Rezension

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Eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe

Demon Copperhead -

Demon Copperhead
von Barbara Kingsolver

Eine Geschichte über die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft, schnörkellos erzählt, aber nie ohne einen optimistischen Blick nach vorn. Demon Copperhead gelingt es, trotz all der Katastrophen und brutalen Verluste, nie die Hoffnung zu verlieren und immer noch genug Mitgefühl für die zu haben, die nicht seine Stärke besitzen.

Demon Copperhead – über 800 Seiten pralles, wahnsinniges, hungriges Leben. Meist hart und rasant , wie ein Football-Spiel, vielfach sogar erschreckend ob der menschlichen Abgründe und trotzdem nie ohne Hoffnung. Genau genommen ist Hoffnung der rote Faden, der sich durch die Geschichte von Damon aka Demon, dem Jungen mit den roten Haaren und den hellgrünen Augen, zieht. Damon kommt in einem Trailer im Hinterland von Virginia unter ziemlich ungünstigen Bedingungen zur Welt. Der Vater ist tot, die Mutter noch ein Teenager und mit Suchtproblemen. Zeitweise kümmert er sich mehr um seine Mutter als sie um ihn. In der Nachbarsfamilie, den Peggots findet er gewissen Halt und verbringt mit seinem Freund Maggot, dem Enkelsohn der Peggots, eine halbwegs unbeschwerte Kindheit, wie er es rückblickend schildert. Damons Geschichte, sein Kampf mit Drogenmissbrauch und Vernachlässigung ist eine Art rückwärts gerichtetes Reha-Tagebuch, vom Hauptprotagonisten erzählt in einer dem Alter entsprechenden Sichtweise und gleichzeitig sehr reflektiert und aufgeräumt: „Ja, das Leben ist manchmal scheiße, es gibt hungrige Nächte und fiese Menschen – aber immer noch besser, als in einer Kiste unter der Erde zu liegen und in einer Welt aus Nichts und Niemals zu schweben.“ (S. 480)
Was mir am meisten an diesem Buch gefällt, ist die wunderbare Sprache – „Der Zauber warst du, Demon.“ (S. 825) – und der unerschütterliche Optimismus, der jedes Kapitel durchdringt. Dies macht es möglich, in all die schrecklichen Abgründe menschlichen Daseins zu blicken, ohne dabei die ganze Zeit weinen zu müssen. Im Gegenteil, so wie man beim Lesen der ersten Hälfte des Buches spürt, der Höhepunkt dessen, was dieses Kind erleiden muss, kommt erst noch. Genauso weiß man, er kriegt es am Ende hin. Trotz all der Hindernisse und großen Verluste, bekommt Damon letztendlich seine Chance. Dafür bin ich der Autorin sehr dankbar.
Denn das Traurige an diesem Buch ist der ernste Hintergrund. Barbara Kingsolver kritisiert unsere Gesellschaft, die Institutionen und alle, die wegsehen, wenn Kinder hungern, ausgenutzt, verkauft werden, wenn sich keiner zuständig fühlt und eine Überdosis die einzige Zukunft zu sein scheint.