Rezension

Griechische Mythologie neu erzählt für junge Leser:innen - faszinierend, fesselnd und fantastisch! Mit kunstvollen Illustrationen.

Der Sohn des Odysseus -

Der Sohn des Odysseus
von Annika Thor

Bewertet mit 5 Sternen

Klassiker für Kinder in neuem Gewand: spannend und leicht verständlich

Inhalt:

Seinen Vater hat der 11-jährige Telemachos nie richtig kennengelernt. Denn König Odysseus ist vor zehn Jahren in den Trojanischen Krieg gezogen und auch nach dessen Ende noch nicht zu seiner Familie nach Ithaka zurückgekehrt.

Der Sohn fragt sich inzwischen, wie viel Wahrheit in den fantastischen Geschichten steckt rund um Abenteuer mit Zyklopen, Ungeheuern wie Skylla und Charybis und einer mächtigen Zauberin. Ob sein Vater jemals wieder zurückkommen wird?

Weitere Jahre vergehen und nur mit List und Tücke gelingt es Königin Penelope, die Freier in Schach zu halten während ihr Sohn in die Welt hinaus segelt, auf der Suche nach dem verschollenen Odysseus und sich selbst …

Altersempfehlung:

ab etwa 10 Jahre

Illustrationen/Covergestaltung:

Bereits optisch ist diese Ausgabe ein wahrer Bücherschatz. Das wunderschöne Cover zieht Lesende sogleich in seinen Bann. Silbern glänzend hebt sich das maritime Motiv vom dunkelblauen Grund ab und auch im Innern ist die Hauptfarbe ein dunkles Blau: Landkarten, Illustrationen und Schrift.

Der Vorsatz des Buches wird vorne genutzt, um die Irrfahrten des Odysseus zu veranschaulichen und hinten für eine Karte von Ithaka und dem antiken Griechenland.

Zahlreiche ausdrucksstarke, detaillierte und kunstvolle Illustrationen ergänzen das Abenteuer, z. B. die Zeichnung einer Vase, auf der wiederum die aktuelle Handlung skizziert wird. Jede Zeichnung für sich ist ein kleines Kunstwerk und man erkennt, wie viel Herzblut darin steckt.

Mein Eindruck:

Ich lese gerne klassischen Sagen über die Götterwelt und die Helden der Antike und oft ist es schwierig, eine kindgerechte und zugleich fesselnde Form dieser beeindruckenden Erzählungen zu finden. Aber warum sollte griechische Mythologie eigentlich jüngeren Leser:innen vorenthalten werden?

Dass man keinerlei Vorkenntnisse benötigt, um in das Abenteuer des elfjährigen Telemachos, Sohn des Odysseus, hineinzufinden, gefällt mir sehr. Zudem ist der Schreibstil bildhaft und gut verständlich. Abschließend findet sich eine hilfreiche Personenübersicht.

Die alte Geschichte wird aus einer neuen Perspektive erzählt, denn man ist nicht an der Seite von Odysseus unterwegs, sondern betrachtet das Geschehen aus dem Blickwinkel der Daheimgebliebenen.

Eurykleia, Telemachos Kinderfrau, erzählt Telemachos vom Kennenlernen seiner Eltern, schildert den Beginn und Hintergründe des Trojanisches Krieges.

"Krieg", sagte Eurykleia und schüttelte ihren weißhaarigen Kopf, "Krieg ist das Schlimmste, was es gibt. Sind die Menscher etwa deshalb auf die Erde gekommen, um sich gegenseitig umzubringen?" (vgl. S. 15)

Auch von ihren Träumen, in denen Odysseus sich gegen einäugige Riesen und andere Ungeheuer behauptet muss, berichtet sie dem Jungen. Penelope, Ehefrau von Odysseus, hat ebenfalls solche Wahrträume und weiht ihren Sohn ein. Auf diese Weise erfährt man die Ereignisse beider Seiten, wobei die Odyssee im Hintergrund bleibt.

Stattdessen werden die Entwicklung des jungen Telemachos zum Mann, seine Ängste und Zweifel wie auch das Hinterfragen von Traditionen, Handlungsweisen seiner Vorväter und das Fällen eigener Entscheidungen durch diese faszinierende Erzählweise in den Fokus gerückt. Zudem gibt es Einblicke in das Rollenbild der Frau in der Antike und wie Krieg die Menschen verändert. Eine alte Geschichte mit Themen, die nach wie vor aktuell sind.

Für junge Leser:innen ein gelungener erster Einstieg in die beeindruckende Sagenwelt der Antike und zugleich ein Bücherschatz für die ganze Familie.

Fazit:

Eine der wohl bekanntesten Erzählungen der griechischen Mythologie wird altersgerecht und spannend neu erzählt:

aus einer anderen Perspektive, mit neuen Sichtweisen und doch im Kern treu.

Vervollständigt durch ausdrucksstarke, kunstvollen Illustrationen.

Ein zeitloser Bücherschatz nicht nur für Kinder und Jugendliche!

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Rezensiertes Buch: "Der Sohn des Odysseus" aus dem Jahr 2021