Rezension

Für die Zielgruppe der jungen Mädchen bestimmt überzeugend, aber für Erwachsene "nur" 3,5 Sterne

Wo Schneeflocken glitzern - Cathryn Constable

Wo Schneeflocken glitzern
von Cathryn Constable

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurzbeschreibung:
Sophie ist überglücklich. Ihre Internatsklasse macht einen Schulausflug nach Russland. Dafür fälscht sie sogar die Unterschrift ihres Vormunds. Endlich wird sie das Land sehen, von dem sie schon ihr Leben lang träumt! Als aber ihre russische Betreuerin plötzlich aus dem Zug verschwindet, sind Sophie und ihre beiden Freundinnen auf sich allein gestellt, inmitten einer einsamen, tief verschneiten Winterlandschaft und ohne Verbindung zur Außenwelt. Doch Prinzessin Volkonskaja nimmt sie in ihrem Palast auf. Auch wenn Sophie rätselhaft ist, wieso sie die Mädchen bereits erwartet hat …

Meinung:
Schon alleine das Cover und die Aufmachung von „Wo Schneeflocken glitzern“ ist unglaublich märchenhaft, stimmungsvoll und verträumt und gut gewählt, da es sich bei der Geschichte auch um ein Wintermärchen handelt.

Sophie ist 13 Jahre alt und eine Waise. Nach dem Tod ihrer Eltern wächst sie bei einer Freundin ihrer Eltern auf, die sich aber nicht um Sophie kümmern will. So verbringt Sophie ihre Zeit in einem Internat, in dem sie vor allem durch ihre zerschlissenen Kleider auffällt, sonst aber immer unbeachtet bleibt. Sophie verhält sich zu Beginn der Geschichte schon sehr erwachsen, umso deutlicher wird daraufhin ihre Naivität, die im Verlauf der Geschichte immer mehr zunimmt. Sonst ist Sophie eigentlich wirklich sympathisch, will der Prinzessin unbedingt helfen und ist eine Protagonistin mit der sich die meisten Mädchen der Zielgruppe (11-14) bestimmt identifizieren können. Ihre beiden Freundinnen Marianne (die Schlaue) und Delphine (die Schöne, manchmal etwas Arrogante) sind für meinen Geschmack ein bisschen zu klischeehaft, aber dennoch haben sie ihr Herz am rechten Fleck, stehen Sophie bei und sorgen für einige unterhaltsame Dialoge.

Der Anfang der Geschichte ist wirklich vielversprechend und spannend. Sophie hat geheimnisvolle Träume von ihrem Vater und sehnt sich danach, einmal nach Russland zu reisen. Dabei wird man gedanklich sofort in eine malerische und märchenhafte Stimmung versetzt. Doch mit der Zeit lässt die Geschichte an sich, aber auch die verträumte Stimmung irgendwie etwas nach. Obwohl man sich dann bald mitten im geheimnisvollen Winterpalast befindet, fehlt ab da ein bisschen das gewisse Extra und die Liebe zum märchenhaften Detail. Bildhafte Beschreibungen und eine mysteriöse Atmosphäre sind zwar vorhanden, aber es reicht nicht ganz, um mich mit Haut und Haar in Sophies Winterwelt zu ziehen. Außerdem ist die Handlung, zumindest für erwachsene Leser, ziemlich schnell vorhersehbar, weshalb Sophies extreme Blindheit den Fakten und dem eigenartigen Verhalten der Erwachsenen gegenüber, gegen Ende meine Nerven schon etwas strapaziert hat.

Davon abgesehen ist die Geschichte wirklich schön und flüssig zu lesen. Obwohl immer mal wieder das ein oder andere russische Wort eingestreut wird, sorgt das nie dafür, dass die Geschichte ins Stocken gerät, sondern hat eher den positiven Effekt, dass man danach, wenn man möchte, ein paar einfache Wörter russisch gelernt hat. Auch wenn ich das Ende irgendwie ein bisschen zu offen und abrupt fand, werden die meisten offengebliebenen Fragen beantwortet, weshalb die Geschichte als abgeschlossen betrachtet werden kann.

Fazit:
Hinter diesem märchenhaften Cover steckt eine Geschichte, die schön und flüssig zu lesen ist und die Zielgruppe der 11-14 jährigen Mädchen bestimmt anspricht. Für die etwas älteren Leser treten nach einem guten Einstieg einige Wehrmutstropfen, wie z. B. Sophies Naivität oder vorhersehbare Wendungen auf. Doch trotz allem handelt es sich bei „Wo Schneeflocken glitzern“ um eine schöne Wintermärchengeschichte, die man vor allem kurz vor Weihnachten gut und gerne lesen kann. Von mir gibt’s solide 3,5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung für Mädchen bis 14 Jahre und diejenigen, die im Herzen jung geblieben sind.