Rezension

Ein trauriges und abenteuerliches Märchen

Das Reich der Tränen - Janine Wilk

Das Reich der Tränen
von Janine Wilk

Mia lebt mit ihren Eltern und einem Hund in einem großen Haus. Eigentlich könnte sie wie jedes andere Kind glücklich sein, hätte sie nicht eine frustrierte und strenge Mutter und einen teilnahmslosen Vater, der lieber jedem Konflikt ausweicht und sich vor jedem Streit flüchtet. Mia leidet unter diesen Konflikten, und immer wenn sie es nicht mehr aushält, flieht sind nach Diadalas, dem Reich der Tränen.
Ich muss ganz ehrlich gestehen das mir dieses Buch in erster Linie wegen der Covergestaltung ins Auge fiel. Zusammen mit dem Klappentext machte es erst einmal einen fantastischen und märchenhaften Eindruck auf mich. Dies ist es auch in erster Linie, dennoch möchte ich es auch als ein sehr ernst zu nehmendes Kinderbuch beschreiben. Denn die Autorin Janine Wilk thematisiert in dieser Handlung „häusliche Gewalt“.
Die Protagonistin Mia ist noch recht jung, leider fällt mir das genau Alter nicht mehr ein. Obwohl sie freundliche Lehrer hat und auch eine treue Freundin, schafft sie es nicht sich wegen ihres familiären Problems auch nur einer der genannten Personen, anzuvertrauen. Mia lebt ständig in der Angst, daheim etwas falsch zu machen und den Launen ihrer Mutter, gnadenlos ausgesetzt zu sein.
Wenn der Druck der auf ihr lastet, zu groß wird, flieht sie in eine Fantasiewelt. In einer Welt, in der ihr Golden Retriever zu einem Drachen wird und Mia selbst ein mutiges, tapferes Mädchen ist.
Spätestens jetzt wird der Leser bemerken, dass es sich nicht um ein wunderschönes Märchen handelt und sich die Geschichte durchaus melancholisch und bedrückend lesen lässt.
Allerdings hält die Tatsache, dass Mias Geschichte aus zwei verschiedenen Welten erzählt wird, die Stimmung des Lesers in der Waagschale. Denn in ihrer Fantasie stellt sie sich ihren Ängsten, bekommt Hilfe und merkt das Sie nicht alleine ist, wenn sie sich jemanden anvertraut.
Die Autorin bedient sich bei jedem Kapitel diverser Zitate und Elementen aus „der kleine Prinz“, „Die unendliche Geschichte“ und „Momo“ sowie „Schneewichtchen“.
Fantastische Illustrationen nehmen der Geschichte etwas den Schrecken.
Janine Wilk verwendet einen wunderschönen und bildhaften Schreibstil. Ob es die fantastische Welt oder eben die reale war, Ihre Art, diese verschiedenen Welten mit ihren Figuren zu präsentieren, fesselten mich an dieses Buch und ermöglichten mir einen leichten Lesefluss.
Dabei gab es einige grausame und bedrückende Szenen, vor allem wenn es um Mia und die Angst vor ihrer Mutter ging, die mich nachdenklich stimmten und auch sehr authentisch erschienen.

Fazit:
Aufgrund der Thematik ist „Das Reich der Tränen“ eine sehr ernst zunehmende und traurige Geschichte, die älteren Kindern und auch Erwachsenen bewusst macht, welch einen Leidensdruck Kinder haben, die Opfer häuslicher Gewalt werden und wie wichtig und weitreichend die Fantasie eines Kindes ist.
Auf eine beeindruckende Weise verpackt Janine Wilk  Mias traurige Kindheit und ihre Flucht in die Fantasie zu einem abenteuerlichen Märchen. Sie regt zum Nachdenken an, lässt hellhörig werden und beschäftigt den Leser noch im Nachhinein. Kleine Kritik gibt es von mir für das Ende, dass zwar in der fantastischen Welt völlig in Ordnung erschien aber in der realen für mich etwas zu offen blieb.
Im Nachwort der Autorin findet man noch hilfreiche Adressen und eine Erklärung, warum diese Geschichte zustande kam.
© Michaela Gutowsky