Rezension

Genialer & actionreicher Trilogieauftakt!

Das Laicos-Projekt - Taken - Erin Bowman

Das Laicos-Projekt - Taken
von Erin Bowman

Das.Buch.Ist.Einfach.WOW!!! Selten hat mich ein Buch in den letzten Seiten so umgehauen wie Taken! Das Buch stand schon lange auf meiner Wunschliste aber irgendwie bin ich immer nur um das Buch herumgeschlichen. Nachdem ich es nun beendet habe, bereue ich es fast schon, es erst so spät gelesen zu haben. Das Buch ist einfach genial!

Das Leben in Claysoot ist nicht schön. Nicht nur ist es förmlich bedrückend – schließlich ist das “Dorf” von einer hohen Mauer umgeben, wobei alle Mauerkletterer bis dato immer umgekommen sind – noch schlimmer, alle Jungen werden an ihrem 18. Geburtstag geraubt. So sind die ersten Kapitel in Taken fast schon erschreckend zu lesen: Kuriose Regeln wurden in Claysoot eingeführt, um das Überleben des Dorfes zu sichern, die allerdings an Willkür und Primitivität schon fast grenzen: Die männlichen und weiblichen Bewohner werden einander monatsweise zugeteilt; dass die männlichen Bewohner Claysoots schon früh Väter werden, ist keine Seltenheit – so auch Blaine, der nicht nur Grays um genau ein Jahr ältere Bruder ist, sondern im Alter von 17 bereits eine kleine Tochter hat. Als Gray einen mysteriösen Brief von seiner Mutter findet, ist er sich sicher – in Claysoot kann es nicht mit rechten Dingen zugehen. Inwiefern wurde in der Geschichte Claysoots gepfuscht? Inwiefern wurde etwas in seinem eigenen Leben verschwiegen?

Die Welt, die Erin Bowman erschaffen hat, ist originell und unvorhersehbar: Nachdem das große Raubgeheimnis scheinbar gelöst ist, erkennt Gray, dass er sich mitten in einem immer mehr verstrickten und geheimnisvollen Komplott befindet – wem kann er trauen, wer spricht die Wahrheit? So muss er bald einsehen, dass die Gesellschaft außerhalb der Mauer nicht so ist, wie es anfangs zu sein scheint. Das Buch war an mehreren Stellen relativ vorhersehbar, insbesondere in der Hinsicht, wer tatsächlich die “Guten” in der Geschichte darstellt. Allerdings hat dies nicht sonderlich den Lesefluss gestört, da viele verschiedene Wendungen es wieder wettmachen – wovon das Buch übrigens auch lebt: Jede Wendung fügt der Handlung eine neue Art von Tiefgründigkeit hinzu, die dem Geheimnis der Raube noch undurchschaubarer macht. Nach und nach löst sich diese Komplexität jedoch auf, was aber keinesfalls bedeutet, dass die Spannung nachlässt! So lernen wir verschiedene Charaktere und Sichtweisen bezüglich der Gesellschaft kennen; diese “Ausgeglichenheit” macht das Buch umso interessanter. So entwickelt sich Taken zu ein temporeiches, actiongeladenes Buch.
Der Rebellenaspekt war quasi der Punkt, der mich endgültig fesseln konnte. So folgen die meisten Widerstandsgruppen in Dystopien einem bestimmten Schema, welches total vorhersehbar und unoriginell ist. Nicht so bei Taken. Ich werde jetzt nicht zu Vieles verraten, aber das Motiv der Rebellen ergibt im Buch tatsächlich Sinn. 

Darüber hinaus konnte mich die Erzählweise im Buch positiv überraschen: Normalerweise lese ich kaum Bücher aus männlicher Ich-Perspektive, weil ich häufig den Eindruck habe, dass die Identifizierbarkeit bei weiblichen Lesern dadurch rapide sinkt, aber darin lag ich SO FALSCH! Gray ist ein Hauptcharakter, an dem an Einem ganz bestimmt mangelt: Authentizität. Grays Character ist glaubwürdig. Er handelt impulsiv, aus voller Überzeugung, manchmal mit Hintergedanke, aber immer aufrichtig. So entwickelt sich im Laufe des Buches auch ein Liebesdreieck – und es hat mich nicht so gestört, wie zunächst erwartet, da dieses gut ausgearbeitet ist, interessant, unvorhersehbar.
Auch die Nebencharaktere konnten mich schnell überzeugen, da sie – insbesondere zusammen mit Gray - eine gewisse Dynamik ausstrahlen.
So war Blaine eine Figur, die mich beeindrucken konnte: Zwar gibt es im Roman nicht viele Szenen, wo er auftaucht, aber seine Geschichte ist noch nicht zu Ende: Er verkörpert diesen großen Bruder, der so gut wie alles für das jüngere Geschwisterkind geben würde. So hat man tatsächlich den Eindruck, dass er und Gray auf einer gegenseitigen Basis das bessere Ich des jeweils anderen darstellen. Auch die beiden “Love interests” im Buch sind weder kitschig noch klischeehaft gestaltet. Ganz im Gegenteil: Durch ihre Gegensätzlichkeit machen sie das Liebesdreieck zu etwas, das zu interessant ist, als dass es belacht werden kann. So verkörpert Emma (eine Freundin Grays aus Claysoot, die mit ihm flüchtet) das Ruhige, Bedachte. Bree (eine Rebellin) wiederum ist eine Figur, bei der man keine Schwierigkeiten haben wird, sie zu mögen – sie hat so viel Energie, Wut, Verstand und Optimismus.

Und dann, das Ende. Ich bin immer noch total sprachlos davon. Erin Bowman schafft es, alle Handlungsstränge am Ende noch einmal zu vereinen, sie zu verbinden, sodass die meisten Fragen gelöst werden. Und doch ist dort viel mehr: Taken ist ein Buch, das den Leser atemlos und sehnsüchtig nach der Fortsetzung hinterlassen wird.
Taken ein Buch, das süchtig macht; es ist einer der “filmischsten”, Kopfkino-machenden Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band lesen zu können!