das Herz am rechten Fleck.

Billi, die bei der Grümmsteiner Zeitung mit den unmöglichsten Aufgaben betreut wird, greift auch dort wie selbstverständlich in jedes sich ihr bietende Fettnäpfchen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man ein Kunstwerk als Leiche ortet und die Polizei ruft.
Billi ist eine Chaotin durch und durch, aber auf ihre Art auch sehr liebenswert.

Natürlich bleiben auch die Konflikte mit ihrem Ex-Freund Manolo nicht aus. Nachdem sich dieser inzwischen die Hörner abgestoßen hat, denkt er ans heiraten und hat sich auch schon eine Kandidatin ausgesucht. Welch ein Graus für Billi, die die Auserwählte noch aus der Schulzeit kennt.

Für Konflikte ist gesorgt, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ich habe mich während des Lesens ausgezeichnet unterhalten und musste das ein oder andere mal blöde grinsen.
Die Autorin Andrea Hackenberg bringt Billi nicht nur in eigenartige Situationen, die gibt ihr auch noch den nötigen Witz und Charme mit auf den Weg. Die Wortgefechte, über die man sich im Buch amüsieren kann, haben es in sich.

Mit viel Witz und Humor ist dieses neue Werk der Autorin gespickt, aber auch vor ein paar ernsten Themen macht sie nicht halt.
Ein Buch, das für sehr gute Unterhaltung sorgt und mit Protagonisten, die alle ein wenig durchgeknallt sind. Es ist ein Buch, bei dem man mal so richtig abschalten und die Seele baumeln lassen kann.
Ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.