Rezension

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Fyn-Ein ungewöhnlicher Protagonist, der trotzdem durch seine Art besticht

Fyn - Erben des Lichts
von Nadine Kühnemann

Fyn, der als Findelkind von den Elitesoldaten Breanor gefunden und aufgenommen wurde, lebt ein vorbestimmtes Leben, denn auch er soll später als Soldat für den König der Alven in den Kampf ziehen. Doch obwohl sein Leben vorbestimmt ist, läuft nichts so wie es sich sein „Vater“ vorgestellt hat, denn Fyn ist kein angesehener und beliebter Anwärter auf eine Position als Soldat, sondern ein Sonderling und Außenseiter, der nicht nur durch sein seltsames und ungewöhnliches Aussehen heraussticht, sondern auch durch seine Art. So ist es auch kein Wunder, dass Fyn sich am laufenden Band in Schwierigkeiten bringt.

Mein Fazit:

Die Autorin entführt einen in die bislang unbekannte und faszinierende Welt der Alven, die voller Magie und einzigartiger technischer Errungenschaften ist und mich als Leserin begeistert hat. Die Mischung aus Magie und Steampunk fand ich ausgewogen und deshalb auch gelungen. Die Alven an sich stellen ein wirklich interessantes Volk dar und waren mir so bislang völlig fremd, umso mehr hat es mich gefreut, diese nun kennen lernen zu dürfen. Auch die Atmosphäre des Buches empfand ich als angenehm, obwohl diese vor Düsterheit nur so strotze, passte sie doch perfekt zu den Protagonisten Fyn, der selber voller finsterer Gedanken ist und von negativen Einflüssen umgeben ist. Als ob sich seine Dunkelheit auf die Atmosphäre abgefärbt hätte.

Fyn ist kein leichter und unkomplizierter Charakter, der voller Lebenslust durchs Leben schreitet, eher das Gegenteil ist der Fall. Fyn wird als Findelkind von einen Elitesoldaten in die Obhut genommen und wächst mit den alleinigen Gedanken auf diesem gefallen zu wollen, um so seine Liebe zu gewinnen. Seine komplette Existenz richtet sich darauf, sich in den Augen seines „Vaters“ zu behaupten. Leider ist er voller Selbstzweifel und wird von seinen Perfektionismus manchmal praktisch überrannt, nichts ist im gut genug und falls er Fehler macht, so artet dies in jähzornigen Reaktionen aus. Damit tut er sich selber keinen wirklichen Gefallen. Hinzu kommt, dass er als Sonderling und Außenseiter betrachtet wird und nichts dagegen tut, um diesen Eindruck zu ändern. Ursächlich hierfür ist allerdings seine Kindheit, die er in vollkommener Isolation verbracht hat und deshalb nicht dazu fähig ist soziale Kontakte zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Wie man merkt, ist Fyn nicht wirklich ein sympathischer oder charismatischer Protagonist, aber irgendetwas hat er an sich, dass man trotz all seiner Fehler mit ihm sympathisiert und ihn einfach nur mag. Es sei dahin gestellt, ob das aus Mitleid passiert, aber trotz alledem mochte ich Fyn und habe mit ihm mit gefühlt. Er und sein Schicksal sind mir während des Lesens ans Herz gewachsen und deshalb war ich umso erfreuter als ich erste charakterliche Änderungen bemerkt habe, die sich hoffentlich weiter ausbauen werden.

Allerdings ist Fyn nicht der einzige „etwas“ ungewöhnliche Charakter innerhalb des Buches, denn da gäbe es noch Norizz, von dem man eigentlich nicht genau weiß, was er darstellen soll. Er kommt immer nur dann zum Vorschein, wenn Fyn sich körperlich oder psychisch schlecht fühlt und stellt so manchen Unfug an. Er kann allerdings nur von Fyn gesehen werden und bisweilen dachte er aufgrund dessen, dass er verrückt sei. Aber Norizz verkörpert mehr als das, er ist keine Erscheinung, sondern hängt auf irgendeine Art und Weise mit Fyn zusammen und stellt eine Art Alter Ego von Fyn dar. Diese Figur und das Geheimnis um ihn, haben mich während des Lesens wirklich in dem Sinne aufgeregt, dass ich nicht wusste, was genau Norizz ist und dieses Geheimnis so schnell wie möglich gelüftet haben wollte.

Der weibliche Protagonist wird von Ylenia verkörpert, die Fyn aus dem Gefängnis befreit und das im Austausch gegen eine Einstellung im alven`schen Königshaus. Ylenia ist frech, zickig, nimmt nie ein Blatt vor den Mund und ist einfach nur unverschämt für eine ehemalige Hofdame. Aber sie schafft es durch ihre ehrliche und direkte Art Fyn zu verzaubern, der sie am Anfang gar nicht mochte und gewinnt so sein Vertrauen. Aber auch sie ist mir nicht ganz geheuer. Ihr merkt man deutlich an, dass sie etwas im Schilde führt und Fyn nicht ohne Grund wiederholt rettet und so ihr Leben riskiert. Sie verfolgt einen Plan, wobei noch nicht ersichtlich ist für wen sie genau arbeitet und wie genau Fyn darin involviert ist und welche Rolle er in ihren Plan spielen soll.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Charaktere nicht gerade ein Ausbund an Freude und Glück dargestellt haben, aber trotz alledem durch ihre einzigartige und gewöhnungsbedürftige Art zumindest mich überzeugt haben und ich das Lesen des Buches sehr genossen habe. Das Buch hat viele Fragen aufgeworfen, die im zweiten Band hoffentlich beantwortet werden. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es mit Fyn und Ylenia weitergeht und was sie noch gemeinsam erleben werden.