Rezension

Eine beeindruckende Reise zu den Halligen

Die Farbe des Nordwinds -

Die Farbe des Nordwinds
von Klara Jahn

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Farbe des Nordwinds“ von Klara Jahn ist ein sehr informatives Stück lebendigen Hallig-Lebens, eingebettet in zwei Geschichten - die eine im Heute und die andere erzählt vom Damals.

Eine Küstenschwalbe möchte Liske sein, Ellen eine Schnecke mit Haus. Die eine sehnt sich nach dem vollen, dichten Leben, die andere nach Ruhe - vielleicht gerade weil in Beider Leben das Gegenteil vorherrscht. Ellen zog mit ihrer Mutter alle Nase lang um, Liske rührte sich mit ihrem Vater nicht vom Fleck. „Wir sind sowas wie Schwestern“ sagten sie damals.

Wo sind sie hin, Liskes Träume? Sie wurde hier gebraucht, hat ihre Sehnsüchte der Wirklichkeit geopfert, ist hier verwurzelt und weiß genau, wie das Leben auf der Hallig funktioniert. So wie sie auch funktioniert. Raue Schale - weicher Kern? Da lass ich mich überraschen.

Die Autorin nimmt den Leser mit Ellen mit auf ihre Reise, in ihr neues Zuhause. Auf der Hallig, die sie schon als junges Mädchen geliebt hat, will sie die Kinder unterrichten. Hier möchte sie Wurzeln schlagen, mit den Halliglüd auf ihren Warften leben. Zwei Geschichten erzählt uns Klara Jahn wechselseitig – die eine im Hier und Jetzt mit Ellen und Liske und die andere führt uns 200 Jahre zurück in die Vergangenheit.

Im HEUTE war zu Anfang nicht viel, da war ich schon ein wenig enttäuscht, dachte: So eine Geschichte, die ich schon hunderte Male so ähnlich gelesen habe. Aber je weiter ich las, desto mehr war ich bei den einzelnen Personen. Jede für sich hatte was und sie alle hatten Ecken und Kanten.

Sehr anschaulich und mit zunehmendem Interesse erfuhr ich, eingebettet in die Story, vieles über die Halligen. Das Gleichgewicht zwischen Fauna und Flora. Mensch gegen Natur. Wie weit darf er eingreifen, was sollte er besser lassen? Ein Leben im Einklang der Natur. Mir gefällt diese Art, wie Wissen nähergebracht wird.  

Das DAMALS gefiel mir richtig gut, da war ich von Anfang an intensiv dabei. Raue Zeiten waren das, die Tage angefüllt mit Arbeit und der Aberglaube hatte wohl einen nicht zu geringen Platz. Über die große Februarflut 1825 habe ich gelesen und so einiges über die Geschichte der Halligen erfahren.

Man merkt dem Buch an, dass die Halligen, deren Schutz und deren  Kampf im Klimawandel, der nicht aufzuhalten ist, eine Herzensangelegenheit der Autorin sind. Ein eindrucksvolles Leseerlebnis, diese Reise ins nordfriesische Wattenmeer. Informativ, berührend, unterhaltsam.