Rezension

Ein vergessenes Kapitel der deutschen Geschichte

Die Wahrscheinlichkeit des Glücks - Gisa Klönne

Die Wahrscheinlichkeit des Glücks
von Gisa Klönne

Meriten hat sich Gisa Klönne bereits mit der fünfbändigen Krimi-Reihe um Kommissarin Judith Krieger erworben, bevor sie sich dem Genre des Familienromans zuwendet. 2013 erscheint der Roman „Das Lied der Stare nach dem Frost“, in dem sie Aspekte ihrer eigenen Familienhistorie verarbeitet, und auch zu ihrem neuesten Werk „Die Wahrscheinlichkeit des Glücks“ inspirieren sie Entdeckungen, die sie macht, als sie sich intensiver mit der Vergangenheit ihrer eigenen Herkunftsfamilie beschäftigt.

Frieda Telling steht im Zentrum, um sie rankt sich die Geschichte. Als Physikerin orientiert sie sich an Fakten. Sie ist es gewohnt, rational zu handeln und Vorgänge schlüssig erklären zu können. Deshalb schockiert sie der tragische Unfall ihrer Tochter Aline umso mehr, denn diese ist, nachdem sie ein Päckchen öffnet, das sie von ihrer Großmutter Henny bekommen hat, völlig verstört vor ein Auto gelaufen und liegt seither im Koma. Frieda fragt sich, warum ein roter Stofffetzen ihre Tochter so erschreckt hat und schickt sich an, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Allerdings gestaltet sich das schwieriger als gedacht, denn die einzige Person, die Licht ins Dunkel bringen kann, ist ihre Mutter. Und diese leidet an einer schnell voranschreitenden Demenz-Erkrankung…

Friedas Nachforschungen werden zu einer Reise in die Vergangenheit und konfrontieren sie mit einer dramatischen Familiengeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, die exemplarisch für das Schicksal vieler Deutschstämmigen in den Ostgebieten, in unserem Fall Siebenbürgen, steht.

Die Grausamkeiten des Krieges, Flucht und Vertreibung und nachfolgend die Internierung. Menschen begegnen sich, verlieben sich und werden wieder getrennt. Und sind immer auf der Suche nach einem Stück Heimat und Geborgenheit.

Gisa Klönne thematisiert am Beispiel zweier Familien ein Kapitel der deutschen Geschichte, das so nicht in den Geschichtsbüchern zu finden und weitestgehend unbekannt ist. Durch die Schilderung aus den verschiedenen Perspektiven gewinnt das Thema an Tiefe, wird persönlich und somit auch für den Leser sehr emotional und beeindruckend – aber zu keinem Zeitpunkt kitschig. Dafür gebe ich gerne eine Leseempfehlung ab!