Rezension

Die Kraft der Landschaft

Die Farbe des Nordwinds -

Die Farbe des Nordwinds
von Klara Jahn

Für diesen Roman hat sich Klara Jahn, auch unter bürgerlichen Namen als Julia Kröhn bekannt, in ein umfassendes Thema eingearbeitet und präsentiert es in einem literarischen Roman. Es geht um Umweltschutz, Küstenschutz, Vogelschutz, sowie das Leben auf den Halligen. Und es geht vor allem um Menschen und ihre Freundschaften.

Nach zwanzig Jahren kehrt Ellen, die hier kurze Zeit im Alter von 16 Jahren mit ihrer Mutter gelebt hat, auf die Halligen zurück. Damals hatte sie sich in diese vom Meer umspülten Flecken Erde verliebt. Sie hatte in all den Jahren ein mal mehr, mal weniger turbulentes Leben und hofft, hier als Halliglehrerin nun auch in ihrem Leben anzukommen. Doch nicht jeder auf der Hallig ist begeistert von ihrer Rückkehr. Besonders ihre damalige Stiefschwester Liske ist spröde und abweisend.

Ellen will sich nicht einschüchtern lassen und zieht Kraft aus der von ihr geliebten Landschaft.

Begleitet wird die Geschichte in der Gegenwart von den historischen Ereignissen der Jahrhundertflut um 1825. Eine Chronik von damals bildet die Grundlage eines kleinen Theaterstücks, welches Ellen mit den Schülerinnen und Schülern anlässlich des bevorstehenden Halligfestes einstudiert.

Dieser Teil ist, wie ich finde, hervorragend integriert. Jedes Kapitel aus der Gegenwart beinhaltet einen Abschnitt „Damals“, der sich mit den historischen Ereignissen befasst. Dennoch ist auch dieser Teil fiktiv aufgearbeitet, um ihn spannend zu gestalten. So erhält der Leser eine zweite Geschichte innerhalb des Romans. Wer möchte, kann auch alle „Damals“-Kapitel am Stück lesen. Die Querverbindungen zur Gegenwart können trotzdem gezogen werden, um den Zusammenhang zu verstehen. Die Parallelen sind dafür ohnehin erkennbar.

Klara Jahn, die viele Bestseller unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht hat, hat eine sehr gute Arbeit geleistet, um den Leser an die problematischen Situationen, die mit dem Leben auf einer Hallig einhergehen, heranzuführen.

Das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart ist optisch gut aufbereitet, der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Bei allen Konflikten der Halliglüd (Halligleute – Menschen, die auf einer Hallig leben), ist der Roman zudem unterhaltsam und spannend. Stets möchte man wissen, wie es mit einer Beziehung oder mit einem Projekt weitergeht. Sowohl in der Geschichte der Jahrhundertflut als auch in der der neuen Halliglehrerin Ellen.

Ich glaube, Julia Kröhn hat ihre selbstgesteckte Aufgabe, den Klimawandel und seine Auswirkungen in der heutigen Zeit auf den Halligen zu beschreiben, mit Bravour geleistet. Es ist ein sehr lesenswerter Roman!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021