Rezension

Eine ostpreußische Familiengeschichte

Kornblumenzeit -

Kornblumenzeit
von Simona Wernicke

Bewertet mit 5 Sternen

1928 verliebt sich die Wirtstochter Käthe in den Bäckersohn Carl aus Locken. Als dieser seine Ausbildung zum Bäckermeister abgeschlossen hat, heiraten die beiden und führen eine glückliche Ehe. Carl erkennt früh die Gefahr, die von der NSDAP ausgeht. Da er als einziger Bäcker im Ort unabkömmlich ist, wird er nicht eingezogen. Er und seine Familie hängen an ihrem Besitz und dem guten Leben, das sie in vielen Jahren fleißiger Arbeit aufgebaut haben. Im Januar 1945 müssen sie sich jedoch auf die Flucht begeben. Ihr Ziel ist Berlin, aber es kommt ganz anders als gedacht.

Simona Wernicke beschreibt die Geschichte der Familie Kühnapfel sachlich und ausgesprochen empathisch. Alle Protagonisten werden detailliert und gut vorstellbar beschrieben. Im ersten Teil geht es um das arbeitsame und nicht immer leichte Leben, denn neben der Bäckerei galt es, die Felder zu bestellen und das Vieh zu versorgen. Dennoch gab es genügend Gelegenheiten zum fröhlichen und unbeschwerten Feiern. Im zweiten Teil erzählt Simona Wernicke von den Erlebnissen auf der Flucht, die sehr aufwühlend und berührend sind. Trotz der vielen Grausamkeiten gibt es immer wieder Menschen, denen das Leid anderer nicht gleichgültig ist.

In einem Epilog berichtet Simona Wernicke, wie es mit der Familie weiterging. Das hat mir als wichtige Ergänzung sehr gut gefallen.

Eine Karte von Ostpreußen, die in meinem Exemplar leider sehr unscharf ist, ergänzt den Roman.

Simona Wernicke, Jahrgang 1962, wurde in Berlin geboren, wo sie auch lebt. Sie arbeitete als Chefsekretärin und Redaktionsassistentin im Berliner Verlag. In ihrem Debüt-Roman verarbeitet sie die Erinnerungen ihres Vaters.

Fazit: ein wichtiger Roman über Flucht und Vertreibung und die daraus entstehenden Traumata. Ich kann diesen Roman uneingeschränkt empfehlen.